Montag, Oktober 7


Filmstar

Die Modewelt hat sich längst in die Schauspielerin verliebt. Mit ihrer neuen Kampagne für die Schweizer Marke On spricht sie nun ein breiteres (und sportlicheres) Publikum an. Wer ist Zendaya eigentlich?

Zwölf Zentimeter. So hoch ist der dünne Stiletto-Absatz der «So Kate»-Pumps von Christian Louboutin. Zendaya trägt den Schuh – von manchen als Folterinstrument bezeichnet – so souverän, als sei er ein Birkenstock. Über rote Teppiche und in Talkshows, zu grellgrünen Cargohosen und zum Vintage-Jupe mit Federturnüre von Vivienne Westwood. Und dies, seit sie 14 Jahre alt ist.

Das bereitete der Schauspielerin, wie ihr langjähriger Stylist Law Roach kürzlich im Podcast «The Cutting Room Floor» verriet, zuerst grosse Schwierigkeiten. Doch sie habe gelernt, damit umzugehen. Es ist das zentrale Paradox der Zendaya, das nicht nur bei unbequemen Schuhen zum Tragen kommt: die Erscheinung der Mühelosigkeit, obwohl man weiss oder zumindest vermutet, dass harte Arbeit dahintersteckt.

Tennisfilm und Tenniskampagne

Das hat dem einstigen Kinderstar zum Weltruhm verholfen. Dieses Jahr war die 27-Jährige auf der Kinoleinwand bereits neben Timothée Chalamet und Austin Butler in «Dune: Part Two» und in der Hauptrolle von Luca Guadagninos Tennisfilm «Challengers» zu sehen. Für ihre Rolle als drogensüchtiger Teenager Rue in der Hitserie «Euphoria» (2019) hat sie zwei Emmy-Awards gewonnen. Firmen werben mit ihrem Gesicht gerne für Luxusmode (Valentino, Louis Vuitton), Wasser (Smartwater), Schmuck (Bulgari) und Sportbekleidung (On).

Die Schweizer Firma hat eben erst einen neuen Werbefilm mit Zendaya und Roger Federer lanciert, Teil einer «mehrjährigen Partnerschaft». Sie spielen Tennis ohne Bälle (nicht als Metapher, sondern wirklich); die Musik und die Machart erinnern an «Challengers», bei dem Zendaya auch als Produzentin mitwirkte. Für den Dreh des Clips weilte Zendaya in Zürich, besuchte mehrere Geschäfte für Vintage-Mode und ein Momo-Restaurant. Dass sie für On wirbt, wird als Coup für deren internationalen Expansionskurs und den neuen Fokus auf Kleidung gesehen. Sie würde 100 Paar Schuhe kaufen, schrieb ein Fan unter einem Tiktok-Video der Marke, «nur wegen Zendaya». «Lasst mich diese Preise mal anschauen gehen», schrieb eine andere, denn sie vertraue «Z», wie Zendaya von ihren Fans genannt wird.

On | Roger vs Zendaya

Gemusterte Strumpfhosen und eine grelle Serie

Zendaya Coleman wuchs in Oakland, Kalifornien, als Tochter eines afroamerikanischen Vaters und einer weissen Mutter auf. Schon in der Primarschule spielte sie in Theaterstücken mit und gehörte einer Hip-Hop-Tanzgruppe an. In der siebten Klasse zog sie nach Los Angeles, wo sie als Model für Marken wie Old Navy arbeitete, in Werbespots mitwirkte und in einer kinderfreundlichen Version von Katy Perrys Hit «Hot n Cold» mitsang und -tanzte.

Als Dreizehnjährige erhielt sie neben Bella Thorne die ebenfalls singende und tanzende Hauptrolle in der Disney-Serie «Shake It Up», deren Ästhetik man bestenfalls als «grell» beschreiben kann. Für Auftritte auf dem roten Teppich wurde sie schon damals vom Chicagoer Stylisten Law Roach eingekleidet, obwohl er sie nicht vor den Geschmacksverirrungen des Teenageralters – gemusterte Strumpfhosen, türkis angemalte Zehennägel – abhielt.

Dreadlocks an den Oscars

Doch mit der Zeit löste sich Zendaya von Disney und dem dort so gern kultivierten Prinzessinnen-Image. Statt auf Skandale setzt sie auf kleine TV-Rollen, Auftritte in Reality-Shows und eine immer stärker werdende modische Identität. Zu den Oscars 2015 trug Zendaya ein weisses, bodenlanges Korsettkleid von Vivienne Westwood und ihre Haare zu langen Faux-Dreadlocks gedreht. Sie sehe aus, als ob sie «nach Patchouliöl und Gras» riechen würde, sagte die Moderatorin Giuliana Rancic im Promi-Fernsehsender «E!» über den Look.

Entrüstung folgte. Zendaya reagierte postwendend, aber überlegt: «Es gibt einen schmalen Grat zwischen lustig und respektlos», schrieb sie auf Instagram über den Vorfall. Rancics Kommentare bedienten Stereotype und seien «outrageously offensive». In Windeseile kreierte Mattel eine Zendaya-Barbie mit ebendiesem Outfit und Haarstil. Jahre später sagte sie in einem Interview, es sei ein Moment der Realisierung gewesen: «So geschieht der Wandel. Und es brachte mich zum Nachdenken: Wie konnte ich immer einen dauerhaften Einfluss darauf haben, wie die Menschen People of Color sehen und womit sie sie assoziieren?»

Mode im Doppelpack

Während Zendayas Rollen grösser wurden – ab 2017 spielte sie in drei «Spider Man»-Filmen mit, neben Tom Holland, ihrem jetzigen Freund –, wurde es auch ihr Stil. 2019 wurde sie dank «Euphoria» die letzten Überbleibsel ihrer Disney-Vergangenheit los. Sie kreierte für Tommy Hilfiger Kollektionen und war Testimonial für grosse Luxuslabels wie Valentino. Auf dem roten Teppich tauchte sie zunehmend in seltenen Looks aus Designer-Archiven auf, die ihr Stylist Law Roach für sie ausgesucht hatte.

Auch Roach selbst inszeniert sich gerne an Zendayas Seite – mal als ihre gute Fee (an der Met-Gala 2019, als Zendaya Cinderella verkörperte) oder als ihr Mit-Ausserirdischer (an der Londoner Premiere von «Dune 2», wo Zendaya im Roboteranzug von Thierry Mugler auftauchte). Da schätzen zwei das Rampenlicht, denkt man sich. Aber auch: Da haben zwei richtig Spass an der Mode.

Als sich der Begriff des «Method Dressing» verbreitete, entpuppte sich Zendaya als das beste Beispiel dafür. Seit einiger Zeit taucht sie zu Presseterminen in Kleidung auf, die gerade so gut dem Universum des Films entstammen könnte.

Zendaya, die Zeitlose

Überhaupt sind die Parallelen zwischen ihrer Arbeit als Schauspielerin und Stilvorbild unübersehbar. In einem verspielten Stilratgeber aus ihrer Teenie-Zeit nannte sich Zendaya selbst ein «modisches Chamäleon». Als sie 2022 vom «Time Magazine» zu einer der 100 einflussreichsten Persönlichkeiten des Jahres gekürt wurde, schrieb der «Dune»-Regisseur Denis Villeneuve, Zendaya habe schon viele Leben gelebt und sei trotzdem so jung wie der Frühling: «Sie ist zeitlos, und sie kann alles.»

Der Konsens: An ihr sieht nichts fehl am Platz aus. Nicht einmal ein pinker Brustpanzer von Tom Ford oder ein rückenfreies Kleid von Roberto Cavalli, bei dem sich zwei goldene Schlangen die Wirbelsäule hochschlängeln. Obwohl sie privat eher in zerrissenen Jeans und Turnschuhen fotografiert wird und sich in Interviews bodenständig und manchmal etwas unbeholfen gibt. Auch Social Media nutzt Zendaya kaum, denn es mache sie ängstlich. Für jemanden, der gerne als prototypisches Vorbild der Gen Z bezeichnet wird, ist das eine unerwartete Aussage. Es scheint ihre 183 Millionen Instagram-Follower nicht zu kümmern.

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