Doubles von Kim Jong Un, Donald Trump und Wladimir Putin nutzen die olympische Bühne, um ihre Originale lächerlich zu machen und eine Botschaft zu senden. Aber nicht immer geht ihr Plan auf.
Kim Jong Un und Donald Trump stehen vor der Glaspyramide beim Louvre und gleichen gemeinsam die Millimeter ab. Sie gehorchen dem Kommando des Fotografen, um ihre Zeigefinger vermeintlich genau auf die Spitze dieser Pariser Sehenswürdigkeit zu legen. Mit dieser optischen Täuschung haben sich schon Abermillionen Touristen ablichten lassen. Warum nicht auch ein Diktator und ein autoritärer Möchtegernpräsident? Kim und Trump lächeln, schauen grimmig, ziehen Grimassen. Alles für die Kamera.
Dann werden sie erkannt. «Darf ich ein Bild von Ihnen mit meiner Tochter machen?», fragt eine Frau auf Englisch. «Wäre ein Selfie okay?», bittet ein Polizist, der an diesem häufig besuchten Platz im Stadtzentrum eigentlich für Ordnung sorgen soll, plötzlich aber unterwürfig lächelnd vor den zwei Politikern posiert. «Macht 20 Euro», ruft Kim Jong Un, ohne eine Miene zu verziehen. Einige Leute sind empört über den Wucher, andere kramen in ihren Taschen nach Bargeld. «Das kostet es halt», nickt Trump lässig.
Der Putin-Doppelgänger musste wieder abreisen
Natürlich sind die beiden Männer, die dieser Tage möglichst auffällig durch Paris schlendern, jeweils nicht der echte Donald Trump und Kim Jong Un. Es handelt sich um zwei Doppelgänger der berüchtigten Politiker. Howard X, der sich seit mehr als einem Jahrzehnt seinen Lebensunterhalt als vermeintlicher Diktator Nordkoreas verdient, ist extra für die Olympischen Spiele nach Paris gereist. «Olympia ist ideal, um gesehen zu werden», sagt der Mann, der eigentlich in Hongkong lebt.
Deshalb hat er auch den Amerikaner Dennis Alan, den Doppelgänger des ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump, herbeigeordert. Schon 2018 bei den Olympischen Winterspielen von Pyeongchang waren die beiden vor Ort. Dort posierten sie vor streng choreografierten Cheerleadern aus Nordkorea, während diese eine koreanische Eishockeymannschaft anfeuerten, die aus Spielerinnen aus den eigentlich verfeindeten Staaten Nord- und Südkorea bestand.
Die Bilder dieser Witzbolde, die bei dieser Kulisse die echten Staatenlenker Kim und Trump nachmachten, gingen um die Welt. Und diesmal? «Für die ersten Tage der Spiele ist auch Putin noch dabei gewesen», sagt Howard X, während er für das nächste Bild posiert. Im echten Leben wohnt das Putin-Double in Polen und führt eine Baufirma. Die Pflicht rief.
Wobei die vermeintlichen Kim und Trump auch ohne den Pseudo-Putin noch eine Botschaft rüberbringen. «Wir nennen uns die Schrecklichen oder auch die Tyrannen», sagt Kim Jong Un, hebt inmitten einer Menschentraube den Arm und droht allen, die ihn fotografieren, ohne dafür zu bezahlen: «Ihr werdet hingerichtet.» Einige lachen, aber nicht alle. Ist das etwa nicht witzig?
«Wir wollen diese Männer lächerlich machen»
Kim und Trump, deren Doubles ähnlich füllig sind wie die Originale, haben sich in ein Taxi gezwängt und fahren zum Triumphbogen, um dort noch ein paar Bilder gegen Geld zu machen. Auf dem Rücksitz erklärt Kim, der klare Wortführer dieses Duos: «In Wahrheit ist das doch alles nicht witzig. Kim Jong Un ist ein schrecklicher Diktator. Und falls Trump wiedergewählt wird, will er die Demokratie abschaffen. Wir wollen diese Männer lächerlich machen.»
Um die Show noch besser zu machen, suchen sie noch nach einem überzeugenden Doppelgänger von Chinas Staatschef Xi Jinping. Wobei schon das Duo Trump-Kim einigen in Paris gegen den Strich geht. «Im koreanischen Haus haben sie uns vor ein paar Tagen rausgeschmissen», sagt Howard X. In dem Gebäude in Paris, das Südkoreas Olympiadelegation gemietet hat, um ihre Medaillengewinner zu feiern, riefen Verantwortliche den Sicherheitsdienst, sobald sie Kim und Trump sahen.
«Was soll das?», habe er gefragt. «Ich habe mich doch regulär angemeldet.» Er könne wegen seines Aussehens nicht hier sein, habe ihm ein Verantwortlicher entgegnet. Daraufhin seien die beiden Doubles vor die Tür gesetzt worden. Dennis Alan zieht ein selbstgerechtes Gesicht, als er sich an den Tag erinnert: «Sobald sie uns draussen hatten, wollten sie Selfies mit uns.»