Sonntag, November 24

Fünf NZZ-Autoren erzählen von frustrierenden Reiseerlebnissen und wie sie künftig solche Missgeschicke vermeiden wollen.

Frust statt Freude: wenn die Autovermietung zum Ferien-Killer wird

Wir landeten am späten Freitagabend in Edinburg. Ein Freund feierte seinen Geburtstag in einem Küstenort, etwa eine Autostunde entfernt. Wir wollten das Wochenende dort verbringen und danach eine Woche im schottischen Hochland herumfahren. Wir mussten nur noch unser Auto abholen, dann konnten die Ferien beginnen.

Mein Verhältnis zu Autovermietern ist zerrüttet, sie haben mich zu oft im Stich gelassen oder betrogen. Doch diesmal war ich auf alle Eventualitäten vorbereitet. Ich hatte eine Vollkaskoversicherung abgeschlossen, damit uns im Nachhinein nicht fiktive Schäden angehängt oder für kleine Kratzer Tausende von Franken verrechnet würden. Ich hatte auch einen Aufpreis bezahlt, damit wir den Wagen bis um Mitternacht abholen könnten, für den Fall, dass wir verspätet wären. Die Dramen vergangener Reisen würden sich nicht wiederholen. Dachte ich.

Der Anbieter war dann nicht wie angekündigt im Car-Rental-Gebäude beim Flughafen. Immerhin wartete ein Shuttlebus auf die letzten versprengten Passagiere. «Hoffentlich muss niemand zu Drivalia», sagte der Chauffeur, als er losfuhr. Mir schwante Böses, Drivalia war unsere Autovermietung. Als wir bei dieser ankamen, war der Schalter geschlossen. Laut dem Busfahrer keine Ausnahme, schon am Vorabend habe ein Paar mit plärrenden Kleinkindern hier vor dem leeren Schalter gestanden.

Ein Mietauto zum fünffachen Preis

Wohl oder übel ging es zurück zum Flughafen, der mittlerweile dunkel und verlassen war. Im Gebäude der Autovermietungen waren schon alle Schalter geschlossen, einzig eine letzte Mitarbeiterin erbarmte sich und bot uns ein Auto an – zum Fünffachen des bereits bezahlten Preises. Eine gängige Praxis: Wer Probleme mit der Buchung hat, bekommt vor Ort nur noch überteuerte Angebote. Die Autovermieter wissen, genug Kunden sind so verzweifelt, dass sie darauf eingehen. Ich schlug das Angebot aus.

Mein Mann und ich hatten nun beide richtig schlechte Laune. Wir begannen zu streiten. Wir hatten keine Ahnung, wie wir noch in das Kaff am Meer kommen sollten. Der Ferienanfang war versaut.

Irgendwann brachte uns dann doch noch ein Uber-Fahrer in ein B&B. Am nächsten Morgen rief ich bei der Autovermietung an. Ich erklärte dem jung klingenden Mann am Telefon höflich die Situation. Wir wollten einfach nur unser Auto abholen, nicht noch mehr Zeit verlieren.

Doch der Typ erklärte mir schnippisch, wir seien nicht erschienen und unsere bereits bezahlte Buchung sei gelöscht. Wir könnten gerne ein Auto abholen, das würde aber deutlich mehr kosten – weil kurzfristig gebucht. Dass der Schalter geschlossen war, interessierte ihn nicht. Nach zwei Stunden würden Buchungen gelöscht, erklärte er genervt. «Wenn Sie das Auto um Mitternacht nicht abholen konnten, hätten Sie heute Morgen vor 8 Uhr hier sein müssen. Der Schalter ist seit 6 Uhr offen.»

Ich gab mich nicht so schnell geschlagen, wir diskutierten heftig, am Ende auch laut. Genützt hat es nichts. Ich habe schliesslich online ein neues Auto gebucht, bei einem anderen Anbieter. Dieser hat sich korrekt verhalten, und ich habe mir vorgenommen, nur noch bei ihm Fahrzeuge zu mieten – zumindest so lange, bis auch er mich irgendwann betrügt.

Der Zwischenfall kostete uns viel Geld, hat uns zum Glück aber nicht die Ferien verdorben. Schottland ist wunderschön, die Schotten sind die freundlichsten Menschen, die man sich vorstellen kann. Einmal abgesehen von den Autovermietern – aber die sind fast überall Gangster.

Andrea Spalinger

Von Pilcher-Romantik zu Bahn-Pech: Zug um Zug in den Verdruss

Die Hinfahrt hätte schöner nicht sein können. Einmal ohne Flugzeug bis nach Cornwall reisen, das war das Ziel. Zugegeben, die Tickets nach London kosteten das Vielfache eines Flugs. Doch wir wollten uns beweisen, dass es auch anders geht: mit dem Zug nach Basel, dann im TGV nach Paris und von dort mit dem Eurostar unter dem Ärmelkanal hindurch.

In Paris durchliefen meine Begleitung und ich eine Sicherheitskontrolle, wie am Flughafen. Aber ohne Wartezeiten und ohne Anstehen. Ich war erleichtert, nicht in der Flughafen-Schlange anstehen zu müssen. Auch die Fahrt nach London verlief reibungslos. Neun Stunden nachdem wir die Haustür hinter uns geschlossen hatten, standen wir bereits mitten in Kings Cross, London.

Am nächsten Morgen brachen wir mit dem Auto in die Weiten Cornwalls auf. Eineinhalb Wochen lang beobachteten wir kitschige Sonnenuntergänge am Strand, assen Sunday Roast im Pub, wanderten entlang der Kliffs an den Küsten. Es war wie ein nie endender Rosamunde-Pilcher-Abspann.

Vor dem Perron gestoppt

Das Desaster begann danach.

Zurück in London, studierten wir die Tickets für die Rückreise. Eine halbe Stunde früher solle man am St-Pancras-Bahnhof sein, um Stress zu vermeiden, hiess es. Wir waren 45 Minuten vorher da. Doch die Menschen standen bereits Schlange. Wir bewegten uns nur schleppend vorwärts. Endlich bei der Security angelangt, blieben noch zehn Minuten bis zur Abfahrt. Ich bereitete mich auf einen Spurt vor.

Doch der Mann vor dem Einlass schaute unsere Tickets an und schüttelte den Kopf: «You’re too late.» Wir durften nicht einmal versuchen, den Zug zu erwischen. Was sehnte ich mich nach dem Flughafen, wo man einen zumindest nicht daran hindert, selbst ins Verderben zu rennen.

Ich wagte einen kurzen Blick auf meine Reise-App: Für 150 Franken könnten wir nach Hause fliegen. Nein, jetzt nicht aufgeben.

Der Mann verwies uns zum Ticket-Office. Der nächste Zug also. Innerlich begann ich zu rechnen: Wenn wir in Paris gleich losrennen – und etwas Glück haben –, könnte es doch noch auf den gebuchten TGV nach Basel reichen. Doch Glück war uns an jenem Tag keines beschieden. In Paris verpassten wir den Anschluss um wenige Minuten. Ein neues Ticket also. Doch die nächsten Verbindungen waren allesamt ausgebucht. «Der nächste mögliche Zug fährt in drei Stunden», sagte der Mann am Schalter. In diesem Moment fühlte es sich an wie ein nie endender Albtraum.

Sollten wir nun die Umgebung um den Gare de Lyon erkunden? Mit Gepäck? Nein, unter keinen Umständen wollten wir riskieren, noch einen Zug zu verpassen. Also tranken wir Kaffee, assen uns durchs Buffet der Bahnhofsbäckerei (die Cannelés sind zu empfehlen) und warteten mit anderen Gestrandeten auf unseren Zug. Er hatte 50 Minuten Verspätung.

Als wir Basel erreichten, war es dunkel, und auch unser letzter Zug fuhr verspätet los. Die Rosamunde-Pilcher-Romantik war dahin, die Erholung verflogen. Seit über zwölf Stunden waren wir unterwegs, irgendwo zwischen Basel und Olten, als eine Kondukteurin vorbeikam. Sie schaute unsere Tickets an und strahlte: «Ach, Sie sind mit dem Zug nach London gefahren! Wir überlegen uns gerade, mit der Familie dasselbe zu machen. Können Sie es empfehlen?»

Ich lächelte gequält. «Vielleicht, wenn man etwas mehr Glück hat als wir.»

Esthy Baumann-Rüdiger

Ferien zwischen Ghettoblaster und Kühlschrank-Brummen: Griechenland abseits der Ferienidylle

Diesen Sommer ging es wieder nach Griechenland. Alle paar Jahre zieht es meine Partnerin und mich auf eine Insel, wo sich Wander- und Badeferien aufs Wunderbarste kombinieren lassen.

An einen vertrauten Ort zu reisen, verringert den Stress markant. Nach der Ankunft mit der Fähre würde uns Ioanna, die Vermieterin unserer Ferienwohnung, mit ihrem klapprigen Auto am Hafen abholen; im Zimmer würde sie frisches Wasser, eine Schale mit Früchten und vielleicht ein Stück selbstgebackenen Kuchen bereitstellen. So stellten wir uns unser Griechenland vor.

Aber ohalätz – dieses Jahr waren alle Wohnungen von Ioanna bereits ausgebucht, als wir uns bei ihr meldeten. Auch bei ihren Empfehlungen fand sich kein einziges Zimmer mehr.

Schön für die griechische Tourismusbranche, schlecht für uns. Denn das bedeutete, was mir zutiefst zuwider ist: im Internet nach einer Ferienunterkunft zu suchen. Nach stunden-, wenn nicht tagelangem Surfen, Vergleichen und Abwägen stehe ich dann jeweils einer Auswahl von Fotos gegenüber, die gefühlt alle ein akzeptables Badezimmer, ein durchaus ordentliches Schlafzimmer und einen schmucken Balkon mit Sicht auf blauen Himmel zeigen.

Auch die zahlreichen Online-Kommentare helfen oft nicht weiter. Während einer die ruhige Lage lobt, kritisiert ein anderer das Hundegebell. Der Einfachheit halber wählen wir schliesslich die Wohnung, die am nächsten zu jener von Ioanna liegt.

Der Start stimmt uns zuversichtlich: Auch unser neuer Vermieter holt uns mit seinem ebenfalls klapprigen Auto am Hafen ab. Als er aber in einem leicht heruntergekommenen Aussenquartier am Strassenrand parkiert, wird uns mulmig. Wo sind wir hier gelandet?

Blick auf eine Müllhalde

Der Aufgang zu unserer Wohnung ist versperrt. Eine Gruppe Halbwüchsiger feiert auf den Aussentreppen mit einem Ghettoblaster Party. Für die nächsten Tage werden sie unsere Nachbarn sein. Die Jungs aus Athen sind ausser sich vor Freude, sie dürfen das orthodoxe Pfingstwochenende ohne Eltern verbringen.

Als wir uns mit den Koffern in die abgedunkelte Wohnung geschlängelt haben, reissen wir die Rollläden hoch. Vom Balkon aus haben wir – unterhalb des blauen Himmels – freien Blick auf die einzige Hauptstrasse der Insel. Vom Schlafzimmer aus sieht man eine Sammelstelle, wo ein halbes Dutzend ausrangierter Kühlschränke gelagert werden. Kein schönes Bild, aber zumindest brummen die Kühlschränke auf der Müllhalde nicht mehr – im Gegensatz zu jenem in unserer Küche.

Wir reden uns ein, das authentische Griechenland zu Gesicht zu bekommen und nicht bloss eine aufpolierte Ferienidylle.

Die Metzgerei unmittelbar neben der Sammelstelle mit den ausrangierten Kühlschränken ist uns beim ersten Gang ins vertraute Städtchen aufgefallen.

Was wir nach der Rückkehr am Abend feststellten: Der geschäftstüchtige Metzger betreibt einen Nebenerwerb mit dem Verkauf von Eiswürfeln. Tagsüber schneidet er Eisblöcke mit einer Spezialsäge zu Würfeln und lagert sie in einem Lieferwagen. Diesen muss er kühlen, was er selbstverständlich vorzugsweise nachts tut. Dazu schliesst er ein armdickes Kabel an die Steckdose an, was ein lautes Brummen verursacht – direkt vor unserem Schlafzimmer.

Irgendwie haben wir trotz allem Ungemach zu unserem Schlaf gefunden. Und einmal mehr wunderschöne Griechenland-Ferien verbracht. Aber für den nächsten Aufenthalt auf «unserer» Insel werden wir ganz bestimmt ganz früh eine Wohnung bei Ioanna buchen.

Marcel Gyr

Sisyphos in der Karibik: Wenn die Realität die Ferien einholt

Es war ein Hotel, wie man es für besondere Anlässe auswählt, für die Flitterwochen, einen runden Geburtstag oder einen Jahrestag, der eine Bedeutung hat. So war es auch bei uns. Das Luxusresort befand sich abgelegen inmitten eines kleinen Palmenwaldes auf der mexikanischen Halbinsel Yucatán. Die Website zeigte eine Bucht mit weissem Sand, das Meer türkisfarben. Man könne hier, hiess es, «das marine Ökosystem der Riviera Maya wie nirgendwo sonst erkunden».

Als mein Mann und ich im Resort ankamen, war es dunkel. Wir hörten nur die Brandung der Wellen und erahnten den Ozean zwischen den Palmen, durch die der Tropenwind mit einem schleifenden Geräusch fuhr. Als wir am andern Morgen auf die Terrasse traten, um den Blick zum Horizont schweifen zu lassen und zu schwärmen, wie paradiesisch es hier sei, gab es einen Fehler: Menschen schoben sich ins Bild, die am Strand mit Gabeln, Rechen, Schaufeln und Schubkarren zugange waren.

Auf dem Wasser lag ein dicker gelblich-brauner Teppich. Seegras, das es von weit draussen in die Bucht getrieben hatte und das das Schwimmen unmöglich machte. Hotelangestellte fischten und rechten die Pflanzen aus dem Wasser, häuften Berge davon an, luden sie auf und karrten sie durch den Sand weg. Später entdeckten wir hinter dem Resort eine Hügellandschaft, die wie ein riesiger Miststock aussah. So roch das Seegras auch, wenn es in der Sonne trocknete.

Gesundheitsgefährdende Gase

Irgendwann fuhren sie einen kleinen Muldenkipper auf. Immer mehr mexikanische Arbeiter beteiligten sich am Freirechen des Meeres, von Kopf bis Fuss bedeckt, um sich vor der Sonne zu schützen. Tag für Tag kämpften sie gegen etwas, was sich nicht besiegen liess. War das Wasser einmal halbwegs klar, sahen wir weit draussen einen neuen Teppich sich der Küste nähern.

Es sei der Klimawandel, der im Zentralatlantik zu einer übermässigen Produktion von Braunalgen führte, so liessen wir uns sagen. Der Golf von Mexiko und die gesamte Karibik kämpften mit dem sogenannten Sargassum. Dessen Gase könnten die Gesundheit der Einheimischen gefährden, lasen wir, als wir weiter recherchierten. Auch der Tourismus leide darunter. Sofern es sich herumgesprochen hat: Das Reisebüro hatte uns nicht vorgewarnt. Man muss sich vielleicht auch besser informieren.

Die Ferien waren trotzdem schön. Dank den unermüdlichen Arbeitern konnten wir immer wieder ins Meer. Manchmal schlugen sie einen Pfad durch den Pflanzenteppich, durch den man bis zu einer freien Stelle watete, dabei schlingerte es um Beine und Füsse. Oder wir schwammen im Swimmingpool. Das alles war zu ertragen.

Schwieriger war es, Sisyphos bei der Arbeit zuzusehen. Und wir trugen erst noch dazu bei! Wir waren so weit geflogen, verursachten so viel CO2, nur um hier im Liegestuhl zu liegen – und tagtäglich die ganze Vergeblichkeit vor Augen geführt zu bekommen.

Birgit Schmid

Piraten-Polo statt Regenjacke: Abenteuer in Polyester

Pech gehabt, dachte ich. Das Gepäckband im Flughafen Heathrow lief endlos leer, ohne dass mein Aluminiumkoffer oder meine schwarze Patagonia-Tasche auftauchten. Solche Vorfälle sind häufiger, als ich annahm. Etwa jedes hundertste Gepäckstück geht auf Kurzstreckenflügen verloren oder kommt zu spät an. Auf einem Europaflug trifft es statistisch gesehen regelmässig jemanden – diesmal mich gleich doppelt.

Die fehlenden Gepäckstücke würden mir in meinen Ferien Probleme bereiten. Ich hatte Küstenwanderungen geplant in Cornwall, wo es selbst im Sommer täglich mindestens einmal regnet. Die Frage ist nur, wie lange. Meine wetterfeste Kleidung war in der schwarzen Tasche.

Als ich den Verlust am «Lost and Found»-Schalter meldete, verspürte ich einen Hauch Heroik. Gepäck, das nicht ankommt, versetzt einen in die Lage eines Schiffbrüchigen, der nur ist, was ihm die Fluten nicht weggespült haben.

Sobald mein Gepäck gefunden sei, würde es in mein Hotel geliefert, sagte die Dame am Schalter. Also schon am nächsten Tag, vielleicht, wenn ich Glück hatte.

Auf der sechsstündigen Autofahrt an die Südspitze Englands überlegte ich, wo ich Ersatz bekommen könnte. Hygieneartikel würde mir das Hotel sicher verkaufen können. Aber Ersatzkleider an einem Samstagabend? Im «Jamaica Inn», berühmt durch Daphne du Mauriers Roman, fand ich ein Poloshirt aus 50 Prozent Polyester. Über der Brust prangte ein Piratenkopf mit Augenklappe und zwei gekreuzten Säbeln. Qualitäts- und Stilfragen liess ich beim Kauf beiseite.

Das Piratenshirt verlieh meiner abenteuerlichen Situation zusätzlich einen Kick – zumindest, bis ich abends das weiss gedeckte Esszimmer des Boutique-Hotels betrat, in Wanderschuhen und einem Hemd, das nach dem langen Reisetag säuerlich roch.

Das Hotelzimmer wird zur Waschanstalt

Vor dem Schlafengehen wusch ich meine Kleider im Lavabo mit Hotel-Shampoo und föhnte sie – bis der Haartrockner überhitzte und seinen Dienst quittierte. Nach zwanzig Minuten Abkühlung konnte ich schliesslich auch die zweite Socke und das Unterhemd trocknen.

Am Sonntag hatte ich Glück im Unglück. Ein starker Regen übernahm nach einer Klippenwanderung den Intensivwaschgang für mein verschwitztes Hemd. Und im Sainsbury’s von Helston, das ich nur noch Hell-Stone nenne, kaufte ich einen Sechserpack Socken, Boxershorts und zwei T-Shirts für je 5 Pounds. Nie kaufte ich billigere Leibchen. Erstaunlicherweise passen sie perfekt. Dank der Ersatzwäsche musste ich den Föhn nicht weiter strapazieren.

Es versteht sich von selbst, dass mein Gepäck am Sonntag nicht geliefert wurde. Auch nicht am Montag oder Dienstag.

Am Mittwochabend, am Panoramafenster des Landhaushotels, bei Lammbraten und caramelisierten Tomaten, mit Blick auf ein Inselchen und die untergehende Sonne, hätte ich gerne Lederschuhe und mein blaues Lieblingshemd getragen. An Stelle dessen trug ich das Piraten-Polo.

Was ich mir gewünscht hätte, wären Informationen über den Verbleib meines Koffers oder wenigstens eine Entschuldigung. Stattdessen stand am Abend des siebten Tages der Koffer mit einer zusätzlichen Delle vor meinem Hotelzimmer.

Anderntags trat ich frühmorgens die Rückreise an. Auf dem Flug nach Zürich nahm ich mir vor, immer Ersatzwäsche für zwei Tage ins Handgepäck zu nehmen. Zu Hause angekommen, wollte ich nur noch eins: das Polyester-Polo mit dem Piratenkopf in die Kleidersammlung geben.

Die vermisste Reisetasche ist bis heute verschollen. Trotz zahlreichen Anrufen, Mails und einem Beschwerdebrief an den CEO begnügte sich die Premium-Airline minimalistisch mit der Entschädigung, die das Montrealer Abkommen von ihr verlangt.

Peter Ackermann

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