Alle vier Jahre wieder: Heute ist der 29. Februar des Schaltjahres 2024. Wir haben 29 mehr oder weniger belanglose Fakten dazu gefunden. Bitte schön.
1.
Das Wichtigste zuerst: Warum braucht es ihn überhaupt, diesen Schalttag? Unser Kalender richtet sich nach der Sonne. Die Erde benötigt 365 Tage, 5 Stunden, 48 Minuten und 46 Sekunden, um die Sonne einmal zu umrunden, also 365,24 Tage. Unser «Gemeinjahr» beträgt aber nur 365 Tage. Schalttage sollen diese Diskrepanz ausgleichen.
2.
Am 29. Februar feiert der Schweizer Schriftsteller Martin Suter seinen Geburtstag, er wird 76 Jahre alt. In seinem gesamten Leben konnte Suter 19 Mal den tatsächlichen Tag seiner Geburt begehen. In allen anderen Jahren musste er mit seiner Party ausweichen. Wer steht vor demselben Problem? Der ehemalige Schweizer Fussballspieler Milaim Rama, das deutsche Topmodel Lena Gercke oder der spanische Politiker Pedro Sánchez.
3.
In der Schweiz sind laut Bundesamt für Statistik 5600 Personen an einem 29. Februar geboren. In Deutschland sind es 55 000 Menschen. Weltweit 4,8 Millionen.
4.
Zurück zu den Anfängen, zu Julius Cäsar: Er hat den Schalttag im Jahr 45 vor Christus eingeführt. Das hat das Problem aber nicht restlos gelöst. Zum Nachrechnen: 0,24 mal 4 ergibt nicht einen ganzen Tag. Der Kalender à la Cäsar war dem astronomischen Kalender dadurch voraus. Am Anfang nur wenige Stunden, im 16. Jahrhundert jedoch schon mehrere Tage.
5.
Dies drängte Papst Gregor XII. im Oktober 1582 zu einem radikalen Schritt: Er strich zehn Tage aus dem Kalender. Auf den 4. Oktober folgte der 15. Oktober. Es war das kürzeste Jahr der Zeitgeschichte.
6.
Papst Gregor XII. führte zwei Ausnahmeregeln ein, um eine weitere drastische Verschiebung in Zukunft zu verhindern. Ein Schalttag wird grundsätzlich alle vier Jahre eingeschoben. Es gibt jedoch zwei Ausnahmen: Ist ein Jahr durch 100 teilbar, gibt es keinen 29. Februar. 1800 und 1900 waren keine Schaltjahre, ebenso wenig wird 2100 eines sein. Anders war es im Jahr 2000. Denn ist das Jahr durch 400 teilbar, gibt es einen 29. Februar.
7.
Zu mühselig? Wer des Rechnens überdrüssig ist, fährt nach Zug. Das Wahrzeichen der Stadt ist der Zytturm, und der zeigt nicht nur die Zeit an, sondern auch den Wochentag und die Mondphase – und ob wir ein Schaltjahr haben. Wie praktisch!
8.
Es geht noch komplizierter als der gregorianische Kalender: Der chinesische Kalender ist eine Mischung aus einem Sonnen- und einem Mondkalender und hat unregelmässige Schaltmonate. Sie treten etwa sieben Mal innert 19 Jahren auf. Dann zählt das Jahr dreizehn Monate. Der zusätzliche Monat hat keinen eigenen Namen, der betroffene Monat wiederholt sich einfach. Ähnlich funktioniert der jüdische Kalender, ein Mondkalender. Der zusätzliche Monat wird auch «schwangeres Jahr» genannt.
9.
Schalttage gab es schon im antiken Ägypten. Im Jahr 238 vor Christus führte Ptolemaios II. alle vier Jahre einen Tag ein, um ein Verschieben der Jahreszeiten zu verhindern.
10.
Der 29. Februar ist der Tag der seltenen Krankheiten. Seit 2008 wird an diesem Tag 300 Millionen Menschen gedacht, die betroffen sind.
11.
Louise und David Estes aus Salt Lake City müssen am 29. Februar gleich drei Kuchen backen. Drei ihrer fünf Kinder sind an einem Schalttag auf die Welt gekommen: Xavier im Jahr 2004, Remington 2008 und Jade 2012. Bis anhin ist nur eine weitere Frau bekannt, die ebenfalls drei Kinder an Schalttagen geboren hat: eine Norwegerin in den sechziger Jahren.
12.
Bereits am 28. Februar oder erst am 1. März anstossen? Wann Schalttag-Kinder in Nichtschaltjahren Geburtstag feiern, ist ihnen überlassen. Rechtlich ist aber klar: Ein Mensch wird ein Jahr älter, wenn sein Geburtstag eintritt. Schalttag-Kinder dürfen, wenn sie 18 Jahre alt werden, also erst ab dem 1. März Auto fahren oder abstimmen.
13.
Im Englischen heisst das Schaltjahr «leap year», übersetzt «Sprungjahr». Personen, die in einem Schaltjahr geboren sind, heissen «leapers».
14.
Am Schalttag wurde schon Schweizer Geschichte geschrieben. «Durch!», titelte die NZZ, als am 29. Februar 1880 der Durchstich des ersten Gotthard-Eisenbahntunnels erfolgte. Nach sieben Jahren und fünf Monaten Bauzeit war der damals längste Tunnel der Welt fertig.
15.
Im rheinischen Karneval übernimmt alle vier Jahre eine weibliche Gruppe das Zepter im sogenannten Elferrat, einem prestigeträchtigen Ausschuss.
16.
In normalen Jahren beginnt der Februar am gleichen Wochentag wie der März und der November. In Schaltjahren hingegen fängt der Februar am gleichen Wochentag wie der August an. Dieses Jahr: an einem Donnerstag.
17.
Welche Folgen hat der 29. Februar für die Wirtschaft? Immerhin wird den Unternehmen ein zusätzlicher Arbeitstag beschert. In Wahrheit sind die Auswirkungen minimal. Nur Betriebe, die vom Tourismus abhängen, spüren den Effekt etwas stärker. Hinzu kommt, dass 2024 viele Feiertage auf Wochentage fallen, so dass die Mehrarbeit am 29. Februar wieder kompensiert wird.
18.
Einer irischen Legende nach hatte sich die heilige Bridget im 5. Jahrhundert beim heiligen Patrick darüber beschwert, dass die Frauen immer auf einen Hochzeitsantrag der Männer warten müssten, weil sie diesen nicht selber machen dürften. Der Kompromiss: an einem Tag alle vier Jahre durfte die Frau den Antrag machen. Feministische Stimmen kritisieren, der Brauch zementiere bis heute die alte Rollenverteilung beim Heiratsantrag.
19.
Der Schalttag war bei den Römern nicht der 29., sondern der 24. Februar. Darum wird in Italien ein Schaltjahr Biseto-Jahr genannt, aus dem lateinischen «annus bissextus». Das bedeutet «zweimal Sechstel». Denn die Römer fügten den 24. Februar, also den sechsten Tag vor dem Monat März, zweimal in den Kalender ein.
20.
Schaltjahre bringen Unglück, das besagt ein alter Volksglaube. So werden in Schaltjahren geborene Kinder von Geistern heimgesucht, es sollten in Schaltjahren keine Ehen geschlossen werden. Die Befürchtungen sind statistisch jedoch nicht nachweisbar.
21.
Schaltjahr ist Kaltjahr, besagt eine Bauernregel. Lässt sich aber auch nicht belegen.
22.
Eine Autobahnkreuzung in Kleeblattform wurde am 29. Februar 1916 patentiert. Der Bauingenieur Arthur Hale hatte in den USA eine Kreuzung mit vier Kreiseln konzipiert, die es Autofahrern erlaubte, zwischen zwei sich kreuzenden Schnellstrassen zu wechseln, ohne bremsen zu müssen.
23.
Schaltjahre wirken sich auf den Frühlingsanfang aus. Meistens liegt er wegen des gregorianischen Kalenders auf dem 20. oder 21. März, selten auf dem 19. März.
24.
Heiraten am Schalttag bedeutet, sich nur alle vier Jahre um ein passendes Geschenk zum Hochzeitstag kümmern zu müssen. Im Jahr 2008 fanden in der Schweiz 465 Hochzeiten am 29. Februar statt, ein Rekord seit Beginn der Statistik des Bundes. Seither scheint dieser Tag weniger attraktiv für Pärchen. 2016 heirateten noch 101 Paare am Schalttag, 2020 nur noch 48. Dabei war der 29. Februar 2020 sogar ein Samstag.
25.
Alle vier Jahre dauert der Februar einen Tag länger – und bleibt dennoch der kürzeste Monat des Jahres. Der Februar war im römischen Kalender der letzte Monat des Jahres, und das Jahr betrug nur 355 Tage. Für den Februar blieben nur noch 28 Tage übrig.
26.
Auch der bekannte Rapper Ja Rule, der erfolgreiche Autor Benedict Wells und der bedeutende Opernkomponist Gioachino Rossini sind an einem 29. Februar geboren.
27.
Es gibt übrigens nicht nur Schaltjahre, sondern auch Schaltsekunden. Grund dafür ist, dass sich die Erdrotation mit der Zeit minimal verlangsamt. Dadurch hinkt die astronomische Zeit irgendwann der Atomzeit hinterher, die weltweit über mehrere Zeitinstitute ermittelt wird. Alle paar Jahre wird ihr daher eine Sekunde untergeschoben. Aber nicht mehr lange. 2035 wird die Schaltsekunde abgeschafft.
28.
Die Oscars wurden schon zweimal an einem Schalttag verliehen, 1940 und 2004. Die erfolgreichsten Filme waren «Vom Winde verweht» und «Der Herr der Ringe: Die Rückkehr des Königs».
29.
In Schweden kam es im Jahr 1712 neben einem 29. Februar sogar zu einem 30. Februar. Ursache war die Umstellung vom julianischen zum gregorianischen Kalender. Die komplizierte Idee dahinter: Man wollte bis 1740 auf insgesamt 11 Schaltjahre verzichten, um so schrittweise die Differenz zwischen den beiden Kalendersystemen auszugleichen. Die Folge: Schweden hatte 40 Jahre lang einen anderen Kalender als der Rest Europas.