Die Schweizerinnen treffen im Billie-Jean-King-Cup in Biel auf Serbien. Der Vorverkauf für das Duell verlief bisher enttäuschend. Der Captain Heinz Günthardt hat eine interessante Begründung dafür.
Es wurde viel gelacht an diesem Dienstagnachmittag. Die Stimmung war ausgelassen und entspannt. Heinz Günthardt, der Captain des Schweizer Teams im Billie-Jean-King-Cup, stand flankiert von seinen Spielerinnen in der Halle von Swiss Tennis in Biel. Links von ihm Viktorija Golubic und die jungen Céline Naef und Simona Waltert. Rechts Jil Teichmann – und natürlich Belinda Bencic. Günthardt sagte: «Jetzt ist unser Weltmeister-Team wieder komplett.»
Vor zwei Jahren hatten die Schweizerinnen in Glasgow erstmals in der Geschichte den wichtigsten Teamwettbewerb im Frauentennis gewonnen, den ehemaligen Fed-Cup, der zu Ehren der WTA-Gründerin umbenannt worden war. Im Jahr darauf sahen sich die Schweizerinnen in Spanien noch einmal. Doch da war Bencic bereits in ihrer Mutterschaftspause und stand nicht mehr auf dem Platz. In Sevilla war die Olympiasiegerin nur als Zuschauerin dabei, zur moralischen Unterstützung.
Günthardt über Bencic: «Tennis ist für sie wie eine Muttersprache»
In der Zwischenzeit gehören die Schweizerinnen im Billie-Jean-King-Cup nicht mehr der höchsten Kategorie an – und Bencic ist Mutter der kleinen Bella geworden. Vor drei Wochen kehrte Bencic an einem kleinen Turnier in Hamburg auf die Tour zurück. Noch fehlt ihr einiges zur Bestform. Doch Günthardt sagt: «Tennis ist für sie wie eine Muttersprache, sie tut vieles intuitiv.»
Der Coach hat die Aufstellung für die Begegnung mit Serbien vom Freitag und Samstag noch nicht gemacht. Doch es ist davon auszugehen, dass Bencic im einen oder anderen Match zum Einsatz kommen wird. Vor zwei Jahren hatte sie auf dem Weg zum Titelgewinn sämtliche ihrer Partien gewonnen und war damit die Teamleaderin gewesen.
Die Situation als tennisspielende Mutter ist nicht nur für sie, sondern auch für ihre Tochter neu. Während der Trainings liegt diese im Kinderwagen am Rande des Courts und hört dem Ploppen der Bälle zu, das sie offensichtlich mag. Das Reisen mit dem Baby sei bisher problemloser gewesen, als sie es erwartet habe, sagt Bencic. «Bella hat nun unseren Lebensrhythmus kennengelernt. Und ich glaube, es hängt viel von uns ab. Wir geben unsere Einstellung mit unserem Verhalten an die Kleine weiter.»
Bencic wird nach dem Billie-Jean-King-Cup mit einer Wild Card am WTA-125-Turnier in Limoges teilnehmen. Danach beginnt für sie schon bald die Vorbereitung auf den United Cup in Australien, den sie Anfang Januar mit Dominic Stricker und Céline Naef bestreiten wird, als Vorbereitung auf das Major-Turnier in Melbourne.
Ist Biel eine reine Eishockey-Stadt?
Doch zuerst wartet das Duell im Play-off gegen Serbien. Captain Günthardt hat bei der Nomination die Qual der Wahl. Die meisten seiner Spielerinnen haben in den letzten Wochen ihr Selbstvertrauen mit dem Gewinn von kleineren Turnieren gestärkt; so etwa Golubic (WTA-250-Turnier in Jiangxi), Teichmann (WTA 125 in Ljubljana), Naef (ITF in Luxemburg) und Waltert (ITF in Glasgow). Vor allem für Golubic und Teichmann, die zuletzt schwierige Momente erlebt hatten, waren das wichtige Erfolge. Doch Golubic will sich nicht auf den Turniersieg reduzieren lassen. Sie sagt, sie habe trotz einigen Niederlagen auch noch weitere Finals bestritten, «das vergisst man schnell».
Vielleicht wird das kleine Hoch im Schweizer Frauentennis helfen, um den einen oder anderen Zuschauer in die Halle in Biel zu locken. Der Vorverkauf für das Duell mit Serbien verlief bisher enttäuschend. «Biel», sagt Heinz Günthardt, «bleibt wohl vorerst eine Eishockey-Stadt.»