Sonntag, April 27

Auf dieser Wasserwanderung in der Ostschweiz entdeckt man industrielle Überbleibsel, einen gurgelnden Bach und eine aufgewertete Tümpellandschaft. Einzig die Amphibien sind noch nicht alle zurückgekehrt.

Manchmal fällt es mir nicht leicht, das richtige Label für einen Wandervorschlag zu finden. So auch bei diesem hier. Ist es eine Bach- und Wasserfallwanderung? Eine Wanderung zum Thema Industriekultur? Ein Ausflug zu Fröschen und Kröten? Oder einfach eine Wanderung durch das sankt-gallische Hügelland? Doch genau diese vielen Optionen zeigen: Hier gibt es eine Menge zu sehen und zu erleben, und das auf nicht einmal 14 Kilometern.

Eine gute halbe Stunde nach dem Start in Degersheim geht es ins Wissbachtobel. Mit dem gurgelnden Bach, den Feuerstellen und auch einem verträumten Wasserfall ist es einerseits ein idyllischer Naturort. Zwei kleine Stauseen und dicke, alte Leitungsrohre zeigen aber auch: Hier wird Wasserkraft produziert – und das seit 1892. Besonders spannend ist der Weg, wo er auf einer gedeckten Treppe einer Felswand und auch der Druckleitung entlangführt; unten steht noch heute das Turbinenhaus in einer halbmondförmigen Höhle.

Wo sich das Wissbachtal dann kurz vor Flawil öffnet, liegt rechter Hand ein Juwel von einem Naturschutzgebiet. Das Gelände Espel, eine ehemalige Kiesgrube, wurde 1980 unter Schutz gestellt. Da die Tümpellandschaft aber mehr und mehr verlandete und so ihren Wert für Amphibien verlor, übernahm Pro Natura 2018 das gut fünf Hektaren grosse Gebiet. Das Gebiet wurde entbuscht, es gab neue Laichgewässer und Wege für die Besucherinnen und Besucher samt Aussichtsplattform.

Von den Aufwertungsmassnahmen profitierten der Kamm- und der Teichmolch und auch die Gelbbauchunke, die sich schon 2019 wieder gut vermehrte. Kreuzkröten, Geburtshelferkröten und Laubfrösche, die einmal im Espel lebten, sind aber bis heute nicht zurück. Insgesamt leben im Espel heute 8 verschiedene Amphibienarten. Solche Projekte sind umso wertvoller, als es den Amphibien in der Schweiz schlechtgeht. Von 19 Amphibienarten in unserem Land sind nicht weniger als 15 gefährdet. Daneben wurden in dem Gebiet in der letzten Aufnahme nicht weniger als 38 Libellenarten gefunden. Es lohnt sich also, sich hier hinzusetzen und in aller Ruhe zu beobachten.

Koordinaten

Route

Via Wissbachtobel, Egg und Espel nach Flawil. 13,8 km, 380 m Aufstieg, 570 m Abstieg, etwa 3¾ Std., Schwierigkeit T1

Verpflegung

Degersheim, Nähe Talmühle, Egg, Flawil

Karte

1:25 000, Blatt 1094; 1:50 000, Blatt 227

Infos

st.gallen-bodensee.ch

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