Ein-Weg-Vapes sind bei Teenagern in Mode. Nun hat der Nationalrat beschlossen, diese E-Zigaretten zu verbieten. Das helfe weder der Umwelt noch der Gesundheit, sagen die Händler.
Ein Vape-Geschäft in der Berner Altstadt: Hier schmeckt es nach «Apfel/Pfirsich» bis «Himbeerglace». In den verschiedensten Sorten werden E-Zigaretten für den einmaligen Gebrauch verkauft. Sie kosten 14 Franken pro Stück und geben 500 Züge her. Das entspricht etwa zwei Päcklein Tabakzigaretten.
Wenn sie fertig geraucht sind, müsste man sie zurück ins Geschäft bringen oder in den Elektroschrott werfen. Aber nicht in den Restmüll. Doch genau dort landeten viele, sagt Michael Mosimann, der Besitzer des Vape-Geschäfts. «Keine zehn Prozent werden bei uns zurückgebracht.»
Gemäss der Schweizer Sammelstelle Sens E-Recycling wird immerhin jedes fünfte Produkt retourniert. Seit vergangenem Jahr werden dort Ein-Weg-Vapes rezykliert. Bei den Entsorgungshöfen der Stadt Bern heisst es, dass rund 20 Stück pro Woche abgegeben würden. Wo landet der ganze Rest der tausendfach verkauften Produkte? «Im Restmüll oder in den Berner Gassen», sagt der Verkäufer Mosimann.
Ein-Weg-Vapes bestehen aus einem Mundstück, einem Akku, einem Wassertank und einem Gehäuse. Es sind Elektrogeräte, deshalb gehören sie in den Elektroschrott. Das ist aber nicht der einzige Kritikpunkt bei den Geräten. Gemäss neusten Studien können E-Zigaretten wahrscheinlich Organschäden auslösen. Zudem machen sie mit ihrem hohen Nikotingehalt schnell süchtig.
Nationalrat beschliesst Verbot
Unweit des E-Zigaretten-Geschäfts in Bern debattierten die Nationalräte am vergangenen Mittwoch über ein schweizweites Verbot solcher Vapes. Den Anstoss dazu gegeben hatte der Grünen-Politiker Christophe Clivaz. Er betonte in der Debatte, dass das Verbot ausschliesslich Einwegprodukte betreffen würde, weil sie im Müll oder «sogar auf unseren Strassen, in unseren Seen» landeten.
Auch die zuständige Bundesrätin Elisabeth Baume-Schneider anerkennt das Problem. Seit 2020 würden Ein-Weg-Vapes aus China in die Schweiz importiert. 2022 lag die Zahl bereits bei 10 Millionen Stück. 8 Prozent der 15- bis 19-Jährigen konsumierten mindestens einmal im Monat.
Dennoch sieht der Bundesrat keinen Handlungsbedarf. Denn das neue Tabakproduktegesetz, worunter auch die Ein-Weg-Vapes fallen, wurde bereits angepasst. Neu soll eine Lenkungssteuer von einem Franken pro Milliliter Inhalt auf solche Produkte erhoben werden. Verkäufer dürften die Geräte nicht mehr an unter 18-Jährige verkaufen, sagt Baume-Schneider. Das Tabakproduktegesetz soll im Herbst in Kraft treten. Bisher waren Tabakprodukte oder E-Zigaretten im Lebensmittelgesetz geregelt. Um die Regelung der EU anzupassen, erhalten sie eine eigene Regulierung.
Als weiteren Grund gegen das Verbot führt die Bundesrätin an, dass die EU kein Verbot kenne. Wenn die Schweiz einseitig das Produkt verbiete, schaffe sie ein technisches Handelshemmnis, was dem Gesetz widerspreche. Der Grünen-Nationalrat Clivaz entgegnet, dass einzelne EU-Länder bereits ein Verbot beschlossen hätten. Zum Beispiel Frankreich und Belgien. Baume-Schneider bestreitet das nicht, aber ein Verbot komme zu früh.
«Verbot schadet der Schweizer Wirtschaft»
Ein Direktbetroffener eines Verbots wäre Mario Puppo. Er führt eine Kette von Vape-Geschäften im Zürcher Oberland und ist Präsident des Branchenverbands Swiss Vape Trade Association. Er sagt: «Ein Verbot würde der Schweizer Wirtschaft schaden.»
Laut Puppo hätte es bloss den Effekt, dass die Kunden die Vapes via Internet im Ausland bestellen würden. Ähnlich, wie das beim Snus geschehen sei: Vor 2019 bestellte die Kundschaft den Tabakbeutel, den man sich unter die Oberlippe klemmt, bei schwedischen Händlern. Für die Schweiz bedeutete dies, dass die Einnahmen aus der Mehrwertsteuer wegfielen. «Gleiches droht bei einem Verbot von Ein-Weg-Vapes», sagt Puppo.
Er sei kein Fan dieser Geräte, sagt der Händler, aber der Ein-Weg-Vape habe seine Berechtigung für Menschen, die mit noch schädlicherem Tabakrauchen aufhören möchten: als Einstiegsprodukt, um später zu einem teureren, aufladbaren Gerät zu wechseln.
Puppo verkauft in seinen Geschäften auch Einwegprodukte. Doch seine Angestellten motivierten die Kunden, auf wiederaufladbare Vapes umzusteigen. Er sieht es wie der Bundesrat: Das neue Tabakproduktegesetz löse bereits die gegenwärtigen Probleme. Zudem seien 70 Prozent der Händler Sens E-Recycling angeschlossen, im letzten Jahr seien ab Juli 16 Tonnen Ein-Weg-Vapes rezykliert worden.
«Ein absolut schlimmes Produkt»
Das überzeugt den Berner Geschäftsbetreiber Mosimann nicht. Er bleibt dabei: Aus ökologischer Sicht gehörten die Ein-Weg-Vapes verboten. Er sagt: «Es ist ein absolut schlimmes Produkt.»
Dass er die Produkte trotzdem weiterhin verkauft, rechtfertigt er mit der Nachfrage bei den Kunden und anderen Händlern, die er beliefere. Er selber führe nur ein kleines Sortiment von Einweggeräten in seinen Geschäften, sagt Mosimann. Sie machten 10 Prozent seines Umsatzes aus. Er hat 20 Personen auf seiner Lohnliste.
Der Nationalrat hat vergangenen Mittwoch das Verbot der Ein-Weg-Vapes mit einer Zweidrittelmehrheit beschlossen. Als Nächstes wird der Ständerat die Vorlage beraten.