Sonntag, November 24

Die steten Zuflüsse in Gold-ETF zeigen, dass die Anleger nach Sicherheit suchen. Eine Entwicklung, die noch nicht zu Ende sein dürfte.

Schon wieder Gold. Die dritte Woche in Folge, so protokollierte es am Dienstag das World Gold Council in einer Meldung, stiegen die weltweiten Zuflüsse in kotierte Goldfonds (Exchange Traded Funds, ETF). Rechnet man mit den aggregierten Monatszahlen, ist es sogar der fünfte Monat in Folge. Was sich so gold-glänzend liest, folgt eher der Schwarz-Weiss-Argumentation der Kapitalmärkte.

Da ist der Krieg in der Ukraine und in Nahost. Geopolitische Unsicherheit ist Gift für die Zuversicht, die gerade Aktieninvestoren benötigen. Zur Unsicherheit trägt auch die hohe Verschuldung gerade der westlichen Staaten bei. Sie reduziert bekanntlich den Gestaltungsspielraum der Regierungen, etwa für Stimuli der Wirtschaft. Am Ende wirft die Verschuldung auch die Frage auf, wie stabil Währungen wirklich sind. Die bevorstehenden US-Wahlen tragen ebenfalls zur Unsicherheit bei. Für Anleger bringt das die Frage nach dem «und nun» mit sich.

Der «Haben-Will-Effekt» mangels Alternativen

Die klassische Antwort auf diese Unsicherheit liefert für viele Investoren Gold. Das Edelmetall ist kein Investment für Optimisten, sondern eher für Skeptiker. Eine Absicherung für den Fall, dass die Unsicherheit andauert oder auch zunimmt. «Gold ist für uns Ballast, den wir immer an Bord haben, weil wir nicht wissen, wann der nächste Sturm kommt», sagte Max Belmont zuletzt gegenüber The Market. Belmont ist Goldmarktanalyst und Portfoliomanager bei First Eagle. Ein Ballast, der sich in den vergangenen Monaten ausgezahlt hat. Seit Jahresbeginn ist der Goldpreis in Dollar um fast 27% gestiegen.

Das Finanzhaus Goldman Sachs schrieb daher schon im September in einem Report über Gold: «Es bleibt unsere bevorzugte Absicherung gegen geopolitische und finanzielle Risiken und wird zusätzlich durch die bevorstehenden Zinssenkungen der Fed und die anhaltenden Käufe der Zentralbanken in den Schwellenländern unterstützt.»

Angesichts des deutlichen Preisanstiegs zeigten sich Privatanleger – ausser in China – lange Zeit aber überraschend zurückhaltend. Getrieben wurde die hohe Nachfrage nach Gold von Notenbanken und Institutionellen. Nun aber steigt seit einigen Monaten auch unter den Investoren weltweit das Interesse an Gold in Form von ETF, wie die Zahlen des World Gold Council zeigen.

Die Nachfrage stammt aus den USA und Europa, aber auch aus Asien. Der Grund liegt auf der Hand: Der dortige Aktienmarkt hinkt seit geraumer Zeit den Erwartungen hinterher. Der Immobilienmarkt, für Chinesen eigentlich ein Klassiker, durchläuft eine Krise. Entsprechend greifen sie mangels Alternativen nach Gold. Frei nach dem TINA-Akronym, das noch vor wenigen Jahren für die Alternativlosigkeit von Aktien galt: «there is no alternative». In der Summe kauften Anleger aus China im September Gold-ETF im Wert von über 109 Mio. $. Die Zuflüsse aus dem gesamten asiatischen Raum lagen im gleichen Monat bei 175 Mio. $.

Aber auch die Europäer, diesen Schluss legen die Daten nahe, folgen nun langsam diesem Trend und greifen nach Monaten des Abwinkens bei Gold-ETF zu.

Für die Gold-Experten von Incrementum ist daher klar: «Der Goldmarkt läuft jetzt auf allen Zylindern». Zentralbanken, Verbraucher – und eben auch Investoren kaufen zu.

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