Tina J. aus Z. will wissen, ob Orange Wines ein momentaner Modetrend seien. Wird sich diese Weinstilistik längerfristig im grossen Stil durchsetzen?
Orange Wines werden in gewissen (Sommelier-)Kreisen gehypt. Wer sich nicht dazu bekennt, läuft Gefahr, als Banause bezeichnet zu werden. Ich bin nicht ganz gleicher Meinung, denn diese Gewächse polarisieren. Wer sie nicht mag, ist noch lange nicht kein Weinkenner oder keine Weinkennerin.
Ein Orange Wine ist ein weisses Gewächs, das wie ein Rotwein produziert, also mit den Traubenschalen auf der Maische vergoren wird. Dank dieser Vinifikation erhält er seine dunkelgelbe, fast orange Farbe. Diese Art Wein ist zwar im Kommen, durchaus trendy, aber ich glaube, dass es mittel- und langfristig eine Nische bleiben wird.
Orange Wines, deren Wurzeln in Georgien liegen, haben durchaus ihren Reiz: Sie sind aromatisch spannend, komplex, besitzen spürbare Gerbstoffe, sind im guten Fall lange haltbar und auch als Begleiter von Speisen einsetzbar. Es gibt Winzer, die behaupten, dass sie grössere Aha-Effekte auslösen. Bei mir ist es nicht der Fall. Emotionen sind auch möglich bei Weinen, die traditionell, aber durchaus biologisch oder biodynamisch erzeugt werden. Orange Wines sind Tropfen, die sich dem Geniesser und der Geniesserin nicht sofort erschliessen. Sie mögen eine spannende Alternative sein, werden sich meiner Meinung nach aber nicht im grösseren Stil durchsetzen.
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