Im November wird in den USA gewählt. Ums Präsidentenamt streiten sich zwei alte Bekannte. Umfragedaten deuten bereits jetzt auf ein knappes Rennen hin.
Am 5. November wählen die Amerikaner ihren Präsidenten für die nächsten vier Jahre. Zudem bestimmen sie die Zusammensetzung des Repräsentantenhauses und eines Drittels des Senats neu. Der Amtsinhaber Joe Biden tritt für die Demokraten an, der Ex-Präsident Donald Trump für die Republikaner. Noch müssen die Kandidaturen an den nationalen Parteikonventen genehmigt werden, doch das ist Formsache. Einen klaren Favoriten gibt es momentan noch nicht.
Die Umfragen haben zum jetzigen Zeitpunkt noch wenig Aussagekraft, da sich noch viel verändern kann. Sicher ist, dass sich das Rennen in einigen wenigen Gliedstaaten entscheiden wird, den «Swing States».
Staaten wie Michigan, Georgia und Pennsylvania spielen bei den Präsidentschaftswahlen in den USA das Zünglein an der Waage. Wer hier eine Mehrheit der Wählerinnen und Wähler von sich überzeugen kann, erhält alle Elektorenstimmen des Gliedstaats. Um Präsident zu werden, braucht es 270 Stimmen. In vielen Gliedstaaten ist bereits relativ sicher, wer als Sieger hervorgehen wird, doch weder Biden noch Trump kommen derzeit auf eine klare Mehrheit.
Vor vier Jahren siegte Biden mit klarer, aber nicht überwältigender Mehrheit. Dieses Jahr könnte es knapper werden, wenn man sich nach den jüngsten nationalen Umfragen richtet. Diese sind für die Wahl selbst weniger relevant, da das Volksmehr nicht entscheidend ist, aber sie sind hilfreich, um die Stimmung im Land mit jener im Jahr 2020 zu vergleichen.
Während Biden damals immer einen klaren Vorsprung von 5 bis 10 Prozentpunkten auf Trump hatte, liegen die Kandidaten diesmal Kopf an Kopf. Zu Beginn des Jahres konnte Trump gar einen leichten Vorsprung verzeichnen.
Bidens Popularitätswerte sind schlechter als jene seiner Vorgänger zum gleichen Zeitpunkt in deren Präsidentschaft. Das liegt auch an seinem Alter, mit 81 Jahren halten ihn selbst die eigenen Wähler für schlicht zu alt, um das Präsidentenamt effektiv ausüben zu können.
Dem nur vier Jahre jüngeren Trump trauen die Wählerinnen und Wähler noch mehr zu, doch der Ex-Präsident hat mit zahlreichen juristischen Problemen zu kämpfen, welche seinen Wahlkampf beeinträchtigen könnten. Im Falle einer Verurteilung wollen viele Amerikaner Trump nicht mehr unterstützen, wie Umfragen zeigen.
Neben dem Präsidentenamt werden am 5. November auch die Sitze im Repräsentantenhaus sowie rund ein Drittel der Senatssitze neu vergeben. Die Demokraten müssen um ihre Senatsmehrheit zittern. Mehrere Sitze, in denen sich ein demokratischer Amtsinhaber der Wiederwahl stellen muss, gelten laut dem «Cook-Report» als «toss-up», die Chancen auf den Sieg verteilen sich etwa so, wie wenn man eine Münze wirft. Zudem dürften sich die Republikaner den Sitz des zurücktretenden Demokraten Joe Manchin in West Virginia sichern.
Auch im Repräsentantenhaus, welches von den Republikanern kontrolliert wird, kann sich keine Partei einer Mehrheit sicher sein.
Ein halbes Jahr vor der Wahl ist also noch alles offen. Ein republikanischer Durchmarsch, bei dem Trump das Rennen um die Präsidentschaft für sich entscheidet und seine Partei die Mehrheit in Parlamentskammern erreicht, ist genauso möglich wie eine zweite Amtszeit für Biden, eine Verteidigung des Senats und eine Rückeroberung des Repräsentantenhauses durch die Demokraten. Die Meinungen zu den beiden Kandidaten sind vielerorts gemacht. Entscheidend sind darum die wenigen unentschlossenen Wählerinnen und Wähler, eine entscheidende Rolle dürfte am Ende zudem die Mobilisierung der jeweiligen Anhängerschaft spielen.