An der internationalen Aktion waren elf Länder beteiligt. Die Organisation schmuggelte Kokain auf Segeljachten aus Südamerika nach Spanien.
Die spanische Polizei hat zusammen mit Ermittlern aus mehreren Ländern die laut eigenen Angaben grösste Bande von Drogenschmugglern zerschlagen, die Kokain aus Südamerika mit Segeljachten nach Europa brachte.
Die spanische Polizei schreibt in einer Pressemitteilung, bei Durchsuchungen und Zugriffen in Spanien, Portugal, Norwegen, Bulgarien, Grossbritannien, Panama, Trinidad und Tobago und Kolumbien seien 50 Personen festgenommen worden. Auch den Anführer der Organisation, der «Professor» genannt wurde, konnte die Polizei festnehmen.
Segeljachten sind ein beliebtes Transportmittel für den Schmuggel von Kokain: Die Jachten sind kleiner als Frachtschiffe, weniger auffällig und einfach zu kaufen. Banden schmuggeln die Drogen in kleineren Mengen und auf mehrere Schiffe verteilt über den Atlantik. Und die Jachten steuern verschiedene Häfen an, das macht es für die Behörden schwieriger, die Lieferungen zu entdecken.
Wohl weltweit grösste Bande im Jacht-Schmuggel
An der internationalen Aktion unter Führung der spanischen Polizei waren elf Länder beteiligt. Die Ermittler konnten 1,5 Tonnen Kokain, 8 Boote, 36 Fahrzeuge und 85 Telefone beschlagnahmen.
Der «Professor» sei in Drogenkreisen bekannt gewesen, heisst es in der Mitteilung der Polizei. Er habe die Besatzungen der Segelboote angeheuert, die dann von einem anderen Führungsmitglied der Bande von Spanien aus geleitet worden seien. Ein Priester habe die Schmuggler «gesegnet», damit sie erfolgreich ihr Ziel auf der anderen Seite des Atlantiks erreichten.
Der «Professor», der laut der spanischen Polizei vermutlich seit mehr als zwanzig Jahren im Drogenhandel tätig war, habe das volle Vertrauen der kolumbianischen und mexikanischen Drogenkartelle besessen. Er habe mit ihnen die Herstellung der Drogen und den Transport durch Südamerika bis zur Verschiffung nach Spanien koordiniert.
Die Ermittlungen hatten im Juni 2020 in Zusammenarbeit mit den britischen Behörden begonnen. Damals entdeckten die Behörden eine britische Organisation, die ihre Basis in Spanien hatte. Die Organisation habe Schmuggelrouten für Kokain aus Südamerika nach Europa unterhalten. Bei den Ermittlungen konnten die Behörden laut Mitteilung die Namen der Mitglieder herausfinden. Die Jachten waren unter Namen von Drittparteien registriert.
In Spanien habe die Bande über zehn Jachten verfügt, die jeweils mehr als eine Tonne Kokain transportieren konnten. Es habe Basen in Valencia, Alicante, Almería, Málaga und auf den Kanarischen Inseln gegeben, von denen aus Häfen in Brasilien, Kolumbien, Guyana, Trinidad und Tobago, St. Lucia, Barbados und Panama angesteuert worden seien.
Die Ermittlungen haben laut der spanischen Polizei ergeben, dass das mit den Drogenlieferungen erlangte Geld in neue Geschäfte reinvestiert und über ein in mehreren Ländern operierendes Geschäftsnetz gewaschen worden sei. Die Drahtzieher hinter den Schmuggeloperationen seien Mitglieder des sogenannten «Balkan-Kartells» gewesen. Sie hätten an der Costa del Sol in Spanien einen hohen Lebensstandard genossen.
16 der festgenommenen Bandenmitglieder waren laut der Mitteilung der Polizei Norweger. Einer von ihnen hatte eine 15-jährige Gefängnisstrafe wegen mehrfachen Raubs abgesessen. Vor einem Jahr sei er aufgrund seiner kriminellen Erfahrung und des Ansehens, das er bei den Mafiosi Osteuropas genossen habe, der Drogenbande beigetreten.
Angeschwemmtes Kokain gibt Rätsel auf
Trotz der Schwierigkeit, kleine Segeljachten als Drogentransporte zu erkennen, erwischen europäische Ermittler immer mal wieder Schmuggler bei der Überfahrt des Atlantiks. Im Jahr 2021 beschlagnahmten spanische und portugiesische Behörden 5,2 Tonnen Kokain im Wert von 232 Millionen. Die Drogen befanden sich auf einer Jacht, die entlang der portugiesischen Küste unterwegs war.
Ähnliche Entdeckungen machten Behörden in Grossbritannien, Spanien und auf den Kanarischen Inseln. In diesem Mai versuchten zwei Schmuggler, ihre Jacht anzuzünden und zu versenken, um die Beschlagnahmung durch die Polizei zu verhindern.
Doch im Vergleich zu Drogenfunden in Lagerhallen oder auf Frachtschiffen sind die Mengen Kokain auf den Segeljachten eher klein. Sie werden entweder bereits an den Häfen in Südamerika oder inmitten des Atlantiks auf kleinere Boote verteilt. Die Funde entsprechen meist nur wenigen Tonnen, wenn überhaupt. Im Vergleich dazu entdeckten im vergangenen Jahr deutsche Ermittler am Hamburger Hafen gleich Dutzende von Tonnen Kokain.
Mit Agenturmaterial