Wer keine Lust auf Skifahren und den kalten Winter hat, der findet an diesen Orten in Europa milde Temperaturen und kulinarische Highlights.
Nach St. Moritz zu fahren, nach Gstaad oder in eine der österreichischen, französischen oder italienischen Wintersportdestinationen, ist keine schlechte Idee. Vorausgesetzt, man mag Schnee, Kälte, Ski und dampfendes Fondue. Wer damit wenig anfangen kann, setzt vielleicht eher auf Thailand oder Malaysia oder bucht eine Flugreise gen Südafrika oder Mexiko.
Doch auch Europa hat für den Winter Alternativen zu bieten. Hitze ist da zwar nicht im Spiel, aber wer Glück hat, erlebt spätestens im Februar oder Anfang März sehr angenehme Temperaturen und Küchenbrigaden, die sich noch voll auf ihre Gäste konzentrieren können – bevor überall allmählich die Hauptsaison beginnt.
Der Süden der Insel ist im Winter noch viel mehr ein Geheimtipp als der Norden. Was weder an der gastronomischen Kultur noch an den Sehenswürdigkeiten (die Tempel von Agrigent) liegen kann. Im «Adler», einem sehenswerten Hotelresort mit Meerblick, verzichtet man zwar auf klassische, sterneaffine Fine-Dining-Gastronomie, hat aber eines der besten Frühstücksbuffets zusammengestellt, die ich kenne. Das abends regelmässig aufgebaute Fisch-und-Meeresfrüchte-Buffet ist – Stichwort: rote Garnelen – der Renner, die Weinkarte würdigt Siziliens Spitzenerzeuger, und gleich drei Top-Marsalas werden glasweise offeriert.
Die griechische Grenze ist nicht weit, Besucher kommen mal eben herüber, aber auch bei Angehörigen vieler anderer Nationen ist der türkische Küstenort Bodrum beliebt. Ehrlich gesagt möchte ich im Sommer lieber anderswo weilen: Dann ist es hier viel zu heiss und viel zu voll. Aber im Winter kann man die meisten Sehenswürdigkeiten fast für sich haben und bekommt noch dazu günstige Preise. Etwa im «Radisson», wo bereits das Frühstück mit vielen türkischen Spezialitäten bestückt ist.
Das nagelneue Hotel Wald.Weit oberhalb von Kiedrich, inmitten der deutschen Weinbauregion Rheingau, ist erst in ein paar Wochen so weit fertig, dass zahlende Gäste kommen dürfen. Im Februar eröffnet das Haus offiziell. Ich war vor einigen Tagen allerdings bereits zum Probewohnen da und habe den Ausblick ebenso genossen wie die auf Produkte der Region und Kooperation mit den Winzern fokussierende Gastro-Philosophie. Bis zum «Kronenschlösschen», dem Austragungsort des in Kürze startenden Rheingau Gourmet Festival, ist es nur ein Katzensprung.
Das Klima von Palma kann bisweilen rau sein – eine Tatsache, die schon die französische Dichterin George Sand irritierte; sie verbrachte hier einen ganzen Winter und schrieb ausführlich darüber. Doch immer mehr Restaurants öffnen zumindest in Teilen der kalten Jahreszeit. Im spektakulär schönen, mit viel Kunst ausgestatteten Restaurant Fera inmitten von Palma lässt der aus Österreich stammende Küchenchef Simon Petutschnig eine Mischung aus mallorquinischen Traditionen und grosser Küche auftragen.
Zu Gast war ich neulich bei einem der aufstrebenden Champagnerhäuser, einem kleinen, persönlich geführten Vertreter dieser Gattung von Produzenten. Telmont macht straffe, spannende, noch bezahlbare Champagner. Einen ohne Schwefel ausgebauten habe ich mir am Abend zum Essen im noblen «Royal Champagne» gegönnt, aber der folgende Lunch im «Le Bec Fin» in Bouzy war ebenso gut – und viel günstiger! Dass ein guter Schaumwein über den in Nordfrankreich eher trüben Winter schnell hinwegtröstet, steht übrigens fest.
Wie so viele Hotels des französischen Südens schliesst das «Terre Blanche» bis Anfang März; für die offiziell letzten Wintertage indes kann man sich noch einbuchen in dieses Luxus-Etablissement, das die Provence auf legere Weise interpretiert. Der Küchenchef Quentin André ist für Gourmetrestaurant und Bistro verantwortlich, doch fast ebenso bekannt geworden ist das, was der Chefpatissier Jérémie Gressier im Nachtisch-Segment zustande bringt. Dazu natürlich provenzalischer Süsswein aus Muskatellertrauben.
Das Problem mit Lissabon ist ja, dass es viel zu viele empfehlenswerte Restaurants gibt – und dort selbst und in den Weinbaugebieten Portugals viel zu viele gute Weine. Einige der besten Winzer stellten ihre Produkte neulich auf der von der Zeitschrift «Grandes Escolhas» organisierten Messe vor; gegessen habe ich danach im «Ryoshi» (japanisch inspirierte Küche) und am nächsten Mittag im «Solar dos Presuntos», einem der legendärsten Restaurants der Stadt. Statt Desserts durfte es dort, nach Meeresfrüchten und Stockfisch, ein Glas des legendären Süssweines Moscatel de Setúbal sein.
Den Lügenbaron kennen viele, doch die Familie der Münchhausens ist gross. Ein anderer Vertreter hat sich eher mit Botanik als mit Märchen beschäftigt und einen der schönsten Parks Deutschlands geschaffen. Nebenan existiert neuerdings auch eines der besten Restaurants des Landes. Im «Hilmar» kocht Stephan Krogmann offiziell auf Ein-Stern-Level, de facto aber so gut, dass ich bei meinem letzten Besuch intensiv an zwei Sterne dachte. Für den Verdauungsspaziergang durch den Park sollte man im Winter eine Taschenlampe mitführen.