Am Ende eines monatelangen Bieterprozesses wird der letzte deutschen Warenhauskonzern voraussichtlich an ein deutsch-amerikanisches Konsortium verkauft. Ein wichtiges Kriterium für den Zuschlag soll der Erhalt möglichst vieler Filialen gewesen sein.
Für die taumelnde Galeria Karstadt Kaufhof GmbH gibt es eine neue Hoffnung: Der insolvente deutsche Warenhauskonzern soll an ein Konsortium aus zwei Investoren verkauft werden. Dabei gibt es ein Wiedersehen mit alten Bekannten. Bei den Interessenten handelt es sich um die amerikanische Investment-Gesellschaft NRDC Equity Partners sowie den deutschen Manager Bernd Beetz, wie Insolvenzverwalter Stefan Denkhaus am Mittwoch bekanntgab. Gut 70 der noch bestehenden 92 Filialen sollen erhalten bleiben. Die finale Entscheidung über den Verkauf trifft allerdings die Gläubigerversammlung, die am 28. Mai im Messezentrum in Essen tagen soll.
Baker und Beetz wollen Galeria sanieren
Bei NRDC handelt es sich um die Investmentgesellschaft des amerikanischen Unternehmers Richard Baker, dem mehrheitlich die Warenhausunternehmen Hudson’s Bay Company (HBC) und Saks Fifth Avenue gehören. Über HBC war Baker bereits in den Jahren 2015 bis 2019 Eigentümer von Kaufhof, ohne das Unternehmen allerdings in eine wirtschaftlich stabile Zukunft führen zu können. Daher hatte er Kaufhof vor fünf Jahren an die Signa-Gruppe des österreichischen Investors René Benko weiterverkauft, dem bereits Karstadt gehörte und der Kaufhof und Karstadt fusionieren wollte und diesen Plan auch umsetzte.
Der 73-jährige Beetz wiederum war in der Zeit der Fusion von Kaufhof und Karstadt in den Jahren 2018 und 2019 der Aufsichtsratsvorsitzende von Kaufhof. Der gebürtige Mannheimer hatte zuvor eine erfolgreiche Karriere im Einzelhandel hinter sich. So leitete er bis 2012 für elf Jahre den amerikanischen Kosmetikkonzern Coty, der unter anderem Parfummarken wie Adidas, Calvin Klein und Joop in seinem Portefeuille hat. Davor war Beetz unter anderem beim französischen Luxusgüterkonzern LVMH für die Marke Christian Dior zuständig und arbeitete für den amerikanischen Konsumgütergiganten Procter & Gamble. Derzeit ist der in der Schweiz lebende Beetz noch der Präsident des Fussball-Drittligisten SV Waldhof Mannheim.
Galeria Karstadt Kaufhof hatte Anfang Januar zum dritten Mal in nur vier Jahren Insolvenz beim Amtsgericht Essen beantragt, wo das Unternehmen seinen Sitz hat. Dieses hatte erst in der vergangenen Woche das Insolvenzverfahren offiziell eröffnet und den im Januar vorläufig eingesetzten Insolvenzverwalter Denkhaus bestätigt.
Aus einstigen Ikonen wurden Insolvenzfälle
Dem Vernehmen nach hatten vier Interessenten ein Angebot vorgelegt, von denen am Ende zwei in der engeren Wahl waren. Denkhaus hatte vor zwei Wochen gesagt, beide Bieter hätten Erfahrung im deutschen Einzelhandel, würden mit Finanzierungspartnern kooperieren und wollten «60 plus X» der noch bestehenden 92 Galeria-Filialen übernehmen. Laut «Handelsblatt» handelte es sich bei dem zweiten Interessenten um ein Konsortium namens «Rethink», das aus dem früheren Karstadt-Chef Helmut Merkel, der Beratungsfirma Brook Valley und der Investment-Gesellschaft Upventure bestanden haben soll.
Kaufhof und Karstadt gehörten einst zu den Ikonen der vor allem in den 1960er und 1970er Jahren sehr erfolgreichen Warenhäuser. Gegründet wurden Kaufhof und Karstadt anno 1879 und 1881. Über 100 Jahre später war Kaufhof im Jahr 1988 sogar Gründungsmitglied im Deutschen Aktienindex (DAX). In den vergangenen Jahrzehnten erlebten die Konzerne jedoch einen kontinuierlichen Niedergang durch veränderte Kaufgewohnheiten der Kundschaft, neue Konkurrenten und das Aufkommen des Internets. Die derzeit noch knapp 13 000 Mitarbeiter hoffen nun einmal mehr, auf eine stabilere Zukunft mit neuem Eigner.
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