Donnerstag, Dezember 5

Ein fragwürdiger Schiedsrichterentscheid ebnet dem FC Zürich den Weg in den Cup-Viertelfinal. Die Grasshoppers stoppen aber den Zerfall – und die Eigentümer dementieren Gerüchte über einen Verkauf des Klubs.

Bevor sich der FCZ-Captain Yanick Brecher nach dem 1:0 gegen die Grasshoppers mit einem breiten Lachen aus der Interviewzone im Letzigrund verabschiedete, hatte er am Dienstagabend noch eine letzte Botschaft parat: «Egal – Hauptsache, gewonnen», sagte der Goalie und machte sich auf den Weg zur dröhnenden Feier in der FCZ-Kabine. Brechers Aussage fasste gut zusammen, wie das Weiterkommen im Cup zustande gekommen war: glücklich.

Eine schwache FCZ-Halbzeit

Brecher hatte grossen Anteil daran, das Glück auf die Seite des FCZ zu zwingen. Der Goalie hielt seine Mannschaft in der ersten Halbzeit mit mehreren Interventionen im Spiel. Er parierte zwei Schüsse von Sonny Kittel. Als der deutsche GC-Spieler schliesslich in Shaqiri-Manier einen Eckball direkt verwanden wollte, war Brecher zur Stelle. Und beim mustergültig herausgespielten Konter parierte Brecher den Abschluss des GC-Stürmers Adama Bojang.

So hatte Brecher nach 45 schwachen Minuten des FCZ den Weg bereitet für den Siegtreffer. Er fiel, wie der FCZ schon so oft in dieser Saison das Tor getroffen hatte: mit Wucht nach einem stehenden Ball. Zuständig dafür war Mirlind Kryeziu. Der 96 Kilogramm schwere und 196 Zentimeter grosse Innenverteidiger traf nach einem Eckball mit dem Schädel. 70 Minuten waren da gespielt.

Die Schlüsselszene des Spiels sollte aber noch folgen. Es war eine Szene, die 10 Minuten dauerte und wieder einmal die Frage nach dem Sinn und Zweck des VAR aufbrachte: Als Tsiy Ndenge für GC den Ausgleich erzielte, entschied der Linienrichter auf Abseits, weil er davor eine Ballberührung von Kristers Tobers erkannt haben wollte. Der Schiedsrichter Fedayi San folgte seinem Linesman und annullierte den Treffer. Der VAR meldete sich, aber ohne Bilder, die eindeutig eine Berührung zeigten. Nach einer Ewigkeit des Herumstehens beharrte San trotzdem auf dem ersten Verdikt: kein Tor.

Die Enttäuschung der GC-Spieler nach dem Match war verständlich. Der VAR hat die Aufgabe, dem Schiedsrichter zu helfen, einen möglichen Fehlentscheid zu korrigieren. Der Schiedsrichter hat die Hilfe ausgeschlagen und beharrte auf dem Fehlentscheid – eine Absurdität, wie sie GC vor kurzem bereits in Luzern widerfahren ist.

«Heute sitzt ein glücklicher Trainer vor Ihnen», sagte Ricardo Moniz später. Das Glück des FCZ-Trainers konnte sich nur auf das Weiterkommen beziehen, denn für seine Vorgesetzten wäre ein frühes Scheitern im Cup ein Debakel gewesen; die Spielweise und die Leistung seiner Mannschaft waren nicht dazu angetan, Moniz glücklich zu machen. Und glücklich war der FCZ-Coach wohl auch darüber, dass es für ihn keinen Anlass gab, wie am letzten Samstag gegen den Schiedsrichter ausfällig zu werden. Diesmal war er es, der von einem Fehler profitierte. Moniz gab sich auffallend still.

Die GC-Besitzer dementieren Verkaufsabsichten

Tomas Oral hätte Grund gehabt für eine kräftige Schelte, doch der GC-Trainer beliess es dabei, sein Unverständnis über das Vorgehen der Schiedsrichter auszudrücken. Oral beschränkte sich auf die Feststellung, dass ihm vor allem die Leistung seiner Mannschaft in der ersten Halbzeit gezeigt habe, wie ein Weg aus der Misere zu finden sei. Anders als für den FCZ kann für GC der Cup kein Saisonziel sein, das weiss Oral. Seine Aufgabe ist es, den Abstieg zu verhindern.

Eine erste Gelegenheit bietet sich am Samstag gegen Yverdon. Ein Sieg ist nicht nur sportliche Pflicht, sondern auch für das notorisch nervöse GC-Umfeld eminent wichtig. Dort kursieren bereits Gerüchte, dass die amerikanischen Besitzer aus Los Angeles über ein Ende ihres Engagements nachdenken. Dafür gibt es aus Sicht der Aktionäre keine Grundlage.

Die GC-Präsidentin Stacy Johns verfolgte am Dienstag den Cup-Match im Letzigrund und liess mitteilen: «Der LAFC hat den Klub vor weniger als einem Jahr gekauft und hat keine Pläne, ihn zu verkaufen. Wir investieren weiter in die Stärkung des Klubs, einschliesslich der Eröffnung einer neuen Geschäftsstelle im Herzen von Zürich, erheblicher Ausgaben für Spieler, technisches Personal und Geschäftsbetrieb.»

Auch András Gurovits, der Vertreter der GC-Stiftung, dementierte die Recherche der «NZZ am Sonntag», wonach es im GC-Umfeld rumore. «Das ist schlicht falsch. Im GC-Umfeld, das für die Geschicke der Grasshopper Fussball AG relevant ist, rumort es nicht. Es gibt auch keine Interessenten für eine Übernahme der LAFC-Aktien an der Grasshopper Fussball AG.»

Es soll also Ruhe herrschen bei GC. Jetzt müssen nur noch die Resultate folgen.

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