Sonntag, Oktober 6

Neulich machte mir eine Freundin ein Kompliment zu meinem Bauch, wobei sie allerdings sich selber herunterzog: «Ich kann so etwas nicht mehr tragen.» Ich frage mich, wie man solche Situationen auflösen kann, ohne sich aus Bescheidenheit ebenfalls runterzumachen. – Nora F., Basel

Liebe Nora, ein Kompliment anzunehmen, ist schon schwer genug (nein, bin doch auch zu dick, das Kleid war ganz billig usw.), besonders dann, wenn die andere Person sich selbst dabei kleinmacht. Das. Muss. Ein. Ende. Haben. Wenn eine Frau etwas Nettes zu einer anderen Frau sagt, dann kann das so stehen bleiben, und man sollte sich das antrainierte Unbehagen irgendwie verkneifen. Es muss nicht noch mehr toxischer Müll durch die Welt flottieren. Es ist okay, sein eigenes Unbehagen gegenüber seinem Körper anzusprechen, aber dann sollte man das separat thematisieren. Dieses Zusammenschrumpfen von Komplimenten müssen wir uns dringend abgewöhnen. Wer hat gesagt, dass man nicht stolz sein darf auf das schöne Kleid, die tollen Haare, die sportliche Figur? Man nimmt doch niemandem etwas weg, wenn man sich an sich selbst erfreuen kann. Im Gegenteil: So bekommen die eigenen Komplimente an andere erst richtig Wumms.

Ihre Fragen senden Sie bitte an: hatdasstil@nzz.ch

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