Skoda gibt seinem elektrischen SUV-Bestseller eine technologische Auffrischung. Die bringt einen niedrigeren Verbrauch und damit mehr Reichweite sowie schnelleres Laden an der Schnellladesäule.
Wenn ein Fahrzeugmodell etwa in der Mitte seines Lebenszyklus eine Auffrischungskur erhält, heisst das im Branchenjargon «Facelift». Meist gibt es ein paar optische Änderungen an Frontschürze oder Fahrzeugheck, die eine oder andere neue Funktion bei den Assistenzsystemen und oft viel Bling-Bling und neue Farben innen wie aussen.
Bei der Frischzellenkur für den Enyaq zeigt Hersteller Skoda, welches Potenzial im kompletten elektrischen Antriebsstrang steckt, um Autos auch ohne neue Batterietechnik effizienter zu machen – und damit deren Alltagstauglichkeit zu erhöhen.
Zu erkennen sind die so aufdatierten Modelle an der neuen Typenbezeichnung: vollelektrische Fahrzeuge verlieren bei Skoda nun das vorangestellte iV. Nur noch Plug-in-Hybride tragen es in Zukunft. Ausserdem klettern mit der zusätzlichen Motorleistung die Typen-Ziffern von 80 auf 85: In der Schweiz werden somit der Enyaq 85, der 85x sowie der RS angeboten.
Die Hauptantriebsquelle sitzt bei allen Modellen an der Hinterachse, ein E-Motor der neuesten Generation. Der kann höhere Phasenströme als bisher bereitstellen und mehr Drehmoment erzeugen. Ergänzt wird das Paket durch ein verbessertes Thermomanagement.
Den höchsten Leistungszuwachs hat das Einstiegsmodell Enyaq 85 mit Heckantrieb, das jetzt 60 kW mehr und damit 210 kW (286 PS) hat. Das Drehmoment liegt bei kräftigen 545 Nm, das sind 235 Nm mehr als bisher. Der Sprint von 0 auf 100 km/h ist nach 6,7 Sekunden erledigt – zwei Sekunden früher als beim Vorgängermodell. Abgeregelt wird der Antrieb nun bei maximal 180 km/h (vorher 160 km/h).
Allerdings ist der Hecktriebler in der Schweiz weniger gefragt, ebenso wie das in den Nachbarländern angebotene Modell mit kleiner Batterie – das bietet Skoda Schweiz gar nicht erst an. Die Schweizer Käufer entscheiden sich mehrheitlich für die Allrad-Versionen, dabei mit fast 50 Prozent auch gleich für das Top-Modell RS. Bei den 4×4-Enyaq unterstützt ein Asynchronmotor an der Vorderachse mit zusätzlichen 135 Nm Drehmoment.
Mehr Leistung und gute Traktion
Bei den ersten Testfahrten im Tiroler Schneegestöber auf schneebedeckten Strassen glänzte der elektrische Allradantrieb des 4,65 Meter langen SUV mit viel Traktion, bulligem Drehmoment und sicherer Auslegung der Antriebskraftverteilung. Die Gesamtleistung des 85x liegt aber ebenfalls bei 210 kW, das ist im Vergleich zum Vorgänger nur ein marginales Plus von 15 kW. Begrenzendes Element ist die Batterie, die die zu liefernden Ströme zwischen Vorder- und Hinterachse aufteilen muss – hier ist das Batteriemanagementsystem gefordert.
Beim Topmodell RS klettert die maximale Leistung um 30 kW auf 250 kW (340 PS), aber die Rahmenbedingungen, bei denen dieser Spitzenwert abgerufen werden kann, sind eng gesetzt. Die Hochvoltbatterie muss nahezu voll sein und im optimalen Temperaturbereich zwischen 23 und 50 Grad arbeiten. Bei den winterlichen Verhältnissen während der ersten Fahrten und fast zweistelligen Minustemperaturen war deshalb von der Spitzenleistung wenig zu spüren. Die versprochene Senkung des Standardsprintwerts von 6,5 auf 5,5 Sekunden liess sich allenfalls erahnen.
Mit dem Leistungszuwachs einher geht eine leichte Senkung des Verbrauchs, der bei den verschiedenen Antriebsvarianten zwischen 15 und knapp 17 kWh/100 km liegt. In Verbindung mit einer verbesserten Chemie der Batterie, die netto 77 Kilowattstunden Strom zur Verfügung stellt, ergibt das einen Reichweitenzuwachs von mehr als 20 Kilometern.
Reichweitenkönig ist dabei das heckangetriebene Enyaq Coupé mit 576 Kilometern nach WLTP-Norm, das allerdings in der Schweiz nicht angeboten wird. Wer in der Schweiz das Coupé wählt, fährt automatisch mit Allradantrieb. Und im Fall des 85x auch das teuerste Grundmodell, denn es kann nur in der Ausstattung Laurin & Klement konfiguriert werden – knapp 70 000 Franken teuer, aber dafür umfangreich ausgestattet.
Auch die Ladeleistung wächst durch Verbesserungen bei Zellchemie und Management der Batterie. Allerdings nicht beim Hecktriebler, der zieht am CCS-Schnelllader nur mit eher bescheidenen 135 kW Strom. Die Allradmodelle bieten eine um 40 kW auf 175 kW verbesserte Ladeleistung. Damit kann der Akku bei idealen Bedingungen innerhalb von 28 Minuten von 10 auf 80 Prozent nachgeladen werden, das ist 8 Minuten schneller als beim Vorgängermodell und eine Performanceverbesserung um 22 Prozent.
Erreicht wird dieser Zeitgewinn auf Langstrecken durch die Vorkonditionierung der Batterie. Das geschieht entweder automatisch, wenn eine Schnellladesäule von der inzwischen verbesserten Routenplanung als Ziel angefahren wird. Der Fahrer kann die Batterie aber auch manuell auf Knopfdruck vorheizen. Das Batteriemanagement verrät dabei im Display, welche Ladeleistung bei den aktuellen Werten von Ladezustand und Betriebstemperatur möglich wäre.
Ergänzend wird auch angegeben, wie lange es dauert, die Batterie auf optimale Ladetemperatur zu bringen – das ist gerade bei Minustemperaturen eine ganze Weile, sprich 30 Minuten und mehr. Zeigt aber an der Ladesäule Wirkung.
Klassisches SUV und SUV-Coupé stehen zur Wahl
Weiterhin wird der Skoda Enyaq in der klassischen SUV-Form und als SUV-Coupé angeboten. Die Linienführung des Coupés wirkt sich minimal aus bei Einstieg und Kopffreiheit auf den hinteren Plätzen. Der Kofferraum ist 15 Liter kleiner – bei einem Gesamtvolumen von fast 600 Litern eine Petitesse.
Ein 13 Zoll grosser Infotainmentbildschirm und ein 5,3 Zoll kleines Digitalcockpit versorgen den Fahrer mit Informationen. Optional gibt es ein Head-up-Display. Der Hauptbildschirm basiert auf neuer Hardware und läuft unter der Software 4.0, die den Bedienvorgang flüssiger gestalten soll und die Option bietet, häufig gewählte Funktionen auf Tasten am Bildschirmrand frei festzulegen.
In den ersten gut zweieinhalb Jahren Bauzeit hat Skoda europaweit mehr als 160 000 Enyaq an Kunden ausgeliefert. Damit liegt das Modell in der EU auf Rang vier der bestverkauften Elektroautos, im Nachbarland Deutschland löste er vor zwei Monaten den bisherigen Spitzenreiter Tesla Model Y an der Spitze der Verkaufshitliste ab. Und auch in der Schweiz ist der Enyaq in diesem Jahr das am dritthäufigsten verkaufte Modell über alle Antriebsarten hinweg und liegt bei den Elektromobilen auf Rang zwei.
Die Preisliste für den Enyaq beginnt in der Schweiz bei 58 300 Franken, die Allradmodelle starten bei 60 950 Franken. Damit liegt der tschechische Stromer aus dem VW-Konzern allerdings mindestens 3000 Franken über dem härtesten Konkurrenten Tesla Model Y Performance.
Die Testfahrten wurden durch Skoda unterstützt.