Um Israel wurde in den letzten Jahrzehnten von Iran ein Feuerring aufgebaut – und der Westen schaute weg. Die Politik von Barack Obama begünstigte die atomare Bewaffnung eines religiös-psychotischen Regimes.
Was ist die Kernbotschaft der Islamischen Revolution von 1979 in Iran? Der permanente Krieg: Frieden werde es erst geben, wenn alle Ungläubigen auf der Erde getötet worden seien oder sich dem Islam unterworfen hätten. Viele Iranerinnen und Iraner sind nicht dieser Ansicht, aber in Iran gibt es keinen Raum für öffentliche Meinungsverschiedenheiten.
Nach Ansicht der Hüter des politischen schiitischen Islams verkörpert Israel ein von Allah auferlegtes Gebot: Der jüdische Staat und alle Juden anderswo auf der Erde müssten im Namen Allahs unterworfen oder getötet werden. Das Mandat hat weder ein Enddatum, noch umfasst es so etwas Unislamisches wie das Ziel einer «Zweistaatenlösung». Die Anführer der iranischen Hilfsarmeen Hamas, Huthi und Hizbullah sind fanatische Gläubige, die in demselben Zeithorizont denken wie die Führer in Teheran: Der Tag des Jüngsten Gerichts ist der unvermeidliche Endpunkt. Die schiitischen Führer sind Allahs Diener in einem Kampf, der viel grösser ist als der Staat Israel: Die Apokalypse muss näher rücken.
Diese Fanatiker denken in Begriffen und Bildern, welche die Vorstellungskraft der westlichen materialistischen Welt radikal übersteigen. Durchschnittliche westliche Politiker und Journalisten, allesamt Kinder des Denkens seit der Aufklärung und der industriellen Revolution, haben keine Ahnung, mit wem sie es in Teheran oder Gaza oder in Libanon oder Jemen zu tun haben.
Sie können sich nicht vorstellen, dass es im Kampf der religiösen Eliten in Teheran nicht um Land geht, dass kein Kompromiss möglich ist, dass kein Abkommen eingehalten wird, dass ein möglicher Atomkrieg nicht gescheut wird. Die schiitische Revolution von 1979 war der erste Schritt zum vollständigen Ende der westlichen Welt, nach dem ein «Erlöser» die ewige islamische Existenz auf Erden einläuten wird. Sunniten und Schiiten sind sich nicht einig, wer dieser Erlöser ist, aber das Konzept ist in der gesamten islamischen Welt lebendig und verbreitet.
Religiöses Delirium
Für diese extremen Gläubigen ist Israel also eine Schande. Aber eine vorübergehende. Es spielt keine Rolle, wie viele Generationen im Kampf gegen die Juden geopfert werden, denn alle Gefallenen geniessen einen sorglosen Aufenthalt im islamischen Jenseits. Der Ausgang des grossen Finales ist von der Schöpfung her gewiss: Mohammed und Allah werden triumphieren.
Auf den Gläubigen wartet eine gigantische Belohnung: Den jungen Männern, die untergehen, wird ein endloser Orgasmus mit einem endlosen Vorrat an Jungfrauen versprochen. Die hypnotisierende Erziehung mit der Vorstellung eines permanenten Krieges, mit der Vorstellung, dass Ungläubige kaum mehr als Bestien seien, bringt eine grosse Zahl junger Männer hervor, die zur physischen Selbstaufopferung bereit sind. Diese Erziehung gipfelt in einer Massenpsychose, die durch keinen Kompromiss geheilt werden kann.
Was am 7. Oktober in den israelischen Grenzdörfern verübt wurde, waren rituelle Massaker von Mördern im religiösen Delirium, zum Teil ausgelöst durch Stimulanzien wie das in Syrien hergestellte, hauptsächlich aus Amphetamin bestehende Captagon. Die Hamas wollte junge Männer davon überzeugen, dass das massenhafte Abschlachten von Juden kein Verbrechen sei, sondern eine Weihe des Propheten und dass dabei Raub und Vergewaltigung zulässige Mittel des Kampfes seien.
Den Juden wollte die Hamas demonstrieren, was sie erwarten würde, wenn sie in Israel blieben: Verstümmelung, Vergewaltigung, Verbrennung. Mit dem 7. Oktober wollte die Hamas keinen Anfang für eine Zweistaatenlösung machen. Unsere aufgeklärten Führer und die nützlichen Idioten in den Medien klammern sich aber an die selbstmörderische Idee, dass der Konflikt um Israel ein Konflikt mit den Palästinensern um Land sei.
Das ist eine Täuschung. Der politische Islam in Teheran führt nicht nur Krieg gegen Israel. Der Westen ist ein noch grösserer Feind als die Juden. Als ein EU-Spitzendiplomat dem neuen iranischen Präsidenten seine Aufwartung machte, ertönten aus frommen Kehlen die bekannten Rufe: «Tod für Amerika, Tod für Israel!»
«Endlösung» Atombombe
Eines Tages wird sich Israel mit dem Hizbullah auseinandersetzen müssen. Der gesamte Norden Israels steht seit dem 8. Oktober unter dem Beschuss von Tausenden von Raketen, siebzigtausend Menschen mussten die schönen Dörfer verlassen. Die gegenseitige Verwüstung wird enorm sein, wenn Israel versuchen sollte, die Grenzgebiete zu sichern. Aber es könnte noch schlimmer kommen: Iran arbeitet an seiner eigenen schiitischen Atombombe. Die Bedrohung für Israel, das jüdische Land im fiebrigen Zentrum der schiitischen Psychose, ist permanent: Dieser Feuerring um Israel wurde in den letzten Jahrzehnten von Iran aufgebaut, während der Westen wegschaute.
Der «Iran-Deal» würde das iranische Atomprogramm stoppen, behaupteten Barack Obama und seine Berater (die auch in Joe Bidens Gefolge auftauchten). Was ihre Politik bewirkt, ist die atomare Bewaffnung eines religiös-psychotischen Regimes, dessen Führer das Ende der Zeit herbeisehnen.
Ein Beschwichtiger sei jemand, der ein Krokodil füttert, in der Hoffnung, dass das Krokodil ihn zuletzt frisst, sagte Churchill einmal. Diese Beschwichtiger führen die USA und die EU an. Ursula von der Leyen, Kamala Harris: Ich fürchte, dass auch sie, in der Illusion, sie könnten sich aus der Gefahr heraushalten, die Juden verraten und dem Feuer übergeben werden.
Leon de Winter ist ein niederländischer Schriftsteller.