Die Duchess of Sussex beweist sich mit «botanischen Welten auf Crostini» oder dekantiert selbstgemachtes Badesalz zur Beruhigung der Nerven: Will diese Frau, dass man sich über sie lustig macht?

Meghan will nicht mehr Markle heissen. «Ich bin jetzt eine Sussex. Es bedeutet mir so viel, den Namen meiner Kinder zu tragen. Das ist unser Familienname. Unser kleiner Familienname.» Den Titel Duke und Duchess of Sussex hatte erst die 2022 verstorbene Königin ihrem Enkel und seiner Frau bei deren Hochzeit im Mai 2018 verliehen. Aber das sind Details, die Meghan weglächelt. Sie dampfplaudert in ihrer neuen Lifestyle-Show auf Netflix, sie kocht und bäckt und zeigt, wie reich und gut und schön sie ist.

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Beim Dauerlächeln wird sie von Freunden unterstützt, die nacheinander in ihre schneeweisse Küche laufen und die Aufgabe haben, «oh mein Gott, das ist sooo gut» zu sagen. Oder: «Das riecht sooo gut.» Auch: «Das ist sooo schön.» Einer dieser Menschen schwärmt Meghan an: «Als ich deine Marmeladen mit der Post bekam, war das einer der glamourösesten Momente in meinem Leben.» Als er sich beim Gemüseputzen in den Finger schneidet, wird er von der Gastgeberin mit einem grünen Pflaster verarztet. «Sooo chic», seufzt er.

Meghan, Duchess of Sussex Sets The Record Straight On Her Name

Mit essbaren Blumen nobilitiert

Wissbegierig lauschen die Gäste den Tipps und Tricks der perfekten Gastgeberin, die sich als solche der Welt beweisen will. Indem sie ihren Gästen zum Beispiel selbstgemachtes Badesalz aus Arnika und Lavendel zur Beruhigung der Nerven dekantiert und auf ein blütengeschmücktes Tablett stellt. «Der Job einer Gastgeberin ist es, die Menschen zu überraschen», erklärt Meghan.

Vor allem liebt sie die Dekoration. Indem sie etwa «botanische Welten auf ihren Crostini» kreiert und Tomaten, Mozzarella und Basilikum auf knusprigen Brotscheiben in Marienkäfer-Formation bringt. Allerlei Gerichte werden mit essbaren Blumen nobilitiert. Das ist dann «delicious and darling». Eine Knoblauchzehe ist einfach nur «darling».

Schauplatz ist eine Küche, die aber nicht ihre eigene ist (schade, die hätte man gern gesehen), denn diese will sie als «sicheren Hafen» vor den Augen der Öffentlichkeit schützen, wie sie dem amerikanischen Magazin «People» anvertraute: «Unsere Küche ist der Ort, an dem Mama nur für die Familie kocht, und mit einer Crew von mehr als achtzig Leuten sind das eine Menge Leute, die man im Haus haben muss.» Das schöne weisse Haus, in dem «Mama» in der Show agiert, wird immer wieder auch von aussen gezeigt. Warum eigentlich, fragt man sich, wo es doch nicht ihres ist. Neben Kochtipps verkauft Netflix offenbar auch Lifestyle-Neid.

Will sie auch Harry verschönern?

«Ich habe es schon immer geliebt, aus etwas Gewöhnlichem etwas Besonderes zu machen», erklärt sich die Duchess of Sussex, und man fragt sich, ob auch Prinz Harry zu ihren Umbauvorhaben gehörte. Oder ob sie insgesamt vielleicht etwas weniger gerissen ist, als man es ihr in Hunderten von Medienbeiträgen seit Jahren unterstellt. «Wählt diese Frau gezielt Projekte aus, damit sich alle über sie lustig machen können?», fragte sich die Londoner «Times» nun anlässlich ihrer neuen Show.

Gegen ihre Mission, den Alltag zu verschönern, wäre nichts einzuwenden. Für den Zuschauer kann solcher Eskapismus eine tröstliche Sache in schwierigen Zeiten sein. Aber die Illusion der Fluchtwelt, die Figuren und Kulissen müssen schon stimmig und glaubwürdig sein.

In diesem speziellen Fall haben wir zu viel Hintergrundwissen. All die Jahre, in denen Meghan die Ellbogen ausfahren und sich abrackern und das Königshaus bekämpfen musste: Sie werden nun zu einer idyllischen Ära des Bastelns, Kochens und Gärtnerns umgedichtet.

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