Donnerstag, April 24

Kleidungspolitische Enthüllung des SVP-Bundesrats +++ Der Unterschied zwischen Zürich und Basel +++ Eine Vaterschaft weckt Hoffnungen +++ Durchsagen aus der Bundesgasse

Anzüglich

bin.

Bundesbern liefert immer genug Stoff. Unvergesslich der nicht ganz billige Wintermantel, den sich der Edel-Sozi Jon Pult letztes Jahr gönnte, um sich für das Bundesratsrennen warm anzuziehen. Oder die Krawatte, mit der sich sein Parteikollege Fabian Molina im Ausland ziert, aber im Bundeshaus fast nie.

Zuletzt sorgte jedoch vor allem der Anzug von SVP-Bundesrat Albert Rösti für Gesprächsstoff. Die Kollegen vom «Tagi»-Podcast «Politbüro» rätselten über den edlen Zwirn des Bauernsohnes. Was ist das für ein Blau? Ist es immer das gleiche Blau? Schlimmer Verdacht: Hat Bundesrat Rösti nur den einen Anzug?

Das Investigativ-Team der «Schweizer Illustrierten» hat sich des «leuchtblauen Anzugs» angenommen und bei Rösti hartnäckig nachgefragt. Blau sei seine Lieblingsfarbe, erklärte Rösti, er kaufe sich die Anzüge immer selbst, und: Er habe zwei von diesen blauen Anzügen, weil er sie so möge.

Wenn das zu reden gebe, so der Bundesrat, «ist offenbar sonst nichts Schlimmeres passiert». Rösti schien die Fragen der beiden Frauen locker zu nehmen. Man stelle sich vor, wenn Bundespräsidentin Viola Amherd in einem Interview auf ihren senfgelben Blazer reduziert würde. Journalist: Schöne Farbe, ist das Walliser Filz?

Messias Jans

fab.

Der Messias vom Rheinknie: Etwa so muss sich Bundesrat Beat Jans fühlen. Er ist seit fünfzig Jahren der erste Vertreter des Kantons Basel-Stadt, der die Wahl in die Landesregierung geschafft hat. Das verpflichtet. Die Aufgabe, den Baslern das Gefühl zu geben, dass die Schweiz sie nicht vergessen hat, ist womöglich noch anspruchsvoller als die Herausforderungen, denen sich Jans in der Asylpolitik stellen muss.

In einem Interview mit den Zeitungen von CH Media spricht er ganz unbescheiden über die hohen Erwartungen seiner Region: «Ich bin jetzt die personifizierte Hoffnung, dass die Schweiz die Region Basel endlich wieder wahrnimmt.» Na dann ist ja alles klar.

Für Wahrnehmung zu sorgen, darin ist Jans begabt. So viel ist nach den ersten vier Monaten im Amt klar. Wenngleich die Wahrnehmung, um die er sich bemüht, bis anhin weniger seiner Heimat gilt als ihm selbst. Mit seiner publikumswirksamen Amtsführung setzt Jans neue Massstäbe. Gleichzeitig bereitet er die Basler sachte darauf vor, dass sie sich nicht allzu grosse Hoffnungen machen sollten, weil nämlich alle Regionen dasselbe Problem haben. Jans: «Es haben alle ein wenig das Gefühl, in Bern zu kurz zu kommen. Sogar die Zürcher.» Das sitzt.

Doch der Vergleich hinkt. Bei den Baslern geht es darum, sie mit der Rest-Schweiz zu versöhnen. Bei den Zürchern ist es umgekehrt.

Auf Trab

bin.

Thomas Aeschi nimmt seine patriotischen Vaterpflichten ernst. Der Fraktionschef der SVP war am Wochenende mit Töchterchen und Partnerin auf dem Rütli wandern. Für die ersten Schritte der Kleinen ist es zwar noch zu früh. Aber das Aprilwetter hatte für ihr Immunsystem eine sanfte Abhärtung parat. Weil es geschneit habe und frisch gewesen sei, seien sie die Einzigen gewesen, erzählte Aeschi im «SonnTalk». Verpflegung gab es aus dem Rucksack. Das Restaurant auf der Wiege der Eidgenossenschaft öffne erst ab Mai.

In Bundesbern atmet man derweil auf. Seitdem Aeschi Vater geworden sei, sei die Kadenz, in der die SVP Vorstösse einreiche, massiv zurückgegangen, wird gemunkelt. Auch die Kommissionssitzungen gingen jetzt viel schneller, weil viel weniger Anträge gestellt würden. Die politischen Gegner wittern Morgenluft. Und fürchten gleichzeitig um ihre zusätzlichen Sitzungsgelder. Wenn Aeschi seine schlaflosen Nächte mit Windelnwechseln und dereinst mit Schoppenaufwärmen verbringt statt damit, Freund und Feind im Parlament auf Trab zu halten, gibt es auch bald keine Sondersessionen mehr.

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