La plage, le design, la bonne cuisine – diese fünf Neueröffnungen an der französischen Küste bieten alles, was perfekte Mittelmeerferien ausmacht.
Hôtel Liautaud: Das perfekte Stadtstrand-Hotel
Es ist ein Südfrankreich aus dem Bilderbuch: Pinienwälder ringsum, helle Kalkfelsen tupfen das Blau, Rebenterrassen reichen bis ans Meer, entlang der Hafenpromenade schaukeln Boote. Das malerische Cassis, östlich von Marseille zwischen Europas höchster Klippe Cap Canaille und den schroffen Kalkfelsen der Calanques gelegen, besang bereits der französische Dichter Frédéric Mistral entflammt: «Qu’a vist Paris, se noun a vist Cassis, pou dire: n’ai rèn vist.» – Wer Paris gesehen hat, aber nicht Cassis, hat nichts gesehen.
Solch Schönheit zieht Schriftstellerinnen und Schriftsteller wie Reisende an: Als Mistral 1904 den Literaturnobelpreis erhielt, gab es das Hôtel Liautaud bereits seit über drei Jahrzehnten.
Doch nun hat es sich nach langer Renovierung im vergangenen Sommer komplett neu erfunden: Mid-Century-Design und heller Kalkstein aus Cassis veredeln die dreissig Zimmer und Suiten. Aussen flimmert die blendend weisse Fassade mit ihren winzigen Balkonen – und einer Dachterrasse, die einem den Atem rauben würde, gäbe es hier nicht so viel gute Seeluft. Vom Hoteleingang muss man nämlich nur über den Platz mit dessen Platanen gehen, wo abends Pétanque gespielt wird – schon steht man an der Plage de la Grande Mer.
Sehr belebt und beliebt, auch bei den Cannois, ist die Café-Terrasse des Hotels. Dagegen ist der Frühstückswintergarten im ersten Stock ein ruhiges Plätzchen. Die Pains au Chocolat sind von zartblättrig-buttriger Konsistenz, die Verglasung ermöglicht den Rundumblick auf das morgendliche Treiben an der Hafenpromenade: Lieferwagen stoppen alle paar Minuten, die Restaurants und Zeitschriftenläden rüsten sich für den nächsten Tag.
Extra-Tipp:
Elektro-Citroën für alle Fälle
Wer mit dem Zug anreist, erspart sich das mühsame Parkieren in Cassis und wird am Bahnhof mit dem Elektro-Citroën des Hotels abgeholt. Den kultigen E-Méhari kann man auch (samt Fahrer!) für Wein-Tastings der umliegenden Winzer buchen – Cassis ist ein Weinbaugebiet mit eigener Herkunftsbezeichnung (AOC).
Hôtel Liautaud, Rue Marcel Barthélémy, 13260 Cassis, Doppelzimmer ab 150 Euro, inklusive Frühstück.
Les Bains Gardians: Für Vogelkundler und Nachteulen
In dieser Hotelanlage inmitten von Salzwiesen, Bewässerungskanälen und fischreichen Tümpeln wäre man gern ein Vogelkundler. Die Flamingos mit ihrer gelassenen Einbeinigkeit sind noch leicht zu erkennen. Auch der Fischreiher, der Reisig zu seinem Nest in der Tamariske bringt. Doch überall piepst, krächzt und flattert es, in diesem Paradies direkt an der Grenze zum Naturschutzgebiet und zu den Stränden der Camargue, nur einen Katzensprung vom Städtchen Saintes-Maries-de-la-Mer entfernt.
Verteilt auf vier Hektaren von Wasser durchzogenem Land, ducken sich 48 «Cabanes de Gardian» hinter Pampagras und Zypressen. Baulich den früheren Behausungen der Landarbeiter nachempfunden, mit gerundeten Mauern und asymmetrischem Strohdach, erinnert die Vier-Sterne-Siedlung an eine luxuriös-moderne Variante des Schlumpfhausens, in das man schon als Kind ziehen wollte.
Die Strukturen aus den 1960er Jahren wurden vergangenes Jahr unter einem neuen Besitzer renoviert eröffnet: Jean-Pierre Marois hat dafür aus Paris das Studio Hauvette & Madani mitgebracht. «Vintage rustic-pop», so umschreiben die Betreiber die Einrichtung der heimeligen Hütten mit Baldachin-Moskitonetz-Bett und einer Handvoll sorgfältig auf den umliegenden Antikmärkten gesammelten Objekten.
Zu den Hütten gesellen sich ein Längsbau mit weiteren Ferienzimmern, die Rezeption mit Bar und Frühstückssalon, ein traditionelles Restaurant, zwei Aussenpools – und ein Pferdestall für die täglich angebotenen Ausritte auf Camargue-Pferden. Noch ist das Spa provisorisch, doch im kommenden November wird weitergebaut – 2026 sollen dann alle Massageliegen untergebracht und alle Cabanes renoviert sein.
Es ist Marois’ zweites Hotel. In seinem 2015 eröffneten Fünf-Sterne-Haus «Les Bains Paris» befand sich im ausgehenden 19. Jahrhundert ein luxuriöses öffentliches Bad, das bereits Proust oder Renoir aufsuchten. Und ab 1978 einer der bekanntesten Nachtklubs: im «Les Bains Douches» tanzten Naomi Campbell, Jean-Michel Basquiat oder Prince.
Und auch wenn der rustikale Reiz der Camargue sein neues Hotelkonzept umgibt – auf gut gemixte Drinks und DJ-Sets muss man auch hier nicht verzichten. Nun gesellen sich also auch ein paar schräge Vögel und Nachteulen zu den Flamingos und Graureihern. Passt doch irgendwie.
Hôtel Les Bains Gardians, Route d’Arles, D570, 13480 Saintes-Marie-de-la-Mer, ein Doppelzimmer im Längsbau ab 225 Euro, ab 250 Euro in der Cabane, inklusive Frühstück.
Lou Calen: Für Freunde von Chansons und Chin-Chin
Cotignac mag keine zweieinhalbtausend Einwohner haben, aber an Attraktionen mangelt es dem Dörfchen im Var nicht: Ein breiter Tuffsteinfelsen diente dank kunstfertig gekrösten Höhlenbehausungen den Bewohnerinnen und Bewohnern über Jahrhunderte als Rückzugsort und dominiert bis heute das Ortsbild. Die Wallfahrtskirche Notre-Dame de Grâces empfängt Pilgerinnen mit Kinderwunsch, selbst Anna von Österreich bedankte sich hier bei der – im 16. Jahrhundert einem Schäfer erschienenen – Jungfrau Maria für ihren Sohn Ludwig XIV.
Und dann gelang einer besonders pfiffigen Bewohnerin des Orts 1967 ein Marketing-Coup: Huguette Caren, Festbeauftragte des Dorfs, überzeugte ihren Bürgermeister, dem französischen Sänger Joe Dassin Landbesitz der Gemeinde zu überlassen – weil sie seinen Auftritt anders nicht bezahlen konnte. 1970 eröffnete Huguette direkt am Dorfplatz das Hôtel Lou Calen, und Dassin wurde Stammgast. Weitere Stars folgten, auch, um im nahen Aufnahmestudio Miraval ihre Hits einzusingen: AC/DC, George Michael, The Cure. Im gar nicht mehr so verschlafenen Cotignac traf sich das Who’s who der Musikindustrie.
Doch als das «Lou Calen» 1999 seine Tore verschloss, wurde es ruhig um das Dorf. Bis ein kanadischer Unternehmer das Hotelareal wiederbelebte: 2015 entstand ein Schauraum für örtliches Kunsthandwerk, 2019 kam die Mikro-Brauerei mit Bar hinzu (unbedingt das Quitten-Bier probieren!), in die ersten neu gestalteten Zimmer konnte man sich 2021 einbuchen, 2022 erhielt das Restaurant «Le Jardin Secret» den Grünen Stern.
Im kommenden Mai werden die letzten der insgesamt 36 Zimmer bezugsfertig sein, verteilt über Haupthaus und ein dreieinhalb Hektaren grosses Hangareal, in locker verteilten Steinbauten. Etwa das trutzige Türmchen «Le Pigeonnier», dessen winzige, schmiedeeiserne Wendeltreppe drei Etagen verbindet, samt Küche, Kupferbadewanne und Baldachin-Bett.
Rings um die zweihundertjährige provenzalische Bastide Le Jardin Secret bedient sich der Küchenchef Benoît Witz aus dem prächtigen hoteleigenen Gemüsegarten. Wer besonders nahe dran sein will an den Küchengeheimnissen, isst direkt vor dem Küchenausgang, an einem runden Holztisch, unter tiefen, geweisselten Deckenbalken, die allerersten Zucchini der Saison (Anfang April!), mit Karottenemulsion, Erbsenschalen-Jus und gehäckseltem Bärlauch. Und trinkt dazu Wein aus berühmtem Besitz.
Cotignac liege im Triangle d’or, dem goldenen Dreieck, so scherzen die Bewohner, seit drei Weltstars in die Gegend zogen: George Clooney gehört zum Trio. Und Brad Pitt, der 2022 die Miraval-Studios wieder zum Leben erweckte. Auch das Bio-Weingut Château Margüi des Filmproduzenten George Lucas befindet sich nur wenige Kilometer entfernt von Pitts Château Miraval. Chin-chin also, auf eine Wiederauferstehung: «Lou Calen» lebt.
Extra-Tipp:
Baden im Fluss
Ans Mittelmeer fährt man aus dem Hinterland im Var etwas mehr als eine Stunde. Also lassen Sie sich von den Bewohnern die schönsten Badestellen am Fluss zeigen – Wasserfälle inklusive.
Hôtel Lou Calen, 1 Cr Gambetta, 83570 Cotignac, ein Doppelzimmer ab 240 Euro, inklusive Frühstück.
Hôtel Lilou: Junges Design in alten Mauern
Das hübsche Gebäude von 1890 erinnert an die Anfänge des modernen Seebad-Tourismus: «I was only happy once, that was at Hyères», so soll es rückblickend Robert Louis Stevenson formuliert haben, der in Hyères seinen Roman «Die Schatzinsel» verfasste. Hyères, die Küstenstadt, ist umgeben von 25 Kilometern reinsten Stränden. Aber halt, bevor ein falsches Bild entsteht: Das Hôtel Lilou ist ein Stadthotel, und vom Meer erstmals keine Spur. Drei der 35 Zimmer haben zwar eine eigene Terrasse, doch fällt hier der Blick auf Hinterhöfe, Hotelparkplatz und die Balkone der Mehrparteienhäuser ringsum. Bis man wirklich Wasser sieht (abgesehen vom Pool, den eine hohe weisse Mauer von den Autos trennt), fährt man rund zehn Minuten.
Und so widmet sich das 2024 eröffnete Vier-Sterne-Haus einem anderen Charakteristikum der Stadt: jungem Design. 1923 gab das Mäzenenpaar Charles und Marie-Laure de Noailles beim Architekten Robert Mallet-Stevens eine Villa in Auftrag, die «interessant zu bewohnen», modern und avantgardistisch sein sollte. Und noch zur Stunde ist das heutige Kunstzentrum ein Treffpunkt junger Designer. Der Direktor Jean-Pierre Blanc wurde von den Besitzern des «Lilou» mit der Aufgabe betraut, «die Arbeit der Villa Noailles ergänzend fortzuführen und das Kreative zum Glänzen zu bringen».
Also sind an sämtlichen Hotelwänden Werke junger Künstlerinnen und Künstler aus der Villa Noailles zu finden. Sogar die Inneneinrichtung des «Lilou» wurde von Preisträgern des renommierten Festivals Design Parade der Villa gestaltet. Das junge Studio Haddou Dufourcq brachte Luft und Licht in die Räume: mit hellen Korkböden, Rattangeflecht, Palmen und Pappelholzmöbeln; mit maurisch inspiriertem Gitterwerk in blendendem Weiss als Wandverzierung. Mit Spiegelwänden und fröhlichem Gelb, das die Kachelwände der Badezimmer rhythmisiert.
Die Menukarte des Restaurants wurde «als Reise durchs Mittelmeer» konzipiert: hausgemachte Panisses, Bärlauch-Aioli zum grünen Spargel in Colonnata-Speck, gegrillter Fisch mit Tapenade. Restaurant, Bar, Gestaltung: Alles im Hôtel Lilou folgt dem Leitmotiv der «insouciance» – der Sorglosigkeit. Also irgendwie doch ein Tag am Meer. Stadthotel hin, Stadthotel her.
Extra-Tipps:
Schwesterhotel:
Etwa zehn Autominuten entfernt am Meer befindet sich «Lilous» Schwesterhotel La Reine Jane. 14 Zimmer, ein jedes von einem anderen Künstler gestaltet, ausgewählt ebenfalls vom Directeur der Villa Noailles. Ab 145 EUR/DZ, https://lareinejane.fr.
Einkaufen:
Auch sehr artsy: der wenige Meter vom Hôtel Lilou frisch eröffnete Fashion-Store Banane d’Or mit Kreationen rund um Vivienne Westwood, Vaquera und Co., 13, rue Soldat Ferrari.
Hôtel Lilou, 7 Bd Pasteur, 83400 Hyères, Doppelzimmer ab 200 Euro, inklusive Frühstück.
Château de Théoule: Spleens und Splendeur im Süden
Was für eine Zeitreise: Wurde es 1630 als Seifensiederei erbaut, erwarb 1919 ein schottischer Lord das trutzige Gebäude direkt am Strand von Théoule-sur-Mer und baute es zu einem zinnenbewehrten Folly aus. Eine Zeitlang wurde das Schlösschen als Ferienwohnungsanlage genutzt. Doch im vergangenen Frühling konnte das Château de Théoule sein glamouröses Wesen zurückerobern, als Fünf-Sterne-Haus mit 44 Zimmern und Suiten.
Gerade erst hat sich der Chefkoch Francesco Fezza bei der Michelin-Verleihung in Paris seinen ersten Stern abgeholt, nach nur einer Saison. Seine Küche verbindet italienische, französische und japanische Einflüsse. Das auch in seinem Signature-Dish, den beliebten Tintenfisch-Tagliatelle, denen er etwas Wasabi beifügt – «aber das richtige», sagt der gebürtige Süditaliener und lacht.
Die Dekoration bleibt auch in der Gegenwart dem Spleen eines schottischen Adligen verbunden: schwere, bronzebeschlagene Portale, Sammlungen kurioser Riesenmuscheln an den Wänden, Chandeliers, Samtsesselchen und mondäne Fransenlampen. Derlei amüsante Marotten werden besonders in den Schlosszimmern und der angrenzenden «Maison de Pêcheur» zelebriert, während die Inneneinrichtung im benachbarten Längsbau, der Villa, einer zurückhaltenderen, maritimen Motivik folgt.
Apropos maritim: Wenige Schritte durch den Schlossgarten trennen den Gast von den weissen Fransenschirmchen des hoteleigenen Privatstrands samt Beach-Club, der Plage Blanche. Und fast wäre der Blick von den Sonnenliegen zu schade für ein Nickerchen am Strand: Die Bucht von Cannes, die Hügel von Grasse, die Seealpen erheben sich in all ihrer schneeweissen Splendeur. Wenn nur das beruhigende Meeresrauschen nicht wäre. Vielleicht doch ganz kurz die Augen zu. Les vacances!
Extra-Tipp:
Ganzes Ferienhäuschen für sich
Die drei sehr hübschen Zimmer (jedes mit eigener Terrasse) in der Maison de Pêcheur kann man auch im Verbund als Ferienhäuschen mieten (Preis auf Anfrage).
Château de Théoule, 55 Av. De Lérins, 06590 Théoule-sur-Mer, Doppelzimmer ab 390 Euro (in der Villa), inklusive Frühstück.