Jäh hat sich ein Sommergewitter über den Börsen entladen, die Nervosität unter den Anleger hat merklich zugenommen. The Market zeigt, wie sich die Korrektur in den Bewertungen der Aktiensektoren und Industrien niederschlägt.
Von wegen entspannte Ferien! Im Sommer ist der Aufwärtstrend an den Börsen ins Stocken geraten. Etwas schwächere Konjunkturdaten, durchwachsene Resultate diverser Technologiekonzerne, aufkeimende Zweifel über den wirtschaftlichen Nutzen der enormen Investitionen in künstliche Intelligenz (KI) und die Leitzinserhöhung in Japan sorgten für einen abrupten Rücksetzer an den Börsen. Verstärkt wurde die Abwärtsbewegung durch das saisonal bedingt geringe Handelsvolumen.
Vom Höchst hat der Weltaktienindex von MSCI zwischenzeitlich 8,3% eingebüsst, wobei sich die Lage an den Märkten in den vergangenen Tagen wieder etwas beruhigt hat und ein Teil der Verluste wettgemacht wurde. Dennoch handeln gewisse Aktiensektoren deutlich unter ihren 52-Wochen-Höchst.
Zuletzt mussten besonders die Branchen Technologie, zyklischer Konsum und Kommunikationsdienste – just diejenigen Segmente, die zuvor besonders hoch in der Anlegergunst standen – Federn lassen. Sektoren wie Gesundheit, Immobilien, Basiskonsum und Versorger vermochten indes ihre defensiven Qualitäten auszuspielen.
Wie schlagen sich die jüngsten Verschiebungen an den Aktienmärkten in den Bewertungen nieder? Um diese Frage zu beantworten, wirft The Market einen frischen Blick auf die elf globalen Aktiensektoren und die 25 Industriegruppen (die Bestandesaufnahme vom Mai finden Sie hier).
Was die Bewertungskennzahlen zeigen
Ein direkter Vergleich der Sektoren und der Industriegruppen ist in der Regel wenig sinnvoll. Luxusgüterkonzerne, Chip-Produzenten und Zementhersteller weisen höchst unterschiedliche Renditetreiber auf. Aus diesem Grund wurde in der vorliegenden Analyse die Bewertung jeder Branche mit ihrer eigenen Historie verglichen und der sogenannte Perzentilrang ermittelt. Um ihn zu bestimmen, ordnet man alle Kennzahlen der Reihe nach und zeigt, an welcher Stelle sich der heutige Wert befindet.
Ein Beispiel: Die Dividendenrendite – einer der fünf untersuchten Bewertungsfaktoren – des globalen Gesundheitssektors bewegte sich in der Vergangenheit zwischen 1,5 und 3,25%. Ordnet man nun alle seit 2005 wöchentlich verfügbaren Bewertungszahlen aufsteigend an, kommt der jüngste Wert von rund 1,65% auf Rang 136 von 1023 zu liegen. Mit anderen Worten: Bloss in 135 Monaten oder in 13% der Fälle (135/1023 = ~13%) fiel die Dividendenrendite niedriger aus als heute, in fast 87% der Fälle war sie höher (die Bewertungskennzahlen werden unten erklärt).
Auf Basis dieser Kennzahl handelt der MSCI World Health Care über dem langfristigen Median. Dieser entspricht dem 50. Perzentil und teilt die Kennzahlen in der Mitte: Die eine Hälfte notiert darüber, die andere darunter. Aktien aus dem Gesundheitssektor sind angesichts der eher geringen Dividendenrendite im historischen Vergleich gegenwärtig demnach sportlich bewertet.
Dividendenmuffel Technologiekonzerne
Wie schneiden die übrigen Branchen ab? Gemessen an der Dividendenrendite ist neu der Technologiesektor der unattraktivste globale Sektor. Die im Branchenindex enthaltenen Unternehmen werfen lediglich eine Rendite von 0,7% ab. Dieser Wert liegt nur unwesentlich über dem Rekordtief von 0,6%, das Anfang Juli, als die Börsen das Jahreshöchst erklommen, erreicht wurde.
Das Bewertungsmass erreicht das sportliche 97. Perzentil (vgl. violette Balken in der Grafik, die elf Sektoren sind hervorgehoben). Immerhin: Auf Basis dieser Kennzahl ist die Branche im Quartalsvergleich etwas attraktiver geworden, erreichte sie im Mai doch das 99. Perzentil.
Gleich dahinter folgen die Sektoren Kommunikationsdienste (95. Perzentil) und Gesundheit (87. Perzentil), deren Ausschüttungen im historischen Vergleich ebenfalls ungewöhnlich niedrig ausfallen. Bei den Industriegruppen schneiden Pharma, Biotechnologie und Life Sciences (99. Perzentil), Halbleiter und Halbleiterausrüstung (96. Perzentil) sowie kommerzielle und professionelle Dienstleistungen (91. Perzentil), der zum Industriesektor gehört, besonders schwach ab.
Mit überdurchschnittlichen Dividendenausschüttungen können die Sektoren Basiskonsum (29. Perzentil), Grundstoffe (31. Perzentil) und Energie (33. Perzentil) punkten. Der bisherige Spitzenreiter, Immobilien (64. Perzentil), hat in den vergangenen Wochen wegen Kursavancen und Dividendenkürzungen an Terrain eingebüsst und schied aus der Spitzengruppe aus.
Bei den Industriegruppen überzeugen wiederum Valoren aus der Lebensmittel-, Getränke- und Tabakbranche (9. Perzentil) mit einer im historischen Vergleich überdurchschnittlich grosszügigen Ausschüttung. Auch die Banken (14. Perzentil) sowie Geräte und Dienstleistungen für das Gesundheitswesen (24. Perzentil) schneiden auf Basis der Dividenden vorteilhaft ab.
Das gleiche Vorgehen wurde auf vier weitere Bewertungskennzahlen angewendet: auf das Shiller-Kurs-Gewinn-Verhältnis, das vorwärtsgerichtete KGV, das Kurs-Umsatz-Verhältnis sowie das Kurs-Buchwert-Verhältnis (siehe Erklärung der Kennzahlen am Ende des Artikels). Bei allen gilt: Je höher der entsprechende Perzentilrang – er bewegt sich zwischen 0 und 100 –, desto unattraktiver ist die Bewertung.
Technologie und Kommunikationsdienste: Priced for Perfection
Zur besseren Lesbarkeit lassen sich die fünf untersuchten Bewertungskennzahlen für die globalen Sektoren in ein Gesamtmass aggregieren. Wie sieht das Resultat aus?
Wie schon in der Übersicht für das zweite Quartal belegt der Technologiesektor den Spitzenrang der teuersten Werte. Die Gesamtbewertung ist unverändert sportlich und erreicht das sehr hohe 96. Perzentil (Mai: 98. Perzentil).
Im Mai schrieb The Market, dass Technologieaktien «kaum Spielraum für Enttäuschungen» böten. Und tatsächlich machte sich in der Berichtssaison für das zweite Quartal unter den Anlegern eine gewisse Ernüchterung breit: Diverse IT-Darlings vermochten die anspruchsvollen Erwartungen nicht vollends zu erfüllen und wurden abgestraft.
Das prominenteste Opfer war Nvidia, dessen Aktien heftig korrigiert hatten, u. a. auch weil sich die Markteinführung der nächsten Generation von KI-Chips aufgrund von Konstruktionsfehlern bis Anfang des kommenden Jahres verzögern könnte. Vom 52-Wochen-Hoch haben die Titel zwischenzeitlich rund ein Viertel eingebüsst. Den niederländischen Equipment-Hersteller ASML traf es ähnlich hart, Advanced Micro Devices notiert sogar nahezu 40% unter dem Höchst.
Obwohl der MSCI World Technology stark an Dynamik eingebüsst hat und derzeit etwas mehr als 10% unter seinem im Juli erreichten Höchst notiert, lassen die Bewertungen nur eine marginale Verbesserung erkennen. Sorgen die enormen Investitionen in KI nicht bald für einen Gewinnschub, dürfte der Gegenwind für die Aktien weiter zunehmen.
Branchenbeobachter Fred Hickey ist jedenfalls wenig zuversichtlich: «Fehlinvestitionen treten immer dann auf, wenn der Aktienmarkt durch billiges Geld in die Höhe getrieben wird. Die Hyperscaler, angeführt von Microsoft, haben eine Investitionswelle in KI-Kapazitäten ausgelöst, die nun schon fast anderthalb Jahre alt ist, für die es aber keine wirtschaftliche Rechtfertigung gibt.» In Kombination mit den noch immer hohen Bewertungen sind das keine erbaulichen Aussichten.
Industrie und Kommunikationsdienste tauschen die Plätze
Auf dem zweiten Platz folgen Aktien aus dem Sektor Kommunikationsdienste (91. Perzentil), die die Industrievaloren überholt haben. Wie bei den Technologieaktien profitierten die Schwergewichte im Index – Alphabet und Meta – von der Euphorie um die Möglichkeiten der künstlichen Intelligenz. Aber auch dieser Sektor fiel zuletzt zurück, weil die Bewertungen schlicht ein allzu optimistisches Szenario vorwegnahmen. Seit Juli ist er der drittschlechteste der globalen Sektoren, die grössten Indexkomponenten Alphabet (–14%), Meta (–3%), Netflix (–7%) und Disney (–31%) notieren mehr oder weniger deutlich unter dem 52-Wochen-Hoch. Angesichts der insgesamt nach wie vor hohen Bewertung bleibt die Branche verwundbar.
Industrievaloren sind seit der letzten Bestandesaufnahme vom zweiten auf den dritten Platz abgerutscht. Sie erreichen das ebenfalls hohe 90. Perzentil, was aber immerhin eine gewisse Entspannung gegenüber dem 95. Perzentil vom Mai signalisiert.
Energievaloren haben die Nase vorn
Das Geheimnis des Glücklichseins sind ja bekanntlich niedrige Erwartungen. Gibt es noch Sektoren, bei denen die Anleger keine unrealistischen Erwartungen hegen – was sich in entsprechend vernünftigen Bewertungen spiegeln sollte?
Wie obige Übersichtsgrafik zeigt, gibt es nur wenige Segmente, die noch einigermassen attraktiv sind. Dazu zählt der Energiesektor, der auf dem 51. Bewertungsquantil handelt (Vorquartal: 54 Perzentil). Trotz der Rotation von Wachstums- in Substanzwerte seit Juli hatte Energie jüngst einen glanzlosen Auftritt. Die wieder aufkeimenden Wachstumssorgen und die hohen Kapazitätsreserven in den Opec-Ländern belasteten den Erdölpreis, was die Energiekonzerne bremste. Auch vermochten diese mit ihren Q2-Ergebnissen nicht vollumfänglich zu überzeugen.
Dafür sind die Bewertungen wenig anspruchsvoll und «eine inflationsbedingte Verkaufswelle oder eine geopolitische Eskalation, die zu höheren Ölpreisen führt, könnte das Blatt für den Sektor wenden», meint Rob Anderson vom Analysehaus Ned Davis Research. Dass der Ölpreis auf einem ähnlichen Niveau handelt wie kurz vor Ausbruch des Hamas/Israel-Konflikts, deutet darauf hin, dass sich potenzielle geopolitische Risiken nicht in den Erdölnotierungen spiegeln.
Zudem bewegen sich die strategischen Ölreserven der USA auf dem niedrigsten Stand seit rund vierzig Jahren und müssen wieder aufgefüllt werden. Das könnte für Unterstützung sorgen. Derweil erzielen die grossen Ölkonzerne hohe Cashflows, die zum Schuldenabbau und für steigende Dividenden zur Verfügung stehen.
Zweitgünstigster Sektor ist Basiskonsum – zu den grössten Vertretern zählen Coca-Cola, Nestlé, Philip Morris und Procter & Gamble, –, obwohl er im Quartalsvergleich teurer geworden ist (62. Perzentil, im Vorquartal: 56. Perzentil). Vor allem punkto Dividendenausschüttungen vermag der Sektor zu überzeugen: Die Rendite erreicht derzeit unüblich hohe 2,9%.
Angesichts der schwächeren Konjunkturdaten aus den USA und den verpufften Hoffnungen auf ein substanzielles Stimuluspaket in China haben die Wachstumssorgen wieder zugenommen. Gemessen am Economic Surprise Index von Citigroup verfehlen die Konjunkturdaten in allen wichtigen Regionen seit einigen Wochen die Erwartungen. Kommt es nicht zur ersehnten «sanften Landung» der US-Wirtschaft, dürfte der defensive Sektor gefragt bleiben.
Mit den Versorgern gehört ein weiterer defensiver Sektor zur eher günstigen Gruppe. Der Bewertungsscore erreicht vertretbare 66, nach 62 im Mai. Zuletzt zeigten Versorger eine ansprechende Kursentwicklung. Nachdem die Anleger dem Sektor zum Jahresbeginn den Rücken gekehrt hatten, führte die Erwartung einer steigenden Stromnachfrage – unter anderem wegen des grossen Bedarfs nach Datenzentren – und dem damit verbundenen Anstieg der Strompreise und der Gewinnprognosen zu einer Umkehr bei den Fund Flows, was dem Sektor Rückenwind verlieh.
Laut Strategen des Vermögensverwalters State Street erwartet die Internationale Energieagentur, dass sich der Stromverbrauch von Rechenzentren wegen KI-bezogenen Diensten bis 2026 verdoppeln wird. Bis 2029 wird eine Verdreifachung der Nachfrage nach Rechenzentren prognostiziert, die 7,5% der US-Stromnachfrage und 6% der europäischen Nachfrage ausmachen sollen. Zusätzlich spielen der Branche die Konjunktursorgen in die Hand. Fallende Zinsen und/oder eine abnehmende Wachstumsdynamik sind oftmals positiv für den defensiven Sektor.
Interessanterweise sind die erwähnten drei noch günstigen Sektoren Energie, Versorger und Basiskonsum gemäss der jüngsten Umfrage der Bank of America unter Fondsmanagern nicht sonderlich beliebt. Aus Contrarian-Sicht ist das ein weiteres positives Signal.
Fondsmanager verschmähen Versorger, Energie und Basiskonsum:
Europa vs. USA: Vorteil für den Alten Kontinent
Die Betrachtung globaler Sektoren kann regionale Unterschiede verdecken. Es kann sich deshalb lohnen, zusätzlich zu den globalen Sektoren die amerikanischen und die europäischen Sektoren separat zu beleuchten (für beide Segmente gibt es an der Schweizer Börse gehandelte ETF, siehe unten).
Der Bewertungsvorteil für Europa hat weiterhin Bestand: Mit Ausnahme von Energie und Gesundheit sind alle Sektoren in Europa günstiger, wobei Technologie- und Industrievaloren auf beiden Seiten des Atlantiks sportlich bewertet sind.
Besonders frappant sind die Unterschiede bei den Sektoren zyklischer Konsum (33. vs. 85. Perzentil), Basiskonsum (24. versus 76. Perzentil) und Finanz (53. vs. 93. Perzentil).
Allerdings gibt es auch in Europa sportlich bewertete Segmente. Dazu zählen, wie erwähnt, Technologie (90. Perzentil), Gesundheit (90. Perzentil) sowie Industrie (84. Perzentil).
Ungewöhnlich günstig sind unverändert europäische Basiskonsumgüter (24. Perzentil) sowie zyklischer Konsum (33. Perzentil) und Immobilien (38. Perzentil).
An der Schweizer Börse gehandelte Sektor-ETF
Anleger, die eine Sektorstrategie umsetzen möchten, können beispielsweise die folgenden an der Schweizer Börse kotierten globalen Branchen-ETF in Erwägung ziehen.
Wer seine Strategie verfeinern möchte, kann zudem auf US-Sektor-ETF setzen.
Und zum Schluss folgt eine Auswahl an ETF auf die verschiedenen Sektoren des MSCI Europe:
Die Bewertungskennzahlen kurz erklärt:
Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV)
Die wohl populärste Bewertungskennzahl ist das Kurs-Gewinn-Verhältnis. Es setzt den Aktienkurs ins Verhältnis zum Gewinn eines Unternehmens. Handelt eine Aktie an der Börse beispielsweise zu einem Preis von 115.50 Fr., und der Gewinn pro Titel beläuft sich auf 7 Fr., resultiert ein KGV von 16,5.
Typischerweise unterscheidet man zwischen dem historischen und dem vorwärtsgerichteten KGV: Beim historischen wird der zuletzt erwirtschaftete Unternehmenserlös verwendet, beim vorwärtsgerichteten fliesst der (üblicherweise von Analysten) geschätzte Gewinn in die Berechnung ein.
Vereinfacht gesagt gilt, je höher das KGV, desto unattraktiver ist die Bewertung. Allerdings funktioniert das KGV schlecht, wenn der Gewinn sehr rasch wächst. Auch sagt die Kennzahl nichts darüber aus, wie gross das Risiko eines Gewinneinbruchs ist.
Shiller-Kurs-Gewinn-Verhältnis (Shiller-KGV)
Anders als das klassische KGV vergleicht das Shiller-KGV den aktuellen Preis einer Aktie oder eines Index mit den durchschnittlichen, inflationsbereinigten Gewinnen der vergangenen zehn Jahre. Damit werden die Gewinnschwankungen der einzelnen Jahre normalisiert, was zu einem stabileren und verlässlicheren Bewertungsmass führt. Wie für das traditionelle KGV gilt auch für das Shiller-KGV: Je niedriger es ist, desto günstiger ist eine Aktie und desto grösser typischerweise das Kurspotenzial für die kommenden Jahre.
Dividendenrendite
Die Dividendenrendite zeigt die ausgeschüttete Dividende im Verhältnis zum Aktienkurs. Je höher die Dividendenrendite, desto attraktiver scheint eine Aktie. Vielen Anlegern ist eine hohe Ausschüttung wichtig, da sie für einen stetigen Liquiditätsfluss sorgt. Allerdings kann eine allzu hohe Rendite auch signalisieren, dass eine Gesellschaft in Schieflage geraten ist, da die Rendite automatisch steigt, wenn der Aktienkurs einbricht. Dann steht oft eine Kürzung bevor. Wichtiger als ihre absolute Höhe ist deshalb oftmals, dass die Ausschüttung stetig steigt. Da nicht alle Unternehmen eine Dividende entrichten, funktioniert dieser Indikator nicht immer.
Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV)
Ein klassisches Bewertungskriterium ist das KBV, das auf Benjamin Graham, den Übervater der Value-Anleger, zurückgeht. Hierbei wird der Aktienkurs mit dem bilanzierten Eigenkapital verglichen. Je höher das KBV, desto unattraktiver die Bewertung. Da der Buchwert in der Regel positiv ist, kann das Mass auch dann verwendet werden, wenn ein Unternehmen keinen Gewinn schreibt. Allerdings ist der Buchwert nicht immer ein verlässliches Abbild des «wahren» Unternehmenswerts, da er immaterielle Werte wie Patente oder Know-how nur unzulänglich erfasst (speziell bei IT- und Pharmagesellschaften).
Kurs-Umsatz-Verhältnis (KUV)
Das KUV setzt die aktuelle Marktkapitalisierung eines Unternehmens ins Verhältnis zum Umsatz des letzten (Geschäfts-)Jahres. Obschon es sich um ein krudes Mass handelt – es ignoriert zum Beispiel die Profitabilität –, hat es seine Daseinsberechtigung. So ist der Umsatz deutlich weniger anfällig für Manipulationen als Gewinn und Buchwert. Wie das KBV lässt sich die Bewertungskennzahl auch für Gesellschaften berechnen, die Verlust schreiben. Ein Unternehmen, das ohne Rücksicht auf die Kosten einen möglichst hohen Umsatz anstrebt, kann allerdings auf Basis des KUV zu günstig aussehen.