Ab dem September ist in der Königsklasse fast alles anders: neuer Modus, zusätzliche Teilnehmer, mehr garantierte Spiele – und noch mehr Einnahmen. Das sind die wichtigsten Änderungen.
Mitte September startet die Champions League mit der neu geschaffenen Ligaphase in die Saison 2024/25. Der Schweizer Meister YB trifft dort auswärts auf den FC Barcelona und den VfB Stuttgart sowie im Wankdorf auf Inter Mailand.
Die Auslosung der Champions-League-Partien fand am Donnerstagabend in Monaco statt. Allen 36 teilnehmenden Teams wurden dabei acht Gegner zugelost. Die Zuteilung nahm erstmals ein Computer-Programm vor, das auf einem komplexen Algorithmus beruht. Aus jedem der vier Lostöpfe erhielt YB zwei Gegner zugelost: aus dem Topf 1 den FC Barcelona und Inter Mailand, aus dem Topf 2 Atalanta Bergamo und Schachtar Donezk, aus dem dritten Topf Roter Stern Belgrad und Celtic Glasgow, sowie aus dem vierten Aston Villa und den VfB Stuttgart. Der detaillierte Spielplan der Young Boys mit je vier Heim- und Auswärtsspielen in der Ligaphase wird allerdings erst am Samstag vorliegen.
Der neue Modus ist nicht das Einzige, was in der Champions League ab diesem Herbst anders sein wird als in den Jahren zuvor. Wir erklären die wichtigsten Änderungen.
Warum erhält die Champions League 2024 ein neues Kleid?
Das seit 1992 bestehende Premiumprodukt des Europäischen Fussballverbands (Uefa) hat sich etabliert, war aber wiederholt dem Wandel unterworfen. Fast immer zielten die Neuerungen darauf ab, das Teilnehmerfeld zu erweitern. Die Uefa spürt die stete Erwartungshaltung der Grossklubs im Nacken, noch mehr aus ihren Wettbewerben herauszuholen. Als 2021 die sogenannte Super League im Hintergrund die Drohkulisse eines Konkurrenz-Wettbewerbs aufbaute, beschleunigte sich der Reformprozess in der Uefa. Bereits 2022 war die nächste Formatänderung beschlossen.
Was ändert sich im Grundsatz?
Im Vordergrund steht zweierlei: Zum einen wird die Gruppenphase abgeschafft, zum anderen wird das Teilnehmerfeld von 32 auf 36 und die Anzahl Spiele von 125 auf 189 erhöht. Die Gruppenphase geriet in die Kritik, weil einige Tabellen schon nach vier Runden zu klare Stärkeverhältnisse offenbarten und Klubs aus kleineren Ligen zu schnell deklassiert waren. Auch im Erscheinungsbild wurden Änderungen vorgenommen – selbst die seit Jahrzehnten etablierte Musik klingt neuerdings leicht anders.
UEFA has released an updated Champions League anthem.
— EXECUTIVE MEDIA (@EXECUTIVEXMEDIA) August 22, 2024
Wie läuft die Champions League ohne Gruppenspiele?
Die 36 Teams wurden in vier Lostöpfe unterteilt, die nach der Stärke der Teams sortiert waren. In der ersten Ligaphase spielt jeder Klub gegen acht unterschiedliche Gegner aus allen Stufen – deren vier Matches zu Hause und deren vier auswärts. Die Rede ist vom sogenannten «Schweizer Modell» – in Anlehnung an eine von einem Schweizer erfundene Zählweise, die im Schach zur Anwendung gelangt, wenn man nicht gegen alle Gegner spielt. Die besten acht Teams qualifizieren sich für die Achtelfinals, diejenigen auf den Rängen 9 bis 24 ermitteln in einem Play-off mit Hin- und Rückspiel die restlichen Achtelfinalisten. Für die Teams ab Rang 25 ist die internationale Saison beendet.
Wie geht es ab den Achtelfinals weiter?
Wie bis anhin im K.-o.-Modus. Die acht Gewinner der Play-off-Partien, die am 11./12. und am 18./19. Februar 2025 stattfinden, werden am 21. Februar 2025 den acht direkt qualifizierten Klubs zugelost. Alle K.-o.-Spiele ausser der Final werden weiterhin mit Hin- und Rückspielen ausgetragen, wobei der Tabellenerste der Ligaphase frühestens im Endspiel auf den Zweitplatzierten treffen kann. Der Final findet dann am 31. Mai 2025 in der Allianz-Arena in München statt. Der Rekordsieger Real Madrid ist der Titelverteidiger.
Wer erhält die vier zusätzlichen Plätze in der Königsklasse?
Vor allem die Topligen profitieren. Ein Fixplatz kommt für jene Liga hinzu, die im Uefa-Ranking hinter den vier Grossen aus England, Deutschland, Spanien und Italien auf dem 5. Platz klassiert ist. Derzeit ist das Frankreich. Die Ligue 1 hat neu drei statt zwei Mannschaften fix am Start. Zwei Plätze kommen für jene Länder hinzu, die in der vorangegangenen Europacup-Saison die besten Resultate erzielt haben. Künftig stammen diese zwei zusätzlichen Teams wohl meist aus den Top 4, dieses Jahr aus Deutschland und Italien (Dortmund und Bologna). Und der letzte Zusatzplatz kann über den Weg der nationalen Meister ergattert werden.
Was bedeutet das für die Schweiz?
Nicht viel. Die Schweizer Klubs werden sich weiterhin in der Qualifikation gegen Gegner aus vergleichbaren Ligen zu beweisen haben. Der Schweizer Meister muss sich im Play-off gegen einen Champion aus einem anderen, eher kleineren Fussballland durchsetzen. Wie YB heuer gegen Galatasaray Istanbul (3:2, 1:0) und 2023 gegen Maccabi Haifa (0:0, 3:0)
Gibt’s abermals mehr Geld?
Die Uefa verteilt in ihren Klubwettbewerben neu 3,3 Milliarden Euro pro Jahr, das sind 0,6 Milliarden mehr als bisher. Der Löwenanteil von 2,5 Milliarden oder 75 Prozent fliesst in die Königsklasse, deren 17 Prozent in die Europa League und deren rund 9 in die Conference League. Für letztgenannte Stufe summieren sich demnach 285 Millionen. Der Verteilschlüssel liest sich grob so: 65 Prozent sind für die Start- und Spielprämien reserviert, 35 Prozent für den sogenannten (Markt-)Wert des Klubs. Das sind 10 Prozent weniger als bisher. Die Startprämien sind von 15,6 auf 18,6 Millionen Euro erhöht und die Spielprämien leicht gesenkt worden. In weiteren Zahlungen berücksichtigt die Uefa neu die Rangliste.
Was ist auf den europäischen Stufen 2 und 3, also in der Europa League und Conference League?
Auch sie erhalten das neue Kleid übergestreift. Liga- statt Gruppenphase. In der Conference League werden in der ersten Phase ohne Gruppen nur sechs und nicht acht Partien gespielt.
Ändert sich für das Fernsehpublikum etwas?
Grundsätzlich nicht. In erster Linie werden an mehr Europacup-Abenden noch mehr Europacup-Spiele angeboten. Die Anspielzeiten (18 Uhr 45 und 21 Uhr) bleiben gleich. Die Champions League ist am Dienstag und Mittwoch terminiert, die Europa League und die Conference League am Donnerstag. Hierzulande hat das Schweizer Fernsehen via Sublizenz von Blue Sport Rechte (zurück)erworben und zeigt jeweils am Mittwoch Champions League im frei empfangbaren Fernsehen. Champions League im Free-TV? Das gibt’s ausserhalb des kleinen Schweizer Markts fast nirgends.