Montag, Oktober 7

Sechs Personen, darunter zwei amerikanische Staatsbürger, sind tot in einem Hotel in Thailands Hauptstadt gefunden worden – offenbar wurden sie vergiftet.

ela. /(Reuters) «Erleben Sie unvergessliche Momente an Bangkoks begehrtester Adresse», heisst es auf der Homepage des Luxushotels Grand Hyatt Erawan. Aus den Suiten im 21. und 22. Stock hat man einen «atemberaubenden Blick auf die Skyline von Bangkok». Doch seit Dienstagabend steht das Hotel nicht für seine Annehmlichkeiten im Zentrum des Interesses, sondern wegen mysteriöser Todesfälle.

Cyanid in den Teetassen

Sechs Ausländer sind am Dienstagabend in einem Zimmer des Hotels tot aufgefunden worden. Das meldete die thailändische Polizei. Die Ermittler glauben, dass sie zu diesem Zeitpunkt bereits seit 24 Stunden tot waren. Es handelt sich um vier vietnamesische Staatsbürger und zwei Amerikaner vietnamesischer Abstammung. Die Opfer sind zwischen 37 und 56 Jahren alt. Der mutmassliche Mörder befindet sich unter den Toten, so die Polizei.

Die Menschen seien mit Cyanid vergiftet worden. Die schnell wirkende, tödliche Chemikalie befand sich auf Trinkgläsern und in einer Teekanne in dem Hotelzimmer im fünften Stock. «In allen sechs Teetassen haben wir Zyanid gefunden», sagte ein leitender Ermittler der thailändischen Polizei.

Unklar ist, wer das Zyanid verabreichte. Laut Polizei habe ein Kellner den Gästen angeboten, ihnen Tee zu kochen, was eines der Opfer jedoch ablehnte. Der Kellner sagte, dass die Frau «sehr wenig sprach und sichtlich unter Stress stand». Der Hotelangestellte verliess später den Raum wieder, ausser den sechs Gästen habe niemand das Zimmer betreten. Anzeichen für einen Kampf oder einen Raubüberfall gibt es laut den Ermittlern nicht.

Wie die Polizei weiter mitteilte, haben Angehörige der Toten ausgesagt, dass es einen Streit über Schulden im Zusammenhang mit einem Investitionsprojekt in Japan gegeben hatte. Zwei der sechs Toten hätten einem anderen der Opfer «Dutzende von Millionen Thai Baht» für Investitionszwecke geliehen. Zehn Millionen Baht sind rund 280 000 Dollar.

FBI unterstützt Ermittlungen, Tourismussektor bangt

Das U.S. Federal Bureau of Investigation (FBI) unterstützt die Polizei bei den Ermittlungen, so die Polizei. Die vietnamesische Regierung erklärte, ihre Botschaft in Bangkok stehe in engem Kontakt mit den thailändischen Behörden, während das Aussenministerium in Washington erklärte, es beobachte die Situation und die örtlichen Behörden seien für die Ermittlungen zuständig.

In Thailand ist nun die Sorge gross, dass der Fall negative Auswirkungen auf den Tourismussektor haben könnte. Einige thailändische Medien hatten denn auch zunächst von einer Schiesserei berichtet. Thailand rechnet in diesem Jahr mit 35 Millionen ausländischen Besuchern, gegenüber 28 Millionen im letzten Jahr. Premierminister Srettha Thavisin drängte auf eine rasche Untersuchung der Angelegenheit, um die Auswirkungen auf den thailändischen Reisesektor zu begrenzen.

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