Ziel dieser erlebnisreichen Wanderung ist die Fuorcla da Grialetsch

In heissen Sommern in den Bergen wandern gehen ist für mich eine zweischneidige Sache. Einerseits liebe ich das Wandern und die Berge über alles. Andererseits schmerzt es, beinahe jährlich zusehen zu müssen, wie die Gletscher schwitzen und förmlich den Bach runtergehen. Da treffen sich dann so viele Gefühle in mir – Trauer, Wut, Angst, Ohnmacht. Die Herausforderung ist dann, mit diesem potenten Mix umzugehen. Und mich auch in Akzeptanz zu üben: Die Welt ist, wie sie ist, und auch mit dem Engagement vieler Menschen kommt der Wechsel nicht über Nacht.

Ganz hinten im Dischma, dem längsten der Davoser Seitentäler, liegt bei der Fuorcla da Grialetsch der gleichnamige Gletscher. Auf alten Karten, wie man sie auf map.geo.admin.ch unter «Zeitreise» sieht, reicht der Gletscher noch bis auf 2300 Meter hinab; diese Bedeckung sieht man heute noch als recht klar begrenzten Schuttkegel. Heute liegt die Grenze des Eises etwa 400 Meter höher, gesäumt von vielen kleinen Schmelzwasserseen.

Mit 150 Kilo auf dem Rücken den Berg hoch

Den Ausgangspunkt der Wanderung beim Dürrboden erreicht man bequem mit dem Bus vom Bahnhof Davos Dorf aus. Etwa eindreiviertel Stunden lang steigt man durch Alpwiesen und -weiden hoch und steht dann auf der Fuorcla da Grialetsch. Auf einer kleinen Anhöhe daneben steht die Chamanna da Grialetsch des SAC. Sie wurde 1928 in nur drei Monaten erbaut. Das Material wurde mit drei Maultieren hochgebracht, die den Aufstieg mit 150 Kilogramm auf dem Rücken dreimal am Tag bewältigen mussten; die knapp zwanzig Mann auf der Baustelle schufteten jeden Tag 13 bis 14 Stunden.

Die Hütte wirkt mit ihrem groben Mauerwerk sehr traditionell, wurde 2021 aber mit vielen Solarzellen ausgerüstet, erweitert und saniert. Wer nach einer längeren Anreise erst spät auf dem Dürrboden starten kann, findet hier eine Unterkunft für eine Nacht an schönster Berglage. Auch der zweite Teil der Wanderung durch das Val Grialetsch zur Flüelapassstrasse bietet keine Schwierigkeiten, dafür viel ursprüngliche Bergnatur; alternativ kann man von der Hütte auch etwas höher zur Haltestelle vor dem Flüelapass wandern.