Donnerstag, Januar 9

Die Tücken der Karriereplanung in der Mitte +++ Karin Keller-Sutter zieht keine Finken an +++ Selbstbescherung der Lobbyisten im Ständerat +++ Durchsagen aus der Bundesgasse

Die Fifa-Regel

fab. Der abtretende Mitte-Chef Gerhard Pfister bringt die Ehrgeizigen unter seinen Parteikollegen in die Bredouille. Sollen sie nun für das Parteipräsidium kandidieren, das nebst Himmelreich auch Martyrium verspricht? Oder doch lieber warten, weil bald ein Platz im Paradies frei werden könnte? In Bern wird eifrig darüber spekuliert, dass Viola Amherd den Mitte-Sitz im Bundesrat räumt. Wer dann Parteipräsident ist, ist schon aus dem Rennen.

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Viele in der Mitte rechnen damit, dass Philipp Matthias Bregy vom Fraktionschef zum Parteichef mutiert. Ihre Überlegung geht so: Bregy weiss, dass seine Chancen, die Amherd-Nachfolge anzutreten, nicht gerade rosig sind. Dass ein Oberwalliser aus Naters eine Oberwalliserin aus Brig beerbt, wäre tatsächlich erstaunlich. Und man kann viel über den Bundesrat sagen. Aber er ist nicht die Fifa.

Fink big!

sta.

Weitere Nachrichten aus dem katholischen Milieu: Wer die Stiftsbibliothek betreten will, das Heiligtum von St. Gallen, der bleibt vor einer veritablen Finkenschranke stehen. Ohne Finken bleibt der Zugang ins Paradies der alten Bücher versperrt. Zu wertvoll der antike Holzboden. Welche existenzielle Bedeutung diese Finken haben, erkennt spätestens, wer Thomas Hürlimanns «Fräulein Stark» liest. Die Hauptfigur: ein heranwachsender Bub, der an der Schranke die Stiftsbibliotheksfinken verteilt – und so den Umgang auf dem glitschigen Parkett des Erwachsenenlebens lernt.

Für ihre Neujahrsansprache war auch Karin Keller-Sutter in der Stiftsbibliothek – allerdings ohne Finken! «Wer schon einmal diese Pantoffeln getragen hat», eilte der zuständige katholische Kommunikationsmann der Bundespräsidentin im «Blick» zur Hilfe, der wisse, «wie schwierig es ist, sich einigermassen elegant in den Pantoffeln vorwärtszubewegen». Anders als bei König Harald V. oder bei Königin Sonja von Norwegen sei eine Ausnahme gemacht worden. Karin Keller-Sutter beschwor in ihrer Ansprache die «Bescheidenheit» als «Schweizer Wert». Ihre Schuhe auf dem Parkett verkündeten ein anderes, eher inoffizielles Präsidialmotto: Fink big!

Grenzwertig

fab. Nachtrag: Kurz vor Weihnachten ereignete sich im Bundeshaus eine Episode, die im allgemeinen Dezemberstress zu wenig Beachtung fand. Es war eine Art vorgezogene Bescherung, die viele strahlende Gesichter hinterliess. Kein Wunder, durften doch die Beschenkten selbst über ihre Geschenke entscheiden und andere dafür zahlen lassen.

Stundenlang diskutierte der Ständerat über die Regeln von Import und Export, Kontingenten und Rückerstattungen. Da meldeten sie sich gleich scharenweise zu Wort: die gut informierten und argumentativ aufmunitionierten Interessenvertreterinnen und Lobbyisten der direkt betroffenen Wirtschaftszweige – von der Milchbranche (Peter Hegglin, Mitte) über die Ernährungswirtschaft (Benedikt Würth, Mitte) und die Fleischfachleute (Damian Müller, FDP) bis zur Föderation der Nahrungsmittelindustrien (Petra Gössi, FDP). Kurzum: die Elite der helvetischen Politkulinarik.

Sie alle wünschten sich letztlich dasselbe: höhere Exportsubventionen für ihre Klientel. Wer überrascht ist, dass sie bekamen, was sie wollten, hat wohl auch gestaunt, dass am 25. Dezember Weihnachten war.

Wie teuer die Bescherung die Allgemeinheit zu stehen kommt, ist umstritten. 200 Millionen Franken könnten es laut dem Bund sein – und das in Zeiten klammer Finanzen. Aber vermutlich ist es normal, dass bei der Beratung des Zollgesetzes Grenzen überschritten werden.

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