Mittwoch, Oktober 9


Die Frage der Woche

Andrea K. aus L. will wissen, ob man in einem lauschigen Restaurant in Italien besser bewerte als zu Hause. Wie wichtig ist die Erwartungshaltung aufgrund des Preises?

Ein Wein, getrunken in einem lauschigen Garten, schmeckt meistens gut. Man ist entspannt und geniesst die Umgebung. Der gleiche Tropfen kann im Alltag plötzlich nicht mehr überzeugen. An einem Tag bin ich in guter Form und Stimmung, am nächsten fällt alles etwas schwerer. Da wirkt der Wein unterschiedlich, einmal gefällt er, einmal eher nicht.

Auch der Preis ist ein entscheidender Faktor. Wenn ich weiss, dass die Flasche 50 oder gar mehr Franken kostet, herrscht die Überzeugung vor, dass der Wein gar nicht schlecht sein kann. Machen Sie einmal einen kleinen Test und verkosten Sie zwei Weine aus dem gleichen Anbaugebiet mit verdeckten Etiketten. Einen für 20 Franken, einen für 50 Franken. Es ist nicht sicher, dass das teurere Beispiel immer gewinnt.

Tatsächlich spielen äussere Einflüsse eine gewisse Rolle bei der Degustation eines Crus. Eine Verkostung ist stets eine Momentaufnahme. Man darf freilich das Setting nicht überschätzen. Ein exzellenter Wein sollte in jedem Fall seine Stärken ausspielen können. Ein mittelmässiger Wein ist und bleibt mittelmässig.

Fragen an: peter.keller@nzz.ch

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