Die stark steigenden Ausgaben fürs Personal machen sich bemerkbar.
Die Negativmeldungen folgen sich im Zürcher Gesundheitswesen gerade in derart hoher Kadenz, dass man den Überblick verliert. Die Kunde vom drohenden Kollaps des Kinderspitals und des Spitals Wetzikon ist noch nicht verdaut, da haben am Dienstag drei weitere Betriebe mitgeteilt, dass sie tiefer in die roten Zahlen abgleiten.
Die Art, wie sie das tun, zeugt indes nicht von einem erhöhten Krisenbewusstsein. Die Defizite werden hinter allerlei positiv klingenden Botschaften versteckt: «Patient*innen-Höchststand», «Vollbetrieb wiederhergestellt», ein «Jahr des Umbruchs» bewältigt.
Die nüchternen Fakten sind: Das Universitätsspital Zürich schliesst das Jahr 2023 mit 49 Millionen Franken Verlust. Das Ergebnis ist damit um 37 Millionen schlechter ausgefallen als im Vorjahr. Das Kantonsspital Winterthur meldet ebenfalls etwas über 49 Millionen Franken Verlust, das sind 26 Millionen mehr als 2022. Und der Verlust der Zürcher Stadtspitäler beträgt 39 Millionen, 6 Millionen mehr.
Besondere Aufmerksamkeit verdient der Fall des Universitätsspitals, da dieses ähnlich wie die beiden Krisenspitäler von der Last teurer Bauvorhaben erdrückt zu werden droht. Allein die zwei Gebäude, die sich derzeit im Bau befinden, kosten geschätzte 800 Millionen Franken. In den Folgejahren sind weitere 2,7 Milliarden an Ausgaben für Um- und Neubauten geplant.
Das Universitätsspital, das sich unter den besten zehn Spitälern der Welt etablieren will, bekräftigt zwar, dass es alles tue, um «zukünftige Investitionen selber tragen zu können». So will es etwa die Effizienz erhöhen und mit der Digitalisierung vorwärtsmachen.
Um genügend Reserven zu bilden, müsste das Betriebsergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) allerdings deutlich besser sein. Notwendig wäre eine Ebitda-Marge von mindestens 10 Prozent. In Realität hat sich diese Kennzahl im Vergleich zum Vorjahr gerade auf 2 Prozent halbiert.
Das Kinderspital hat in einer ähnlichen Lage sein ganzes Eigenkapital aufgezehrt, um seine Bauten zu finanzieren – bevor es sich schliesslich hilfesuchend an den Kanton wenden musste.
Beim Universitätsspital könnte es zu einem ähnlichen Szenario kommen. Es verfügt zwar derzeit noch über fast 800 Millionen Franken Eigenkapital, aber weil es das Defizit von 2023 damit decken will, sind es schon bald 49 Millionen weniger.
Alle Spitäler verfehlen das Ertragsziel deutlich
Mit seiner ungenügenden Ertragslage ist das Unispital nicht allein. Die Zürcher Stadtspitäler stehen ähnlich schlecht da. Am Kantonsspital Winterthur, das unlängst einen teuren Neubau realisiert hat, ist die Ebitda-Marge sogar ins Negative gefallen, auf minus 2,9 Prozent.
Selbst das Spital Zollikerberg, das immer vergleichsweise gute Zahlen auswies, verfehlte den Zielwert von 10 Prozent mit einer Marge von 6,4 Prozent im letzten Jahr deutlich. Es schreibt laut dem letzte Woche veröffentlichten Geschäftsbericht nun ebenfalls rote Zahlen, ein Minus von einer halben Million Franken.
Bis jetzt hat noch keines der Grundversorgungs-Spitäler, die ihre Zahlen offenlegen, fürs letzte Jahr einen Gewinn ausgewiesen. Von sechs Betrieben stehen die Jahresberichte noch aus – und nur drei davon befanden sich 2022 im Plus.
Als wichtigsten Treiber dieser Entwicklung nennen sämtliche Spitäler die gestiegenen Personalkosten. Sie sind zum Teil richtiggehend explodiert, um 10 Prozent und mehr. Der Teuerungsausgleich, Lohnerhöhungen und generell das Werben um begehrte Fachkräfte machen sich bemerkbar.
Die Erträge steigen zwar ebenfalls, halten mit den Ausgaben aber nicht Schritt. Die Spitäler weisen vor allem auf ein Problem hin: Die Tarife für ambulante Behandlungen – also für solche ohne Spitalübernachtung – sind weiterhin nicht kostendeckend. Dies ist seit Jahren bekannt, aber eine Lösung auf Bundesebene lässt auf sich warten.