Dienstag, Februar 4

Am Dienstag beginnen in Saalbach die Ski-WM – das müssen Sie zum Grossanlass wissen.

Ist das Schweizer Team gerüstet für die WM?

Ja, und zwar so gut wie lange nicht mehr. Die Schweizer Fahrerinnen und Fahrer dominieren den Weltcup. Sie haben in diesem Winter schon 14 Rennen gewonnen und 42 Podestplätze errungen; von bisher ausgetragenen 46 Rennen. Im Schnitt fuhren sie also in fast jedem Rennen auf das Podest und gewannen ungefähr jedes dritte. In der Nationenwertung führt die Schweiz deutlich vor dem ewigen Rivalen Österreich.

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Hat die Schweiz folglich in jedem Rennen Medaillenchancen?

Es gibt Disziplinen, in denen alles andere als eine Medaille eine Enttäuschung wäre, weil die Schweizer derart breit aufgestellt sind. Und andere, in denen vieles an einem einzelnen Athleten hängt.

Zur ersten Kategorie zählen Abfahrt, Super-G und Riesenslalom der Männer. 11 der 16 Rennen in diesen Disziplinen haben die Schweizer gewonnen und insgesamt 22 Podestplätze eingefahren. Bei den Frauen glänzte bisher vor allem das Slalom-Team mit zwei Siegen und sechs Top-3-Ergebnissen.

Komplizierter wird es für die Schweizer Equipe im Slalom der Männer und im Riesenslalom der Frauen; hier ist die Podestquote bis anhin am tiefsten und die Zahl der Medaillenanwärter am kleinsten.

Wer sind die Schweizer Trümpfe?

Marco Odermatt tritt in Abfahrt, Super-G und Riesenslalom an, und in allen drei Rennen startet er als Weltcup-Führender und somit als Topfavorit. In der Abfahrt stellt die Schweiz mit Alexis Monney und Justin Murisier zwei weitere Saisonsieger. Dazu kommt mit Franjo von Allmen ein dreifacher Podestfahrer, der zudem einen Sieg im Super-G errungen hat – jener Disziplin, in der Stefan Rogentin ebenfalls zweimal auf dem Podest stand. Und dann ist da noch Loïc Meillard, der Walliser, im Riesenslalom und im Slalom zum Kreis der Favoriten gehört.

Im Frauenteam stechen zwei Namen heraus: Camille Rast und Lara Gut-Behrami. Die Walliserin hat in dieser Saison schon zwei Slaloms gewonnen; die Tessinerin feierte beim Super-G in Garmisch-Partenkirchen den ersten Saisonsieg und fuhr auch in Abfahrt und Riesenslalom schon aufs Podest. Im Slalom befindet sich Wendy Holdener in ausgezeichneter Verfassung.

Corinne Suter verletzte sich im letzten Winter zwar schwer, wurde jüngst aber immer schneller: Rang drei im Super-G von Cortina d’Ampezzo, Rang drei bei der Abfahrt in Garmisch-Partenkirchen. Und an Grossanlässen hat die Innerschweizerin seit 2019 jedes Mal einen Podestplatz erreicht. An den letzten drei WM gewann sie fünf Speed-Medaillen, dazu kommt der Abfahrts-Olympiasieg 2022.

Könnten das gar die beste Schweizer WM der Geschichte werden?

Die besten Weltmeisterschaften der Geschichte waren die legendären Heim-WM in Crans-Montana 1987. Heuer in Saalbach müsste schon alles zusammenpassen, damit das Schweizer Team an die Ausbeute vor 38 Jahren herankommt. Damals gewann es 14 Medaillen, darunter 8 von 10 Goldmedaillen.

Vergleiche sind kompliziert, nur schon, weil es heute keine Kombination mehr gibt. Wenn man die bisherigen Ergebnisse dieser Saison umrechnet, müsste das Schweizer Team in Slalom, Riesenslalom, Super-G und Abfahrt 7 Medaillen gewinnen. Mehr gewann sie in diesen Disziplinen letztmals an den WM in Vail (8) und Crans-Montana (12) in den goldenen 1980er Jahren.

An Grossanlässen kommt es bekanntlich selten so, wie es soll, weil Wind und Wetter eine Rolle spielen und Aussenseiter alles riskieren und den Favoriten manchmal davonfahren. Wenn die Schweizer Fahrerinnen und Fahrer auf die 7 Medaillen kämen, wäre das deshalb ein Erfolg. Und auch historisch, weil dieser Wert seit den 1980er Jahren unerreicht ist, wenn man Podestplätze in der Kombination oder im Teamwettbewerb abzieht.

Was ist neu an diesen WM?

Die Alpine Kombination, die in verschiedenen Varianten bisher immer Teil der Ski-WM war, wurde aus dem Programm gestrichen. Neu gibt es dafür eine Team-Kombination von Frauen und Männern, dazu einen Team-Parallel-Event. Das hat zur Folge, dass statt 13 nur noch 11 Entscheidungen fallen werden.

Team-Kombination, was ist das?

Sie ist die grosse Neuerung an den diesjährigen WM. Eine Athletin bestreitet die Abfahrt, eine andere einen Slalomlauf. Dann wird addiert. Der Wettbewerb könnte durchaus seinen Reiz haben, wobei vieles davon abhängen wird, wer antritt. Bei den Frauen hat Lindsey Vonn bereits eine Teilnahme mit Mikaela Shiffrin ins Spiel gebracht. Im Schweizer Männerteam wäre das Duo Odermatt/Meillard erfolgversprechend.

Wie ist vor den Heim-WM die Stimmungslage in Österreich?

Die österreichischen Skifans blicken den Weltmeisterschaften gelassen entgegen. Nach nur zwei Saisonsiegen sind die Erwartungen an das Heimteam nicht allzu gross, auch wenn dieses ausgiebig auf der WM-Piste trainieren durfte. Das Skifest rund um das Sportliche wird in kleinerer Dimension stattfinden als an den letzten WM in Österreich, die 2013 in Schladming stattfanden. Das Zielstadion bot damals Platz für doppelt so viele Zuschauer, insgesamt kamen 300 000 Menschen. Für Saalbach-Hinterglemm sind Stand Montag 100 000 Tickets verkauft, wobei einzig das Technik-Wochenende zum Schluss nahezu ausverkauft ist. Platz hat es täglich für 15 000 Zuschauer, das Ziel und die Fanmeile befinden sich unmittelbar im Dorf von Hinterglemm, was die Ski-Party begünstigen dürfte.

Was muss man über Saalbach wissen?

Der Skicircus Saalbach Hinterglemm Leogang «Fieberbrunn» gehört mit 270 Pistenkilometern zu den zehn grössten Skigebieten Europas und liegt halb im Salzburgerland und halb in Tirol. Bereits 1991 wurden hier Weltmeisterschaften ausgetragen, die Schweizer nahmen dabei 6 Medaillen nach Hause, 3 davon in Gold: Franz Heinzer in der Abfahrt, Vreni Schneider im Slalom und Chantal Bournissen in der Kombination holten den Titel. In Erinnerung geblieben sind jene WM wegen der Sonne, die jeden Tag für Kaiserwetter sorgte – aber auch für Verschiebungen wegen der hohen Temperaturen.

Franz Heinzer downhill gold (WCS Saalbach 1991)

Auf welcher Strecke wird gefahren?

Alle Rennen finden am selben Berg statt, am Zwölferkogel, und haben denselben Zielbereich. Die Abfahrtsstrecken der Frauen (Piste «Ulli Maier») und der Männer (Piste «Schneekristall») sind aber getrennt. Die Männer starten auf 1980 m.ü.M, die Frauen auf 1830 m.ü.M, die Abfahrten sind rund drei Kilometer lang. Noch muss man das Urteil der Fahrerinnen und Fahrer in den ersten Trainings am Dienstag und Mittwoch abwarten, aber der Hang gehört sicher nicht zu den schwierigsten im Circus. Technisch anspruchsvoll soll es bei den Männern vor allem zu Beginn der Abfahrt, bei den Frauen im Zielhang sein. Gleiterinnen und Gleiter haben in den Speed-Disziplinen wohl gute Chancen.

Wann muss ich den Fernseher einschalten?

Am Dienstagnachmittag erfolgt mit dem Team-Parallel-Event der Aufgalopp. So richtig los geht es dann am Donnerstag mit dem Super-G der Frauen. Am Wochenende stehen die Abfahrten auf dem Programm, am kommenden Dienstag und Mittwoch die neuen Team-Kombinationen, zum Ende der WM dann die technischen Wettbewerbe.

Welche Athleten muss ich neben den Schweizern im Auge haben?

Vor allem zwei Amerikanerinnen, die beide auf ihre Art ein Comeback feiern. Lindsey Vonn, die 40-Jährige, die diesen Winter nach fünf Jahren Pause und mit einem künstlichen Kniegelenk zurückgekehrt ist. Und Mikaela Shiffrin, die erfolgreichste Athletin in der Geschichte des Weltcups, die sich Ende November in Killington verletzt hatte – und in Courchevel wieder mitfuhr und dabei nur Rang zehn erreichte. So weit hinten war sie als Letztes im Slalom 2014 klassiert gewesen.

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