Mittwoch, März 12

Ein muslimischer Zürcher Verein handelt im Widerspruch zu dem, was er öffentlich sagt. Diese Lippenbekenntnisse gegen Hass und Gewalt müssen ein Ende haben.

Ein muslimischer Verein mit Sitz in Zürich stellt öffentlich klar, dass er sich von Hassrede, Diskriminierung und Gewalt distanziere. Schön, möchte man den Verantwortlichen zurufen – dann handelt auch danach! Sonst ist das der faulste aller PR-Tricks: ein Lippenbekenntnis, mit dem man sich gegen Kritik zu imprägnieren versucht.

Der Verein «Dar Al Farah» kümmert sich seit zwanzig Jahren um die Integration arabischsprachiger Flüchtlinge und geniesst die Unterstützung der Behörden. Doch zu seinem Geburtstagsfest in der Stadthalle Dietikon hat er als Special Guest einen Prediger eingeladen, der durch antisemitische und frauenfeindliche Äusserungen aufgefallen ist. Das haben die Tamedia-Zeitungen öffentlich gemacht.

Schlimm genug, wenn ein Verein, der an der sensiblen Nahtstelle der Kulturen arbeitet, nicht selbst merkt, dass sein Stargast inakzeptabel ist. Noch schlimmer, wenn er auch im zweiten Anlauf nicht begreift, dass die einzige valable Reaktion darin bestehen kann, die Verbindung zum fraglichen Prediger zu kappen.

Der Form halber sei daran erinnert: Der Aufruf zu Hass, Diskriminierung und Gewalt ist in der Schweiz strafbar. Sich dagegenzustellen, sollte eine Selbstverständlichkeit sein, die man nicht extra bekunden muss. Wer es anders sieht, bewegt sich ausserhalb der Gesellschaftsordnung dieses Landes.

Dies gilt selbstredend für alle Organisationen und Privatpersonen, seien sie nun muslimisch, christlich, jüdisch oder areligiös. Auch wenn Erstgenannte zurzeit aufgrund der gehäuften antiisraelischen Proteste besonders im Fokus stehen.

Das gelebte Bekenntnis zu den Prinzipien des friedlichen Zusammenlebens ist umso wichtiger in einer Zeit, in der viele aufgrund der Grausamkeiten in Nahost zu unreflektierter Blockbildung und falscher Loyalität neigen. Statt sich auf die gemeinsamen Werte einer freien Gesellschaft zu besinnen.

Wenn ein Verein wie «Dar Al Farah» meint, die verbale Distanzierung von Hass, Diskriminierung und Gewalt tauge als Endpunkt einer Debatte, irrt er. Es ist der Ausgangspunkt.

«Wir sprechen uns klar gegen jegliche Form von Diskriminierung und Gewalt aus» – genau so schrieb das im Februar auch der Zürcher Kulturverein Zentralwäscherei, der wie «Dar Al Farah» die Unterstützung der Behörden geniesst. Dennoch hatte er es zugelassen, dass in seinen Räumen ein Redner eines antisemitischen, extremistischen Palästinensernetzwerks auftrat.

Ähnlich der Fall des Zürcher Vereins Ummah, einer muslimischen Jugendorganisation, die schon öffentliche Gelder erhielt, weil sie sich für Integration und gegen Extremismus einsetzt. Trotzdem wollte sie im letzten Herbst einen amerikanischen Imam als Redner einladen, der nach dem Terrorangriff der Hamas umgehend Israel als Terrorstaat und Schuldigen bezeichnete.

Als die Organisation den Anlass nach Kritik absagte, begründete sie dies damit, dass sonst die Teilnehmer Opfer von Vorurteilen werden könnten. Eine Distanzierung vom Gedankengut des Redners blieb aus.

Der Verein «Dar Al Farah» versucht es jetzt mit einem ähnlich durchsichtigen Manöver: Übersetzungen aus dem Arabischen könnten zu Missverständnissen führen. Das mag sein, aber die Verantwortlichen machen es sich zu einfach, wenn sie sich zu Opfern umdeuten.

Sie weichen so einer unbequemen Tatsache aus, die unter dem Druck des Krieges in Nahost sichtbar wird: Ein kleiner Teil der hiesigen Muslime hegt ohne Unrechtsbewusstsein Überzeugungen, die im Konflikt mit Grundprinzipien friedlichen Zusammenlebens stehen. Toleranz ist da kein Ausweg.

Wer das Problem überspielt und die Rolle des Aufpassers an andere delegiert – im jüngsten Fall schritten die Polizei und die Dietiker Behörden ein –, schadet dem Ansehen aller Muslime. Und er verwirkt das Recht auf öffentliche Unterstützung. Es ist zu hoffen, dass künftig keine Lippenbekenntnisse mehr zu hören sind und stattdessen endlich auf die Einladung radikaler Prediger verzichtet wird.

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