Dienstag, Januar 7

In dieser Mailänder Stadtwohnung werden Spiegel als bogenförmige Türen verwendet: Sie sollen sowohl einladen als auch abschirmen. Für den Innenausbau verantwortlich ist der Architekt Massimiliano Locatelli.

Spiegel haben in der Innenarchitektur verschiedenste Funktionen: Sie können Räume vergrössern, Licht reflektieren, Zimmer verbinden – oder sie trennen. Besonders schön zeigt sich das in diesem Mailänder Apartment, das halb Wohnung und halb Büro ist. Türen sind hier als Spiegel getarnt. Sind sie geschlossen, ahnt kaum jemand, dass sich dahinter das Arbeitszimmer versteckt. Vielmehr nimmt man die Bögen als dekoratives Element wahr, das die beiden Zimmer grösser wirken lässt und heller macht.

Hier wohnen und arbeiten Phil America und Jenny D. Pham. Er ist Künstler und Kreativdirektor, sie Marketingmanagerin. Gemeinsam haben sie die Möbel- und Accessoiremarke Objects Are By gegründet, nachdem sie von Los Angeles nach Mailand umgezogen waren. Die Wohnung aus den 1930er Jahren ist ein Bijou, wenn dies auch nicht auf den ersten Blick erkennbar war.

Als Phil America und Jenny D. Pham die Immobilie kauften, war sie frisch saniert. Doch es fehlte ihr an Charme. Es war Massimiliano Locatelli, ein befreundeter Architekt, der die Stadtwohnung komplett neu gestaltete. Nicht nur war es ihm ein Anliegen, dass Arbeit und Freizeit nebeneinander Platz finden, er wollte auch die Geschichte des Hauses wieder hervorheben.

«Meine Absicht ist es immer, dem Kontext Beachtung zu schenken», sagt Locatelli über seine Arbeit. Das Gebäude stammt aus der Zeit des Rationalismus in Italien. Man erkennt dies bereits, bevor man das Haus durch den gewölbten Eingang betritt: Der Bogen sei ein typisches Element dieser historischen Epoche, erklärt der Architekt. «Man denke an das ‹Colosseo quadrato› in Rom oder das Museo del Novecento in Mailand.»

Nun dienen sie zur Abschirmung zweier verschiedener Welten: Ist die Tür vom Arbeitszimmer zum Wohnzimmer geschlossen, wird der kleine Raum zu einem Universum voller Bücher. In der Türe spiegelt sich das Regal. Ist sie hingegen geöffnet, wird der Bogen zu einem Verbindungstor.

Italienische Designklassiker

Die Inneneinrichtung im Wohnzimmer ist schlicht gehalten, der Fokus liegt auf italienischen Designklassikern. Sofort ins Auge sticht Mario Bellinis Sofa «Camaleonda» im Farbton «Carta da zucchero» – der Lieblingsfarbe der beiden Eigentümer. Ebenfalls von B&B Italia ist der Esstisch «Allure O’», der durch die Freischwingerstühle von Marcel Breuer ergänzt wird. Über dem Tisch hängt die Taraxacum-Leuchte von Achille Castiglioni, die er für den italienischen Leuchtenhersteller Flos entworfen hat.

Das Fischgrätparkett in Wohn- und Arbeitszimmer liess Massimiliano Locatelli restaurieren, um es im Original belassen zu können. Eine Hommage an die 1930er Jahre sind auch die grünen Terrazzofliesen, die im Badezimmer zu finden sind.

Vieles von dem, was in der 140 Quadratmeter grossen Stadtwohnung steht, haben Massimiliano Locatelli und sein Team massgefertigt. So etwa der Einbauschrank mit integriertem Bett im Gästezimmer wie auch die verspiegelten Schränke im Gang, die das Spiel mit Wahrnehmung und Perspektiven im Eingangsbereich nochmals aufnehmen.

Massimiliano Locatelli sagt, mit Spiegeln sei beinahe alles möglich: «Das Einzige, was man beachten muss, ist, dass Menschen und Katzen noch unterscheiden können, was echt ist und was nicht!»

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