Das Schweizer Segel-Team spielt das Malheur vom Dienstag herunter. Ist den Ingenieuren beim Bau der Hightech-Jacht ein Berechnungsfehler unterlaufen?
(sda) Wie schnell ist das «BoatOne» und wie stabil das Rigg von «BoatOne»? Diese zwei Fragen hat Alinghi Red Bull ab Donnerstag beim America’s Cup zum Auftakt der letzten Vorregatta zu beantworten.
Wenn Alinghi Red Bull um 14 Uhr vor Barcelona gegen das französische Orient Express Racing Team antreten wird, geht es sportlich noch um nichts. Die letzte Vorregatta, die bis am Sonntag fünf Duelle gegen alle in den America’s Cup involvierten Teams bringen wird, ist dennoch ein Gradmesser. Erstmals segeln die Crews auf den Hightech-Jachten, die sie im Louis Vuitton Cup – der Cup der Herausforderer startet am Donnerstag, 29. August – und allenfalls auch im America’s Cup gegen die Neuseeländer einsetzen werden.
Die Karten werden also auf den Tisch gelegt – zumindest teilweise. Die Teams dürften ihre Jachten nicht bis ans Limit frisieren, und wohl auch sportlich in engen Duellen der Konfrontation ausweichen. Die Frage «Wer zeigt wie viel?» segelt also mit.
Just in dieser Phase muss Alinghi Red Bull einen Mastbruch hinnehmen. Am Dienstag krachte es, nachdem das Rigg bereits Mitte Juni einmal versagt hatte. «Wir konzentrieren uns auf den Rennsport. Wir haben zwar einen Mast verloren, aber nicht das Rennen», lässt das Schweizer Syndikat per Communiqué ausrichten. Trotz diesem Rückschlag sei man guter Dinge.
Einheits-Mast bei allen Jachten
Dies dürfte nur die halbe Wahrheit sein, denn der erneute Zwischenfall tut weh. Beide Brüche liefen zwar glimpflich ab, verletzt wurde niemand. Dies ist keine Selbstverständlichkeit, denn die Renn-Jachten fliegen mit bis zu 100 km/h übers Wasser. Gleichwohl steht eine andere Frage als jene nach der Sicherheit im Vordergrund. Nämlich jene, ob die Ingenieure beim Bau des Hightech-Geschosses über das Limit hinaus gegangen sind, oder ob ihnen ein Berechnungsfehler unterlaufen ist. Der America’s Cup ist nicht nur ein Wettkampf unter Seglern, sondern auch unter Ingenieuren.
Was man wissen muss: Alle Teams segeln mit dem gleichem Mast, er ist ein Einheitsprodukt. Am Mast selber liegt das Malheur also nicht, sondern an der Konstruktion des Bootes, das die Kräfte auf den Mast wirken lässt. Bei Alinghi Red Bull werden sie sich also fragen: Wieso passiert das nur uns?
Das Schweizer Segel-Team schreibt dazu: «Dass wir uns nun erneut in dieser Situation befinden, wirft natürlich einige berechtigte Fragen auf, was mit der strukturellen Integrität der Maste passiert ist. Das ist eine Angelegenheit, die sehr genau untersucht werden muss. Aber im Moment überlassen wir die Untersuchung den Experten.»
Die Reparatur des Bootes erfolgt schnell
Der Mastbruch sei nicht unter extremen Bedingungen erfolgt, sondern bei einer mässigen Brise von 13 Knoten, was vier Beaufort entspricht. Bei beiden Zwischenfällen hätten die Sensoren angezeigt, dass die Belastung innerhalb akzeptabler Grenzen lag.
Die Reparatur des AC75-Foilers scheint keine allzu grosse Sache zu sein. Mit einem anderen Rigg, das in den letzten Monaten zum Einsatz gekommen war, wurde das «BoatOne» über Nacht wieder in den Rennzustand versetzt. Dass Alinghi Red Bull 24 Stunden nach dem Zwischenfall wieder auslief, dürfte allerdings auch eine psychologische Komponente haben. In dieser Phase des America’s Cups will kein Team Schwäche zeigen – weder gegen innen noch gegen aussen.