Donnerstag, Januar 9

Überraschend schafft der Meta-Konzern die Zusammenarbeit mit externen Faktencheckern ab. Auch andere Tech-CEO verbrüdern sich mit Trump. Etwas Besseres könnte den Aktionären nicht passieren.

Hat Mark Zuckerberg gar keine Prinzipien? Das fragt man sich, seit der weltgrösste Social-Media-Konzern am Montag angekündigt hat, die Zusammenarbeit mit Faktencheckern für seine Plattformen Facebook, Instagram und Threads einzustellen. In seiner Videobotschaft klang der CEO Zuckerberg, als lese er eine Pressemitteilung aus Mar-a-Lago vor: Seitenhiebe gegen die zensierenden «Traditionsmedien», das progressive Kalifornien, das regulierungswütige Europa spickten die Ankündigung. Es war wie ein Liebesbrief an Trump.

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Auf den ersten Blick verblüfft das. Nach Trumps erstem Wahlsieg 2016 hatte Meta schliesslich gelobt, Falschinformationen auf Instagram und Facebook zu bekämpfen, und seitdem eine ausgeklügelte Zusammenarbeit mit Zehntausenden Faktencheckern weltweit aufgegleist.

Doch blendet man die Emotionen aus, erweist sich Zuckerbergs Verhalten als ganz richtig. Meta Platforms Inc. ist kein wertebasierter Verein und keine Bürgerrechtsorganisation. Es ist eine kotierte Aktiengesellschaft mit einem Ziel: Profitmaximierung. Das verfolgt Zuckerberg enorm erfolgreich: An der Börse ist Meta 1,5 Billionen Dollar wert, die Aktien sind in den vergangenen zwölf Monaten um stolze 73 Prozent gestiegen. Als CEO liefert Zuckerberg wie kaum ein anderer.

Spannungen mit der neuen amerikanischen Regierung könnten Metas Geschäftsgang allerdings bedrohen. Während Trumps erster Amtszeit hatte sich das Verhältnis zu Zuckerberg ständig verschlechtert; die Talsohle war 2021 erreicht, als Trump nach dem Sturm auf das Capitol für zwei Jahre von Facebook und Instagram verbannt wurde. Im Frühjahr beschimpfte Trump den CEO mit dem Begriff «Zuckerschmuck», dem jiddischen Wort für Penis, und bezeichnete Meta als «Volksfeind». Auch die anstehende Supermehrheit der Republikaner im Kongress verhiess für Meta nichts Gutes.

Was für ein Glück für die Aktionäre, dass Zuckerberg seine Prinzipien ändern kann wie ein Chamäleon die Farben – das hat er in den letzten Jahren immer wieder bewiesen. Auch jetzt reiht sich Metas Ankündigung, die Faktenchecks abzuschaffen, in eine Serie von Entscheiden, mit denen sich der CEO beim neuen Präsidenten einschmeichelt:

Gerade hat er Trumps engen Freund Dana White in den Aufsichtsrat von Meta berufen. Ebenso tauschte Zuckerberg jüngst Metas Chefdiplomaten aus – der liberale Brite Nick Clegg muss dem Republikaner Joel Kaplan weichen. Prompt besuchte Kaplan die Fernsehsendung «Fox and Friends», Trumps Lieblingsformat.

Meta ist auch nicht der einzige Tech-Konzern, der sich so verhält: Amazons Jeff Bezos, Apples Tim Cook und Googles Sundar Pichai assen kurz nach Trumps Wahlsieg mit dem designierten Präsidenten in dessen Golfklub in Florida zu Abend. Open AIs Sam Altman spendete eine Million Dollar aus seinem Privatvermögen für die Feierlichkeiten zu Trumps Amtseinführung.

Selbst der Salesforce-CEO Marc Benioff, ein Grossspender der Demokraten, vollzog eine Kehrtwende und schrieb auf der Plattform X, er freue sich auf die Zusammenarbeit mit Trump. Dazu postete Benioff die Titelseite des «Time Magazine», das ihm gehört; dieses hatte Trump gerade zur Person des Jahres gekürt. Was für ein Geschenk an den designierten Präsidenten.

Benioff, Bezos, Zuckerberg – sie alle werden für ihre Verbrüderung mit Trump kritisiert. Doch genau das dürfte sich für ihre Firmen auszahlen: durch weniger Tech-Regulierung, das Ende laufender kartellrechtlicher Untersuchungen oder Goodwill bei geplanten Firmenübernahmen. Auch winken milliardenschwere Aufträge der amerikanischen Regierung für Cloud-Dienstleistungen und Raumfahrtprogramme, wie Jeff Bezos sie mit Blue Origin betreibt.

Letztlich verhalten sich die Tech-CEO so pragmatisch wie Landwirte, die ihren Anbau der Wettervorhersage anpassen. Das ist ihre Aufgabe – und kein Grund zur Empörung. 2028 könnte der Wetterbericht auch wieder umschlagen.

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