Sonntag, November 24

Drei Männer aus London stahlen 2019 aus dem Museum für fernöstliche Kunst in Genf wertvolle Artefakte aus der Zeit der Ming-Dynastie. Eines davon ist noch immer verschollen.

Die britischen Brüder Stewart und Louis Ahearne sind im Juni 2019 in das Genfer Museum für fernöstliche Kunst eingebrochen und haben dabei drei Artefakte aus der chinesischen Ming-Dynastie des 14. und 15. Jahrhunderts gestohlen. Darunter war eine Vase im Wert von 2,5 Millionen Franken.

Nun wurden die Brüder in Genf zu einer Gefängnisstrafe von dreieinhalb Jahren und einem Landesverweis von fünf Jahren verurteilt. Der Gerichtspräsident sagte bei der Verhandlung am Dienstag, der entstandene Schaden sei irreparabel, denn ein Teil des Diebesgutes bleibe verschollen.

Auto mit eigenem Pass gemietet

Das Museum für fernöstliche Kunst steht mitten in der Altstadt von Genf. Am 1. Juni 2019 brechen um 23 Uhr 20 drei Männer mit Hammer, Brecheisen und Motorsäge in das Museum ein. Sie tragen Handschuhe und Skimasken. Drei Minuten später sind sie wieder draussen. Die Beute: zwei Vasen und ein Schälchen. Überwachungskameras zeichnen sie auf. Das Museum erleidet neben dem Verlust der entwendeten Güter einen Schaden im Wert von 3,5 Millionen Franken.

Einer der Diebe verkauft danach eine Vase einem Auktionshaus in Hongkong. Als dieses das Objekt im Oktober 2019 für 87 000 Franken versteigern will, fällt es dem Versicherer des Genfer Museums auf. Die Vase wird danach dem Museum zurückgegeben.

Die Ermittler der britischen Polizei Scotland Yard stellen ein Jahr später in London auch die Verkäufer der zweiten, wertvolleren Vase. Die Ermittler hatten sich als Interessenten ausgegeben und boten für das Stück 490 000 Franken. Scotland Yard verhaftet bei der Übergabe der Vase drei Verdächtige. Die Händler werden im August 2023 in London verurteilt. Die Vase ist mittlerweile wieder in Genf.

Auch die Ahearne-Brüder fallen auf. Der ältere Bruder mietet das Fluchtauto in Genf mit seinem echten Pass. Der jüngere Bruder nutzt seinen Ausweis beim Verkauf der Vase an das Auktionshaus in Hongkong. Die beiden werden Monate nach dem Diebstahl in London verhaftet. Die Schweiz beantragt daraufhin deren Ausweisung in die Schweiz, wo sie für den Diebstahl angeklagt werden. Das britische Innenministerium gibt dem Antrag 2022 statt.

Der dritte Mann soll nach Japan ausgewiesen werden

Die Brüder haben ihre Beteiligung am Diebstahl vor Gericht zugegeben. Sie sagen jedoch aus, unwichtige Komplizen gewesen zu sein. Stewart Ahearne sagte, er habe telefonisch den Auftrag erhalten, in der Schweiz ein Auto zu mieten und ins Museum zu fahren. Er habe von der Organisation dahinter und von den gestohlenen Objekten keine Ahnung gehabt. Er habe getan, was von ihm verlangt worden sei, weil er seinem Bruder habe helfen wollen.

Der Bruder wiederum sagt, er habe am Diebstahl teilgenommen, weil er verschuldet gewesen sei. Louis Ahearne reiste bereits einige Tage davor nach Genf, um das Museum auszuspionieren. Die Brüder sagen beide aus, dass der Kopf der Gruppe der dritte Dieb gewesen sei. Der Mann wurde ebenfalls verhaftet und befindet sich derzeit in einem Gefängnis in London.

Die Genfer Richter sahen dies anders. Die drei mutmasslichen Täter hätten den Einbruch gemeinsam geplant, wie auch den Verkauf der Waren, sagte der Gerichtspräsident am Dienstag. Dafür spricht laut dem Staatsanwalt auch, dass der ältere Bruder den angeblichen Anführer bereits seit zwanzig Jahren kennt. Sie seien im gleichen Milieu aufgewachsen. Laut dem Staatsanwalt handelt es sich um «gefährliche Leute, die als Bande agierten».

Dass nur zwei der drei Täter in Genf vor Gericht stehen, liegt an einem zweiten Auslieferungsverfahren, in das der dritte Mann verwickelt ist. Gegen den Briten wird in Japan im Zusammenhang mit einem Raub und versuchtem Mord ermittelt.

Zudem ist noch ungeklärt, wo sich das Schälchen befindet. Der britische Scotland Yard bietet für Informationen, die zu seiner Entdeckung führen könnten, eine Belohnung von bis zu 11 000 Franken.

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