Donnerstag, Oktober 10


Neue alte Silhouette

Leicht zu tragen ist die schmale Hose mit der ungewöhnlichen Länge nicht. Und trotzdem findet sie immer wieder neue Fans. Weil sie richtig cool aussehen kann, wenn man weiss, wie man sie kombiniert.

Die beliebte Serienfigur Carrie Bradshaw aus «Sex and the City» trägt im Laufe der sechs Staffeln einige kontroverse Kleidungsstücke. Eines hat es der modeverrückten Autorin, die von Sarah Jessica Parker gespielt wird, jedoch besonders angetan: die Caprihose. Mal sieht man Carrie in einem Nadelstreifen-Modell mit passendem Blazer. Mal wählt sie ein Design mit Batikmuster. Dann wieder sieht man sie beim Spaziergang in Cargo-Capris, oder sie trägt eine Art Jogger-Variante zum Dessous-Top.

Zwanzig Jahre nach der Ausstrahlung der letzten Folge von «Sex and the City» trifft Carrie wieder einmal den Modenerv der Zeit. Caprihosen tauchen plötzlich wieder auf, auf der Strasse, dem Laufsteg, auf Social-Media-Feeds und in Instagram-Posts. Junge Frauen posieren in meist engen Modellen und kombinieren sie zu Slingpumps, Ballerinas oder Mules – eine wichtige Schuhwahl, weil der offene Fussrücken die Silhouette streckt.

Erfunden von einer deutschen Designerin

Caprihosen neigen nämlich dazu, den Körper etwas gestaucht aussehen zu lassen. Zu Zeiten ihrer Erfindung jedoch galten sie zunächst einfach als sommerliche und sportliche Alternative zu Kleidern und Röcken. 1948 entwarf eine deutsche Modedesignerin aus München namens Sonja de Lennart Hosen, die kurz unterm Knie oder in der Mitte der Wade endeten, als Teil ihrer «Capri-Kollektion».

Frauen in Hosen wurden damals generell noch kritisch beäugt, und Lennart trug ihre Erfindung zunächst selbst nur in den Ferien auf ihrer italienischen Lieblingsinsel. Das nackte Schienbein strahlte die Lust auf Sonne und Sommer aus, der Name erzählte von den Ferienträumen der Wirtschaftswundergeneration, die Italien zunehmend als Reiseziel für sich entdeckte. Bald wurde der Look von den Kinostars jener Zeit umarmt: Eines der vielen tollen Outfits von Audrey Hepburn, die bis heute in Erinnerung geblieben sind, ist eine Caprihose mit Ballerinas.

Am schönsten sieht die Caprihose aus, wenn man sie in Ruhe lässt

Ihre nächste Hochphase hatte die Caprihose in den frühen nuller Jahren, wo sie von Stars wie Beyoncé, Christina Aguilera oder Mischa Barton getragen wurde. Damals sass sie hüfttief, wurde auch mal mit dicken Gürteln kombiniert, fiel durch Baggyschnitte oder ausgewaschenes Denim auf. Kein Look, an den man sich gern erinnert.

Einer der ersten Designer, die seit kurzem wieder energisch für die Caprihose werben, ist Jacquemus. Schon in seiner Frühlingskollektion 2023 integrierte der Franzose die Caprihose und kombinierte sie meist mit Blazer und voluminösen Jacken. Ebendieser Look wird nun auch von modernen Fans nachgeahmt. Der weite Schnitt oben setzt einen Kontrast zur engen Hose unten. Doch auch enge Ausgehtops, Strickjacken und weite Hemden passen dazu.

Vorteilhaft ist die Länge jedoch tatsächlich nicht wirklich, weshalb das richtige Styling eine grosse Rolle spielt. Am schönsten sieht die Caprihose aus, wenn man sie in Ruhe lässt, Muster und Anhängsel vermeidet und farblich passende Oberteile und Accessoires wählt. Zugegeben, auch Carrie hat sich nicht immer an diese Regel gehalten. Doch eben deswegen liebt man sie bis heute.

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