Samstag, Februar 22

Der Ausbau wird in einen Nachbarkanton ausgelagert.

Mit Zügen ist es wie mit Autos: Sie müssen ab und zu in den Service. Doch während bei Autos vielleicht einmal im Jahr ein Abstecher in die Werkstatt ansteht, müssen die Kompositionen der Zürcher S-Bahn etwa alle 7 bis 12 Tage gewartet werden.

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Diese Arbeiten werden heute in erster Linie in zwei Anlagen in Winterthur durchgeführt, zum Teil aber auch in Yverdon, in Olten oder sogar im Tessin. Diese Kapazitäten reichen nicht aus, um mit dem nächsten Ausbau der Zürcher S-Bahn mitzuhalten. Im Rahmen des sogenannten Angebotsschritts 2035 werden sechzig neue Doppelstockzüge beschafft.

Schon seit mehreren Jahren suchen die Verantwortlichen der SBB nach Standorten im Grossraum Zürich, um diese Züge erstens abzustellen und zweitens zu warten. Allein für das Parkieren der sechzig neuen, 150 Meter langen Züge werden neun Kilometer Geleise benötigt.

Zürich wehrt sich gegen die Züge

Im Kanton Zürich scheiterte die Standortsuche bisher am erbitterten Widerstand der ausgewählten Gemeinden. In Bubikon im Zürcher Oberland hätte eine grosse Serviceanlage gebaut werden sollen, in Feldbach und Eglisau hätten Abstellmöglichkeiten entstehen sollen. Doch dagegen gingen über 2000 Einsprachen ein. Schliesslich entfernte der Regierungsrat die Standorte wieder aus dem Richtplan.

Für die SBB, welche die Zürcher S-Bahn betreiben, war dies ein Rückschlag. Sie entschieden sich dazu, neue Standorte zu evaluieren. Nun sind sie fündig geworden, aber nicht im Kanton Zürich, sondern beim nördlichen Nachbarn Schaffhausen.

Dort, auf dem Gelände eines Güterbahnhofs am Rande der Stadt Schaffhausen, soll die Serviceanlage für die Wartung der neuen Züge in rund fünf Jahren gebaut werden. Sechzig Arbeitsplätze sollen geschaffen werden. Verantwortliche der SBB und des künftigen Standorts haben die entsprechenden Pläne am Donnerstag in Schaffhausen den Medien vorgestellt.

Schaffhausen ist ein wichtiger Knotenpunkt der Zürcher S-Bahn. Gleich vier Linien führen von dort weg: Die S9 fährt von dort via Bülach und Zürich HB nach Uster. Die S24 verkehrt von Thayngen über Schaffhausen und Winterthur zum Flughafen und über Zürich HB bis nach Zug. Die S12 führt über Winterthur, Stadelhofen und Zürich HB nach Brugg, und die S33 pendelt zwischen Schaffhausen und Winterthur.

Bis 2035 soll die Zahl der Verbindungen ab Schaffhausen weiter ausgebaut werden – von vier bis fünf stündlichen Abfahrten auf sechs.

Das Gelände gehört schon den SBB

Für die Logistik der Unterhaltsarbeiten sei es entscheidend, dass Schaffhausen an einem Endpunkt des Streckennetzes sitze, sagte Stefan Holzinger von den SBB. Denn dann sei es einfach, die Züge für die Wartung aus dem Umlauf zu nehmen und danach wieder einzusetzen. Ausserdem wird der Güterbahnhof heute schon bahnbetrieblich genutzt. Widerspenstige Landbesitzer müssen die SBB auch nicht befürchten – das Gelände gehört ihnen schon.

Leerfahrten von S-Bahnen in die Schaffhauser Serviceanlage soll es nicht geben. Kompositionen, bei denen die Wartung ansteht, sollen als reguläre Verbindungen nach Schaffhausen eingesetzt und von dort in die Wartungshalle gefahren werden. Weder die Arbeiten selbst noch die Rangierbewegungen sollten besonders viel Lärm verursachen, versprechen die SBB. Die modernen Züge seien leise.

Ein neues Quartier soll entstehen

Die Schaffhauser sehen in den Plänen eine doppelte Chance. Erstens, weil Dutzende von neuen Arbeitsplätzen geschaffen werden. Und zweitens, weil sich städtebauliche Perspektiven auftun.

Der Schaffhauser Güterbahnhof ist ein Vorzeigeprojekt der Vergangenheit. Heute ist er überdimensioniert und unternutzt. Er liegt leicht versenkt zwischen zwei flachen Talflanken, parallel dazu verläuft die Autobahn. Ein Servicegebäude für die S-Bahn-Züge würde nicht störend auffallen. Wertvolles Kulturland würde durch den Bau auch nicht zerstört – der Güterbahnhof ist über weite Strecken eine Ödlandschaft mit viel grauem Beton.

Schon seit Jahrzehnten gibt es in Schaffhausen Überlegungen, wie dieses Gelände besser genutzt werden könnte. Jetzt haben die SBB, die Stadt und der Kanton Schaffhausen eine gemeinsame Absichtserklärung unterzeichnet, wie der Bau der Serviceanlage mit einer Neugestaltung des Geländes verbunden werden könnte.

In dem zentrumsnahen Areal könnten Arbeitsplätze und Wohnungen entstehen. Vielleicht gibt es auch eine weitere S-Bahn-Haltestelle – und, quer über das Tal, neue Verbindungen für Fussgänger und Velofahrer.

Die Schaffhauser sehen im Ausbau der SBB keine Bedrohung, sondern eine Chance. «Schaffhausen wünscht sich schon lange, dass etwas geht», sagte der Schaffhauser Stadtrat Daniel Preisig (parteilos) an der Medienorientierung. Zentral sei aber, dass das Gesamtpaket stimme.

Ein anderes Gesamtpaket stimmt mit Sicherheit noch nicht – jenes für die Pläne der SBB im Rahmen der nächsten Ausbauschritte. Spätestens bis 2050 wird es eine weitere Serviceanlage brauchen, idealerweise im Kanton Zürich.

Ausserdem suchen die SBB auf dem gesamten Netz der Zürcher S-Bahn nach weiteren Möglichkeiten, um die künftigen S-Bahn-Züge abzustellen. Wo genau, sagen die Verantwortlichen noch nicht.

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