Donnerstag, November 7

Musk hat viel Geld in den Wahlkampf des neuen Präsidenten gesteckt. Doch es gibt viele Streitpunkte – besonders beim Umgang mit China und in der Klimapolitik.

«Ein Star ist geboren: Elon!» Als Donald Trump nach seinem Wahlsieg in der Nacht auf Mittwoch vor seinen Anhängern spricht, vermag er seine Begeisterung für Elon Musk kaum zu bremsen. Der Tesla-Chef und der neugewählte US-Präsident bildeten in den vergangenen Wochen ein Duo infernale; Musk verbrachte die Wahlnacht gemeinsam mit Trumps engstem Kreis in dessen Anwesen Mar-a-Lago.

Musk hat über 100 Millionen Dollar in den Wahlkampf von Trump gesteckt. Er kann davon ausgehen, dass sich das Investment lohnt: Läuft alles nach seinen Vorstellungen, soll er in der künftigen Trump-Regierung eine sogenannte Effizienz-Kommission leiten und damit Staatsausgaben beaufsichtigen, von denen seine Unternehmen direkt betroffen sind.

Bereits reagierte die Tesla-Aktie auf den Wahlsieg von Trump, als hätte stattdessen Musk die Wahl gewonnen. Am Mittwoch legte der Titel um 15 Prozent zu. Es ist offensichtlich, dass Musk in Trumps Gunst steht: Bei seiner Wahlrede lobte Trump minutenlang die Raketen von Musks Firma SpaceX und sprach begeistert vom Satelliten-Internet Starlink.

Nicht nur beim Thema Raumfahrt, auch bei gesellschaftspolitischen Fragen und in der Einwanderungspolitik teilen die beiden Männer dieselben Ansichten. Doch es gibt auch strittige Punkte. Und diese könnten die neue Allianz schneller zu einem Ende bringen, als es momentan den Anschein hat.

Trumps Handelspolitik könnte Tesla schaden

Ein wichtiger Bereich ist die Handelspolitik. Trump ist erklärter Freihandelsgegner und hatte im Wahlkampf angekündigt, die Importzölle auf chinesische Güter auf 60 Prozent oder mehr anheben zu wollen. Würde Trump den Handelskrieg mit China eskalieren, hätte das direkte Folgen für Musks E-Auto-Hersteller Tesla.

China ist neben den USA der wichtigste Absatzmarkt für Tesla. 2023 verkaufte Tesla in China mehr als 600 000 Autos und erwirtschaftete dort ein knappes Viertel seines Umsatzes. Gleichzeitig ist das Land ein wichtiger Zulieferer. Nach Schätzungen des Informationsdiensts Nikkei liefern chinesische Unternehmen fast 40 Prozent der Materialien für Batterien, die weltweit in Tesla-Autos zum Einsatz kommen.

Vor diesem Hintergrund überrascht es wenig, dass sich Musk in den vergangenen Jahren immer wieder mit Mitgliedern der chinesischen Regierung traf. Ihnen gegenüber betonte er stets, eine Entkoppelung der Wirtschaften Chinas und der USA abzulehnen.

Trumps Pläne für Importrestriktionen, die weit über den Handel mit China hinausgehen könnten, haben bereits jetzt Einfluss auf Tesla. Im Juli legte Musk Pläne für eine Fabrik in Mexiko auf Eis, weil diese in Anbetracht der möglichen höheren Importzölle keinen Sinn ergeben würde. «Wir müssen schauen, wie es nach der Wahl aussieht», sagte Musk damals.

Anders als Trump ist Musk pro Energiewende

Ein weiterer wichtiger Streitpunkt ist die Energiewende, eines der Kernthemen von Musk. Tesla war 2012 das erste Unternehmen, das ein serienmässig produziertes batterieelektrisches Auto auf den Markt brachte. Heute ist Tesla 900 Milliarden Dollar wert – und hat in den vergangenen Jahren stark von Förderungen durch die US-Regierung profitiert.

Durch die Inflation Reduction Act (IRA), das milliardenschwere Subventionsprogramm von Präsident Joe Biden, erhielten Tesla und sein Batteriepartner Panasonic laut Schätzungen im vergangenen Jahr 1,8 Milliarden Dollar an Steuergutschriften. Weiter profitiert Tesla von Steueranreizen für Autofahrer, die den Kauf eines E-Autos attraktiver machen. Insgesamt dürfte die IRA Tesla im vergangenen Jahr mehrere Milliarden Dollar eingebracht haben.

Darüber hinaus verdient Tesla seit einigen Jahren viel Geld mit dem Verkauf von CO2-Zertifikaten, seit 2009 fast 10 Milliarden Dollar. Weil Tesla ausschliesslich E-Autos herstellt, spart das Unternehmen viel CO2 ein und kann dieses «Guthaben» lukrativ an andere Autohersteller verkaufen.

Musk hat also ein Interesse daran, dass die künftige amerikanische Regierung E-Autos weiter fördert. Doch Trumps Haltung ist eine gänzlich andere. Anfang September versprach er, alle verbliebenen Mittel der IRA zu streichen. Den Green New Deal, der den Umstieg auf erneuerbare Energien zum Ziel hat, bezeichnete er als «Geldverschwendung». Auch zur staatlichen Förderung von Elektrofahrzeugen äusserte er sich in der Vergangenheit kritisch.

In letzter Zeit schien seine Stimmung jedoch zu kehren. «Ich bin für Elektroautos», sagte Trump im August. «Das muss ich auch sein, denn Elon hat mich sehr unterstützt.»

Trump und Musk haben sich schon einmal zerstritten

Trump scheint sich bewusst zu sein, dass er die Gunst des Tesla-Chefs auch wieder verlieren kann. Beide Männer gelten als erratisch und lieben es, im Zentrum der Aufmerksamkeit zu stehen. Turbulenzen, die es schon früher zwischen den beiden gab, zeigen, wie schnell die Freundschaft wieder enden könnte.

Während Trumps erster Präsidentschaft sass Musk als Berater in zwei Expertenkommissionen, gemeinsam mit den CEO von Firmen wie IBM, Uber, Pepsi oder Walmart.

Doch schon im Juni 2017 verliess Musk die Beratungsgremien wieder. Er tat dies aus Protest gegen Trumps Austritt aus dem Pariser Klimaabkommen. Auf Twitter schrieb Musk: «Der Klimawandel ist real. Aus dem Pariser Abkommen auszutreten, ist weder gut für Amerika noch für die Welt.»

Noch bis vor zwei Jahren hielt Musk offensichtlich nichts von einer zweiten Trump-Präsidentschaft. Auf Twitter schrieb er damals, das wäre «zu viel Drama», und fragte: «Wollen wir wirklich jeden Tag einen Elefanten im Porzellanladen?» Trump nannte Musk darauf hin einen «Bullshit-Künstler».

Nun hat also Trump den «Bullshit-Künstler» zum Star seines Universums gemacht. Wie lange dieser Status anhält, bleibt abzuwarten.

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