Mittwoch, November 27

Die Schulanlage Entlisberg soll für 54 Millionen Franken vergrössert werden.

Geht es um den Bau von Schulhäusern, sitzt das Geld in der Stadt Zürich besonders locker. Allein in den letzten vier Jahren hat die Stimmbevölkerung über eine Milliarde Franken für den Neubau oder die Erweiterung von elf Schulanlagen bewilligt.

Der mit Abstand höchste Einzelbetrag stand im Juni 2023 zur Abstimmung: 231 Millionen Franken für das Schulhaus Saatlen in Schwamendingen. Pro Schulklasse kostet die Schulanlage 4 Millionen Franken.

Das teure Preisschild sorgte zwar im Vorfeld der Abstimmung für Unverständnis, dennoch legten 80 Prozent der Stimmberechtigten ein Ja in die Urne. Schulhäuser, so das scheinbare Credo, sind schliesslich eine Investition in die Zukunft.

Ab 2028 eine Tagesschule

Verglichen mit dem Schulhaus Saatlen ist die geplante Erweiterung der Schulanlage Entlisberg in Wollishofen fast ein Schnäppchen: 54 Millionen Franken hat der Stadtrat dem Gemeinderat dafür beantragt, 9 Millionen Franken davon sind Reserven. In eigener Kompetenz hat die Stadtregierung zudem insgesamt rund 7,8 Millionen Franken für ein Provisorium und die Projektierung gesprochen.

Die Bauten auf dem Schulareal Entlisberg stammen aus dem Jahr 1947 und befinden sich in den kommunalen Inventaren der Denkmal- und der Gartendenkmalpflege. 2015 wurde das Schulhaus mit einem Provisorium ergänzt.

Denn der Platz ist knapp. Nicht nur im Entlisberg, sondern im ganzen Quartier. Die Stadt rechnet bis 2030 mit wachsenden Schülerzahlen für die Schulhäuser Entlisberg und das wenige Strassen entfernte Neubühl. Danach werde sich der Bedarf an Schulraum stabilisieren.

Schon heute sei die Betreuung der sechzehn Primar- und sieben Kindergartenklassen des Entlisberg an externen Orten untergebracht, schreibt der Stadtrat in seiner Weisung zum beantragten Kredit.

Mit der Erweiterung soll dem wachsenden Raumbedarf Rechnung getragen werden. Langfristig sollten in der Schulanlage achtzehn Primar- und zwei interne Kindergartenklassen geführt werden, heisst es vonseiten der Stadt. Rechtzeitig zum Übergang zum Tagesschulbetrieb 2028 soll das neue Gebäude bezugsbereit sein.

Im geplanten Zusatzbau mit vier oberirdischen Geschossen sollen neun Schulklassen und zwei Kindergartenklassen sowie Betreuungseinrichtungen für 450 Kinder Platz finden. Im Untergeschoss ist zudem eine Sporthalle geplant.

Ausserdem sind eine Mensa mit Gastroküche und ein «Mini-Werkhof» mit Garage für den Hausdienst vorgesehen, ebenso Räume für den Unterricht der Musikschule Konservatorium Zürich sowie für Logopädie und Psychomotorik.

Die Grenzen der «Milchbüechlirechnung»

Der FDP und der SVP gehen die projektierten Ausgaben zu weit. Als die Erweiterung des Entlisberg-Schulhauses vor zwei Jahren erstmals aufs Tapet gekommen sei, habe der Stadtrat noch von Kosten in der Höhe von 34 Millionen Franken gesprochen, sagte Sabine Koch (FDP) am Mittwochabend im Stadtparlament. Das jetzige Projekt sei unverhältnismässig teuer. Die FDP lehne «dieses in Gold getauchte Projekt ab».

Hohe Kosten für Schulhäuser sind den Freisinnigen schon lange ein Dorn im Auge. Als Reaktion auf die Kostenexplosion bei neuen Schulanlagen verlangt die FDP einen Kostendeckel von 3 Millionen Franken pro Schulklasse. Insbesondere bei der Haustechnik, den verwendeten Materialien und der Zertifizierung ortet der Freisinn Sparpotenzial. Zudem gelte es, die Mehrfachnutzung einzelner Räume zu prüfen.

Für das Erweiterungsvorhaben in Wollishofen stellte die FDP einen Rückweisungsantrag. «Fakt ist, auf dem Land schafft man es, günstiger zu bauen», ohne dass die Bildung darunter leide, betonte Yasmine Bourgeois (FDP).

Der Hochbauvorsteher André Odermatt (SP) liess die Argumentation der FDP nicht gelten. «Milchbüechlirechnungen» seien schön und gut, ganz so einfach sei es aber nicht. Zu oft werde kein Unterschied gemacht zwischen Kosten inklusive Reserve und den effektiven Kosten. Das Erweiterungsprojekt sei eine pragmatische Lösung, der Kredit umfasse nebst der Erstellung des neuen Schulraums und des Schulprovisoriums beispielsweise auch Vorinvestitionen für eine mögliche Aufstockung.

Rückendeckung erhielten die Freisinnigen von der SVP. Stefan Urech konstatierte, die Linke habe eine grundlegend andere Vorstellung davon, was eine Schule sei. «Ihr wollt Paläste für den Lebensraum Schule, wir wollen einfach guten Unterricht.» Dazu brauche es nicht unzählige Gruppen- und Therapieräume.

Die Grünen und die AL monierten derweil, der Erweiterungsbau sei zu knapp bemessen und werde den Zielen, welche die Stadt sich selbst gesetzt habe, nicht gerecht. Statt 72 Quadratmeter pro Klassenzimmer seien nur 66,6 Quadratmeter vorgesehen.

Das Projekt sei «grenzwertig zusammengespart», sagte Sophie Blaser (AL). Es sei eine «Frechheit» zu behaupten, die einzige Konsequenz von sechs Quadratmetern weniger Fläche sei, dass im Klassenzimmer ein Sofa weniger Platz habe. «Ihr habt offensichtlich keine Ahnung davon, wie es ist, Kinder auf wenigen Quadratmetern zu unterrichten.» Es sei unfair, wenn Freisinn und Bürgerliche ihre «veralteten Vorstellungen von Schulen» auf gegenwärtige Bauten anwendeten.

Der Rückweisungsantrag der FDP blieb chancenlos. Das Stadtparlament stimmte dem Kreditvorschlag deutlich zu. Das letzte Wort hat die Stimmbevölkerung an der Urne.

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