Donnerstag, Januar 30

Die erste wertvolle Uhr ist meistens diejenige, die man ein Leben lang behält. Unser Uhrenredaktor erklärt, was es beim Einstieg in die Welt der Zeitmesser zu beachten gibt.

Irgendwann kommt die Zeit, in der der Wunsch aufkommt, sich vom selbstverdienten Geld eine Uhr zu kaufen, die wirklich zur eigenen Persönlichkeit passt. Vielleicht hat man in der Vergangenheit schon eine Uhr bekommen, etwa zur Matur, zur Konfirmation oder einfach bei Erreichen der Volljährigkeit. Vielleicht hat man auch einen Zeitmesser vom Ex-Mann oder der Ex-Frau bekommen, der nun in einer Schublade schlummert, weil er nicht dem eigenen, sondern dem Geschmack der schenkenden Person entsprach und weil zu viele Erinnerungen damit verbunden sind.

«Ich werde oft gefragt, welche Uhr das beste Investment darstellt», erklärt Victor Rominger, Uhrenfachmann bei Bucherer in Basel, «aber für mich ist das der falsche Ansatz. Gerade bei der ersten Uhr sollte nicht der Wiederverkaufswert im Vordergrund stehen, sondern der ganz persönliche Geschmack.» Rominger trägt bei unserem Gespräch seine erste, mit dem selbstverdienten Geld gekaufte Uhr: ein sportlicher Quarzchronograf. «Heute würde ich eher eine mechanische Uhr kaufen, doch damals war Genauigkeit für mich das wichtigste Argument. Ich werde mich aber von dieser Uhr nicht mehr trennen, denn sie bedeutet mir mehr als ihr materieller Wert.»

Im Sinne von Victor Rominger liegt es mir fern, in diesen paar Zeilen einen Ratgeber mit konkreten Kaufvorschlägen zu verfassen. Vielmehr denke ich, dass Wissen zum Thema Uhren der beste Einstieg in diese schöne Materie ist.

Der Antrieb: manuell oder automatisch?

Ab einem Preis von 4000 Franken sind fast alle Armbanduhren mit mechanischen Uhrwerken ausgerüstet. Manche davon werden von Hand aufgezogen, manche sind mit einem automatischen Aufzug versehen, der dafür sorgt, dass die Uhr beim Tragen durch die Bewegungen des Armes aufgezogen wird. Nur ganz wenige Uhren, insbesondere kleine Schmuckuhren mit Edelsteinbesatz, sind mit sogenannten Quarzwerken ausgerüstet. Das sind elektronische Uhrwerke, die von einer Batterie mit meist über einem Jahr Gangautonomie gespeist werden. Die Abmessungen mechanischer Werke sind für kleine oder extraflache Uhren nicht genügend kompakt. Vorteile eines Quarzwerks sind die grosse Genauigkeit und die Tatsache, dass man sich nicht darum kümmern muss, ob die Uhr aufgezogen ist oder nicht.

In den achtziger und neunziger Jahren waren Quarzuhren das Nonplusultra, doch heute, wo Elektronik alle Bereiche unseres Lebens durchzieht, sind viele Dinge aus der guten alten Zeit wieder heiss begehrt. Darunter die mechanische Uhr. Ich besitze noch die Armbanduhr meines Grossvaters, und das Schöne daran ist, dass ich sie jederzeit aus der Schublade ziehen und sie mit ein paar Umdrehungen der Krone zum Leben erwecken kann. Für viele elektronische Uhren aus den Anfangszeiten gibt es heute keine passenden Batterien mehr, geschweige denn Ersatzteile.

Wenn es mechanische Uhren mit automatischem Aufzug gibt, was ja ungemein praktisch ist, weshalb gibt es dann überhaupt noch Uhren, die man von Hand aufziehen muss? Dafür gibt es mehrere Gründe, die fast durchwegs ästhetischer Natur sind:

  1. Der automatische Aufzug macht ein Uhrwerk dicker. Wer es also gerne flach hat, wird am ehesten mit einer Uhr mit Handaufzug glücklich.
  2. Der Rotor, der das Uhrwerk aufzieht, verdeckt meist die Hälfte von dessen Rückseite. Da viele wertvolle Uhren transparente Böden besitzen, um die Schönheit der Mechanik bewundern zu können, gibt es bei einem Werk mit Handaufzug mehr Interessantes zu sehen.
  3. Automatische Uhrwerke sind naturgemäss rund. Werke mit Handaufzug lassen sich theoretisch in beliebigen Formen herstellen. Das Quadrat und das Rechteck sind die häufigsten Formen. Sogenannte Formuhren besitzen deshalb häufig Handaufzugswerke, da diese auch durch einen transparenten Boden oder sogar durchs Zifferblatt eine gute Figur machen.
  4. Der Handaufzug stellt eine Verbindung zwischen Träger und Uhr her. Tatsächlich gibt es viele Menschen, die das Aufziehen ihrer Uhr als meditatives Ritual empfinden, das sie nicht missen möchten.

Das Gehäuse: robust oder filigran?

Das Gehäuse umschliesst das Uhrwerk schützend, wobei das nicht jedes gleich effizient tut. Man sieht einer Uhr in der Regel bereits an, ob es sich um ein robustes Modell handelt, das man auch zum Schwimmen und Tauchen anbehalten kann, oder ob es sich um eine elegante Uhr handelt, die man zum Abendkleid oder Anzug trägt. Je robuster eine Uhr gebaut ist, desto bulliger wirkt sie auch – und umgekehrt: Je flacher und filigraner eine Uhr, desto sorgfältiger sollte man damit umgehen.

Uhren, die für Frauen gedacht sind, haben oft geringere Durchmesser als Herrenuhren, manche sind geschrumpfte Abbilder von Modellen, die ursprünglich für Männer entworfen wurden, andere sind originelle Schöpfungen, zu denen es für Herren nichts Vergleichbares gibt. Beim Gehäusedurchmesser ist zu bedenken, dass Uhrwerke sich im Durchmesser besser schrumpfen lassen als in der Bauhöhe. Deshalb wirken kleine Uhren oft etwas pummelig.

Das Armband: Metall, Leder oder Kautschuk?

Robuste und sportliche Uhren werden oft an einem Gliederarmband aus demselben Metall wie das Gehäuse getragen, während elegante Uhren in der Regel mit Lederbändern versehen sind. Alternativen zu den Gliederarmbändern sind solche aus Kautschuk. Armbänder aus Metall oder aus Kautschuk sind langlebiger als solche aus Leder. Ausserdem kann ihnen Wasser nichts anhaben. Das sollte beim Kauf berücksichtigt werden. Wer stark schwitzt, sollte sich überlegen, ob ein Lederband die richtige Wahl ist. Oft kostet das Ersatzband für eine Markenuhr mehrere hundert Franken.

Die Marke: Die Sympathie entscheidet

Die Wahl der Marke hat mit Rationalität wenig zu tun. Sie ist Geschmackssache und ist oft mit Emotionen verknüpft. So findet der eine die Marke X unsympathisch, während seine Kollegin sich genau in deren Werbekampagne verliebt hat. Manche finden, eine Marke müsse unabhängig sein, andere wiederum finden es beruhigend, wenn eine Marke Teil eines Konzerns ist. Es ist ein Glück für die Uhrenindustrie, dass es punkto Uhren so viele unterschiedliche Geschmäcke gibt.

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