Die wegen Kritik an ihrer Transparenz verschobene Wohltätigkeitsauktion Only Watch wird am 10. Mai nachgeholt. Patek Philippe, das Zugpferd der Auktion, stellt sich hinter die Veranstalter. Für Patek dürfte es allerdings eine der letzten Teilnahmen sein.
In knapp vier Wochen ist es so weit. Pünktlich zum Auftakt der Auktionssaison wird am 10. Mai in Genf die Only-Watch-Auktion stattfinden. Bei dieser Wohltätigkeitsveranstaltung werden Einzelanfertigungen von Uhren versteigert, welche speziell für Only Watch hergestellt wurden und bei Sammlern wegen ihrer Exklusivität sehr begehrt sind.
In den letzten beiden Auktionen, die 2019 und 2021 stattfanden, wurden jeweils rund 30 Millionen Euro eingenommen und an die Association Monégasque contre les Myopathies (AMM) gespendet. Luc Pettavino, der Präsident dieser Vereinigung, hatte das Only-Watch-Format vor knapp zwanzig Jahren ins Leben gerufen, um die Suche nach einem Medikament gegen die genetisch bedingte Muskelkrankheit Duchenne Muskeldystrophie voranzutreiben, an der sein Sohn litt.
Zweifel an den Finanzen von Only Watch
Diesmal ist die Situation jedoch aussergewöhnlich, da die Auktion bereits im vergangenen November stattfinden sollte. Pettavino musste den Termin kurzfristig verschieben, da im Internet und in den sozialen Netzwerken plötzlich Zweifel an der Rechtmässigkeit der Finanzen der AMM aufkamen. Da die AMM als monegassischer Verein keine testierte Jahresrechnung hatte, konnten diese Zweifel nicht sofort ausgeräumt werden. Die Kritik an Only Watch führte dazu, dass einige Uhrenmarken wie zum Beispiel Audemars Piguet ihre Uhren zurückzogen. Andere verlangten von Pettavino, die Auktion erst nach einer Testierung externer Buchprüfer durchzuführen.
Mitte März konnte Only Watch diese Testierung liefern. Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Grant Thornton hatte die Jahresabschlüsse 2021, 2022 und 2023 geprüft und für korrekt befunden. Allerdings war zu diesem Zeitpunkt noch unklar, ob die Auktion tatsächlich stattfinden würde, da Pettavino sicherstellen musste, dass nach wie vor genügend Uhrenmarken teilnehmen, um die Auktion rentabel zu machen.
Angst vor Reputationsschäden oder vor zu niedrigen Preisen?
Nun steht fest: Das ist der Fall. Von den ursprünglich 62 Uhren, die im Herbst eingereicht wurden, sind noch 53 dabei. Audemars Piguet ist nicht zurückgekommen, und einige weitere Marken wie Chopard, Tudor oder Carl F. Bucherer haben sich ebenfalls zurückgezogen. Sie sehen möglicherweise ein Reputationsrisiko.
Vielleicht hängt ihr Rückzug aber auch damit zusammen, dass sich das Umfeld für Uhrenauktionen in den vergangenen Monaten generell verschlechtert hat. Es gibt gute Gründe, anzunehmen, dass die erzielten Preise nicht mehr die Höhe erreichen, die noch im November möglich gewesen wäre. Die Teilnahme an Only Watch dient den Uhrenmarken nicht nur dazu, Gutes zu tun, sondern auch, um zu zeigen, wie begehrt ihre Produkte bei Sammlern sind – und dafür sind die Preise entscheidend.
Besonders auf junge Marken, die noch keinen etablierten Ruf haben, kann das Ergebnis der Auktion einen grossen Einfluss haben. Dazu gehört zum Beispiel die Marke Biver, die vor zwei Jahren von Jean-Claude Biver und seinem Sohn Pierre gegründet wurde. Auch die Bivers haben ihre Uhr zurückgezogen. Der Schaden sei leider angerichtet, auch wenn sich die Vorwürfe nicht bestätigt hätten, sagt Jean-Claude Biver bei einem Treffen in Genf.
Sein Sohn Pierre, der früher selbst für ein Auktionshaus tätig war, merkt an, dass er es begrüsst hätte, wenn sich Only Watch mehr Zeit für die Organisation der Auktion genommen hätte. Eine sorgfältige Vorbereitung sei das A und O einer Auktion, selbst wenn es sich um eine verschobene Veranstaltung handle. Im April anzukündigen, dass eine Auktion im Mai stattfinde, erscheine ihm nicht als kluge Entscheidung, weshalb sein Vater und er beschlossen hätten, nicht teilzunehmen. Dabei war Jean-Claude Biver laut dem Online-Portal Business Montres der Erste gewesen, der Anfang der 2000er Jahre Luc Pettavinos Auktionen mit einer Uhr – damals mit einer Blancpain – unterstützt hatte.
Patek Philippe ist sich seiner Rolle bewusst
Die Hersteller, die sich zurückgezogen haben, sind jedoch in der Minderheit. Die meisten bisherigen Partner halten Only Watch die Stange, darunter bekannte Marken wie Breguet und Blancpain von der Swatch Group oder Bulgari, TAG Heuer, Hublot, Zenith, Tiffany und Gerald Genta aus dem LVMH-Konzern. Auch verschiedene unabhängige Uhrmacher wie Max Büsser, Moser oder F. P. Journe bleiben der Auktion treu.
Besondere Signalwirkung hat die Teilnahme von Patek Philippe, da die Marke in der Vergangenheit die mit Abstand grössten Summen eingespielt hat. So entfielen von den 35 Millionen Euro, die im Rekordjahr 2019 eingenommen wurden, 31 Millionen auf die Patek Philippe Grandmaster Chime ref. 6300A in Stahl, die damit den Rekord für die teuerste Uhr der Welt hält.
Der Besitzer von Patek, Thierry Stern, nimmt das ganze Hin und Her um Only Watch gelassen, wie sich im Gespräch mit ihm an der Uhrenmesse Watches and Wonders zeigt. Er habe Luc Pettavino im vergangenen Herbst gesagt, er müsse beweisen, dass seine Bücher in Ordnung seien. «Das hat er getan, und damit ist für uns die Sache erledigt.»
Der Patek-Patron betont aber auch, dass sein Engagement bei Only Watch nicht ewig anhalten werde. «Wir haben Only Watch geholfen, sich zu etablieren, indem wir stets durchdachte Einzelstücke eingereicht und die Komplexität der gespendeten Uhren von Mal zu Mal erhöht haben.» Mit den steigenden Preisen habe die Aufmerksamkeit zugenommen, was immer mehr Marken angezogen habe.
«Nicht mehr viele Asse im Ärmel»
Die letzten Only-Watch-Modelle von Patek Philippe waren bereits hochkompliziert. «Ich habe nicht mehr viele Asse im Ärmel», sagt Stern. Irgendwann müsse Schluss sein. Das Ziel sei schliesslich gewesen, genug Geld zusammenzubringen, um die Suche nach einem Heilmittel gegen die Duchenne-Muskeldystrophie zu beschleunigen. Dieses Geld – seit 2005 insgesamt mehr als 100 Millionen Franken – sei mittlerweile vorhanden, und die Tests für ein neues Medikament seien auf gutem Weg.
Welche Uhr sich Stern für die bevorstehende Auktion ausgedacht hat, ist noch nicht bekannt. In etwa zwei Wochen soll die Uhr zuerst Patek-Sammlern und dann der Öffentlichkeit vorgestellt werden.