Der Sonntag ist und bleibt auch in kulinarischer Hinsicht etwas Besonderes. Wer an diesem Tag essen geht, der möchte nicht nur zuverlässig speisen, sondern hat in aller Regel auch Zeit und sucht eher Wohlfühlspeisen als kreative Höhenflüge. Hier kann er sie finden.
Früher einmal kam in vielen Haushalten der Sonntagsbraten auf den Tisch. Doch die Moden ändern sich, und am letzten Tag der Woche schätzen es nun viele, zum Essen zu gehen, statt selbst zu kochen. Dummerweise sehen das so manche Mitarbeiter der Schweizer Gastronomie ähnlich, weshalb die Auswahl der sonntags geöffneten Lokale deutlich limitiert ist. Vor allem viele Fine Dinings legen ihren Ruhetag gern auf Sonntag und Montag.
Zum Glück gibt es Ausnahmen. Hotelrestaurants, die sieben Tage die Woche geöffnet haben, oder Landgasthöfe, die zumindest am Sonntagmittag geöffnet haben und erst gegen 16 oder 17 Uhr schliessen. Noch nicht durchgesetzt haben sich in der Schweiz übrigens Late-Lunch-Konzepte, wie sie das deutsche Restaurant Irori im Angebot hat. Aber was noch nicht ist, kann sehr wohl noch kommen!
«Eder’s Eichmühle» und ihr Garten
Im Sommer ist die «Eichmühle» ein Paradies für alle, die im Garten mit Blick auf den See und ein ehrwürdiges Restaurant speisen möchten. Doch auch drinnen geht es idyllisch zu – und familiär sowieso. Am Sonntagmittag ist dies der beste Platz, um verfeinerte Klassiker wie die mit Rindsbraten gefüllten Mezzelune oder den Gitzibraten aus dem Muotatal zu verspeisen. Man könnte freilich auch Chateaubriand für den ganzen Tisch vorbestellen oder Bouillabaisse mit Hummer erbitten: Jürgen Eder kennt sich auch mit Fisch prima aus.
Das «Chrüz» und sein Hackbraten
Warum ein Besuch im «Chrüz»? Na, weil Reto Hasler ein Küchenchef ist, der sich nicht beweisen muss. Trends und Moden scheinen ihn nicht zu interessieren, und seine Karte liest sich wie eine Aneinanderreihung von Speisen, die man oft und lange vermisst hat in der gehobenen Gastronomie. Hausgemachten Hackbraten mit Härdöpfelstock vielleicht, die selbstgefertigten Spätzli mit Sbrinz und Trüffeln, ein Rindsfilet mit Pfefferschaum und den raren Hasselback-Kartoffeln, an die sich erstaunlicherweise nur wenige Köche herantrauen.
Das «Bad Schauenburg» in Liestal
Für die Basler ist dies seit je eines der bevorzugten Ausflugsziele – und auch ich bin schon mehrfach zu Fuss oder mit dem Auto hinaufgepilgert in das Hotel mit den beiden Restaurants. Am Sonntag hat das Fine Dining zwar zu, aber das Zweitrestaurant Zum Schauenegg ist sowieso nochmals idyllischer. Käsequiche, Forellen aus regionaler Zucht und die hausgebackenen Kuchen gehören hier zu den angesagten Sonntagsspeisen. Zum Schluss nicht den Schauenburger Kirsch vergessen – wann sonst soll man einen Digestif trinken, wenn nicht am Sonntag nach dem Lunch?
Der «Aarbergerhof», weil auch asiatisch gekocht wird
Der Weg nach Bern lohnt sich eigentlich immer, am Sonntag aber besonders. Eine ganze Reihe von Beizen hat in der Hauptstadt nämlich auch an diesem Wochentag geöffnet, nicht zuletzt der von Daniel Bernoulli und Patrik Schaad geführte «Aarbergerhof», der eine Menge Wohlbehagen vermittelt und zugleich eine urbane Lebendigkeit. Im April sollte man hier natürlich Spargel wählen, etwa in Form von Pasta mit selbigem oder Spargelsalat. Abwechslung bringen die thailändischen Speisen, etwa der Klassiker namens Pad Thai.
Der «Ochsen» in Wölflinswil
Fast noch ein Geheimtipp, dieser Gasthof, der sonntags zwar nur am Mittag geöffnet hat, also spätestens um 17 Uhr schliesst, aber in dieser Zeit viele Gäste empfängt, denen es um bodenständige Kost und den passenden Wein geht. Genuss wie früher könnte man das nennen, wäre da nicht immerfort eine kreative Note wahrzunehmen. Zum gepökelten Schweinskopfbäggli serviert die Küche etwa Trüffelmayonnaise, zur Perlhuhnbrust gibt es womöglich eine mit Schokolade abgeschmeckte Pfefferjus.
Das «Atelier» und sein selbstgebrautes Bier
Gewiss, im Zweitlokal des Hotels Teufelhof wird keine Hochküche geboten, anders als im ersten Stock, sondern eher Bodenständiges. Aber das erstens mit Pfiff, zweitens in einem hübschen Rahmen samt Gärtli und drittens mit einem überdurchschnittlichen Qualitätsbewusstsein. Täglich mittags und abends hat die Beiz geöffnet, in der ich eigentlich fast immer einkehre, wenn ich in Basel weile. Kaninchensalat mit Oliven oder Kalbskotelett der Metzgerei Jenzer mit Kohlrabi und Bratkartoffeln gehören zu den schönsten Kreationen. Bitte unbedingt das hauseigene Bier verkosten!
Der «White Elephant» in Zürich
Nicht irgendein thailändisches Restaurant, sondern eines der besten der Stadt. Und weil der «Weisse Dickhäuter» auch am Sonntag geöffnet hat, allerdings nur am Abend, darf er in dieser Liste nicht fehlen. Pad Thai könnte man bestellen und dazu einen der wirklich überzeugenden Weine, aber sonntags wäre der richtige Wochentag, um eines der Spezialgerichte zu ordern. Etwa das Dreierlei aus Rindsfilet in Panang-Curry, Riesengarnelen mit Zitronengras sowie Poulet in gelbem Curry.
Der «Bären» in Grüningen
Nur ein kleiner Ausflug von Zürich aus – aber einer, der sich lohnt. Grüningen wirkt nun wirklich idyllisch-ländlich, und in diesem Haus wird zudem eine Gastronomie gepflegt, die wie aus der Zeit gefallen scheint. Sonntags ist ab dem späten Vormittag bis abends durchgehend auf (inklusive Essen), eine Reservierung ist gleichwohl (oder gerade deshalb) sinnvoll. Der Chef Christian Mutschler geht selbst auf die Jagd, kennt sich aber auch mit Pilzen oder mit Fisch aus dem Greifensee aus.