Donnerstag, Mai 8

Auf der Suche nach Futter finden Ameisen den Weg auch in höher gelegene Wohnungen. Wie sich das verhindern lässt – ein paar Hausmittel und wann es professionelle Hilfe braucht.

Der Frühling ist die Zeit, wenn Mensch und Ameise besonders häufig aufeinandertreffen. In der Natur finden die Ameisen noch nicht genug zu futtern, also sehen sie sich in den Häusern der Menschen nach Essbarem um. Wer sich im oberen Geschoss eines Wohnhauses sicher wähnte, wird schnell eines Besseren belehrt.

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In der Schweiz sind laut dem Bundesamt für Umwelt (Bafu) 132 Ameisenarten heimisch. 46 Arten gelten als gefährdet. Die ökologische Bedeutung der Insekten ist unbestritten – sie fressen unter anderem Aas und Baumschädlinge, verteilen Pflanzensamen, lockern und düngen den Boden. Doch im Haus mag man sie nicht haben.

Wie erkenne ich ein Ameisenproblem, und was hilft gegen die tierischen Eindringlinge?

Lebensmittel luftdicht verpacken, Duftspur verwischen

Meist sind die Ameisennester im Freien zu finden, zum Beispiel unter Gehwegplatten. Diese sollte man auf Splitt legen, denn den mögen die Insekten nicht – im Gegensatz zum Beispiel zu Sand können sie damit keine Nester bauen. Befindet sich ein ganzes Nest im Garten, kann man auch versuchen, dieses umzusiedeln. So rät beispielsweise das Bayerische Landesamt für Umwelt, einen mit Stroh oder Holzwolle gefüllten Blumentopf zu wässern und mit einem Lockstoff zu versehen und dann umgedreht auf das Nest zu stellen. Wenn das Volk nach ein paar Tagen eingezogen ist, kann man es umplatzieren.

Wo Blattläuse sind, sind oft auch Ameisen nicht weit – denn die süsse Ausscheidung der Läuse, der sogenannte Honigtau, ist für Ameisen ein echter Leckerbissen. Im Gegenzug verteidigen die Ameisen ihre «Nutztiere» gegen deren Fressfeinde wie Marienkäfer, was den Befall mit Blattläusen auf Pflanzen noch verstärkt. Der Naturschutzbund (Nabu) empfiehlt, auf befallenen Sträuchern oder Bäumen Leimringe an den Stämmen anzubringen, um zu verhindern, dass die Ameisen nach oben krabbeln. Wo sich viele Nützlinge wie Marienkäfer oder Schlupfwespen aufhalten, haben es Blattläuse nicht leicht. Dann verschwinden auch die Ameisen.

Das Beste ist, die Ameisen sich gar nicht erst im Haus ausbreiten zu lassen. Sie sind zwar ungefährlich und übertragen in der Regel keine Krankheiten, sind aber lästig. Bei einem einzelnen gesichteten Exemplar handelt es sich meist um eine sogenannte Kundschafter-Ameise. Entdeckt der Späher eine Futterquelle, legt er eine Duftspur von dort auf dem Weg zurück ins Nest. Die anderen Ameisen folgen der Spur. Daher sollte man einzelne Tiere schnell aufsammeln und ins Freie befördern.

Danach den Boden feucht wischen, am besten mit ein paar Spritzern Essig im Putzwasser, um die Duftspuren zu beseitigen. Generell sollen verschiedene Gerüche, zum Beispiel Lavendel, Zimt oder Majoran, abschreckend auf Ameisen wirken.

Oft werden Hausmittel wie Natron genannt, die, mit einem Lockmittel wie Zucker versehen, die Ameisen anlocken und töten. Allerdings sterben die Tiere dadurch einen langsamen und qualvollen Tod. Auch andere Tiere, die die toten Ameisen dann fressen, nehmen womöglich Schaden.

Um den Ameisen den Weg ins Haus zu versperren, sollte man Ritzen und Spalten in der Fassade oder um Lüftungen mit Silikon verschliessen. Auch Insektengitter an oft geöffneten Fenstern sind hilfreich. Ameisenstrassen kann man umleiten oder unterbrechen, zum Beispiel mit doppelseitigem Klebeband.

Lebensmittel sollten immer luftdicht verpackt aufbewahrt werden, das gilt besonders für zuckerhaltige Produkte. Auch Reste im Futternapf stellen für Ameisen ein gefundenes Fressen dar. Krümel ziehen Ameisen an, daher den Boden fegen, Regale und Schubladen von Krümeln befreien. Müllsäcke sollte man nicht auf dem Balkon abstellen, sondern direkt in den Container bringen. Organischer Abfall sollte täglich aus der Wohnung gebracht werden.

Ab wann ist es ratsam, einen Schädlingsbekämpfer beizuziehen? Das sollte man tun, wenn die Plage überhandnimmt oder wenn sich das Ameisennest im Haus selber befindet. Hier selber mit Insektiziden zu hantieren, ist nicht ratsam. Auch bei Verdacht auf Holzameisen, die als Materialschädlinge gelten, sollte man Fachleute ins Haus oder in die Wohnung holen.

Invasive Arten erobern die Schweiz

In den letzten Jahren haben sich die Tapinoma-Ameisen aus dem Mittelmeerraum nördlich der Alpen ausgebreitet. Der Handel mit mediterranen Pflanzen wie Olivenbäumen und Palmen hat ihre Ausbreitung gefördert. Sie leben zu Millionen in sogenannten Superkolonien. Während Ameisen normalerweise nur eine Königin im Nest haben und aggressiv gegenüber anderen Ameisenvölkern auftreten, gibt es in Superkolonien Hunderte von Königinnen, und alle Völker arbeiten zusammen.

In den Häusern können sie grossen Schaden anrichten, Kabel zerbeissen und sogar Stromausfälle auslösen. Die süddeutsche Stadt Kehl erlangte über die Grenzen hinaus Bekanntheit, weil Tapinoma-Ameisen dort ganze Strassenzüge und einen Spielplatz untertunnelt hatten. Für Schädlingsbekämpfer ist es ein langwieriger, über Monate dauernder Prozess, einen Ableger einer Kolonie zu beseitigen. Sie müssen die meist mehreren hundert Königinnen einer Kolonie alle erwischen. Sie legen dafür unterschiedliche Gelköder aus oder bekämpfen die Tiere – wie in Kehl mit einem Heisswassergerät. Dabei werde fast kochend heisses Wasser aus einer Lanze dort ins Erdreich gesprüht, wo ein Ameisenbau ausgemacht worden sei, heisst es in der Erklärung auf der Website der Stadt Kehl. Das seitlich austretende Wasser zerstöre zudem die Gänge.

Auch bei der Pharaoameise, einer kleinen invasiven Art aus den Tropen, gilt Vorsicht. Hier sollte direkt der Kammerjäger anrücken. Die bernsteinfarbenen Allesfresser, die auch Fleisch und Blut nicht verschmähen, siedeln sich in Gebäuden mit Zentralheizung wie Spitälern, Grossküchen, aber auch Wohnhäusern an. Wenn sie sich ausbreiten, können sie unter anderem Salmonellen und Streptokokken übertragen. In Deutschland und in einigen Schweizer Kantonen ist ein Befall mit Pharaoameisen meldepflichtig.

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