Eine unter britischer Flagge fahrende Jacht ist am Montagmorgen vor der Küste Palermos gesunken. Auf dem Boot befanden sich Touristen, unter ihnen auch ein bekannter britischer Tech-Milliardär.
Vor der sizilianischen Küste läuft am Dienstag die Suche nach sechs Vermissten einer am Montag gesunkenen Segeljacht weiter auf Hochtouren. Spezialtaucher sind im Einsatz. Eine Person war bereits tot geborgen worden. Das rund 50 Meter lange Schiff mit 22 Personen an Bord war eine halbe Meile vor der Küste im Meeresabschnitt vor Porticello, nahe Palermo, gesunken. Nach Angaben der Küstenwache befindet sich die Jacht in 49 Meter Tiefe.
Bei dem Schiff handelt es sich um die «Bayesian», die 2008 in der italienischen Werft Perini gebaut und 2020 letztmals überholt wurde. Sie fuhr unter britischer Flagge. An Bord befanden sich hauptsächlich Briten, aber auch amerikanische und kanadische Staatsbürger. 15 Personen konnten gerettet werden, unter ihnen ein einjähriges Kind. Auch der bekannte britische Tech-Milliardär Mike Lynch und seine 18-jährige Tochter Hannah werden vermisst. Lynchs Frau, Angela Bacares, ist hingegen gerettet worden, sie wird in einem Spital behandelt. Ihr gehörte das Schiff. Unter den Vermissten befinden sich auch Jonathan Bloomer, Vorsitzender der Morgan Stanley Bank International und der Versicherungsgesellschaft Hiscox, und dessen Frau Judy.
Von den Besatzungsmitgliedern werde nur der Koch vermisst, berichtet die italienische Nachrichtenagentur Ansa. Bei den übrigen Vermissten handele es sich um Passagiere. Es wird vermutet, dass sie sich zum Unglückszeitpunkt in den Kabinen befanden und eingeschlossen waren.
Die Leiche des vermissten Kochs sei neben dem Boot gesichtet worden, berichten italienische Medien.
Rettungskräfte von Küstenwache und Feuerwehr setzen ihre Suchaktion fort. An der Suche sind vier Schiffe sowie ein Helikopter der Küstenwache und ein Taucherteam der Feuerwehr beteiligt. Nach italienischen Medienberichten haben Rettungstaucher durch die Bullaugen mehrere Leichen in den Kabinen ausgemacht.
Das Unglück wurde wohl durch schlechtes Wetter verursacht. Die Nordküste Siziliens wurde in der Nacht von einem schweren Gewitter mit starkem Wind heimgesucht.
Das Schiff verliess laut der App Vesselfinder den sizilianischen Hafen von Milazzo am 14. August und wurde zuletzt am Sonntagabend östlich von Palermo geortet. Laut Aussagen von Zeugen soll das Boot noch vor dem Hafen von Porticello vor Anker gelegen haben, als es vom Sturm überrascht wurde. Der massive Segelmast sei durch den Tornado gebrochen und das Schiff dadurch aus dem Gleichgewicht geraten. Der Mast war laut Angaben des Jachtbauers Perini mit 75 Metern Höhe der höchste Aluminiummast der Welt.
Ein Kapitän eines anderen Schiffes schilderte italienischen Medien den Moment des Unglücks: «Zuerst kippte das Boot auf die Seite, und innerhalb weniger Minuten war es gesunken. Es ging alles sehr schnell.» Seine Schiffsbesatzung habe danach einige Überlebende in einem Rettungsboot entdeckt und an Bord genommen. Darunter seien auch ein Baby und ihre Mutter gewesen.
Die Mutter beschrieb gegenüber italienischen Medien, wie sie von Blitz und Donner geweckt wurde, die sich wie «das Ende der Welt» anfühlten, bevor sie ins Wasser geworfen wurde. «Zwei Sekunden lang verlor ich meine Tochter im Meer, dann umarmte ich sie schnell inmitten der Wut der Wellen», sagte sie gegenüber «La Repubblica». «Ich habe sie mit aller Kraft über Wasser gehalten, meine Arme nach oben gestreckt, um sie vor dem Ertrinken zu bewahren … Es war alles dunkel. Im Wasser konnte ich meine Augen nicht offen halten. Ich schrie um Hilfe, aber alles, was ich um mich herum hören konnte, waren die Schreie der anderen.»
Der Kapitän des gesunkenen Schiffes soll von der Hafenmeisterei angehört werden, die die Ermittlungen führt. Auch die Überlebenden sollen angehört werden. Die Staatsanwaltschaft der Stadt Termini hat eine Untersuchung eingeleitet.