Nicolas Economou / Imago
An den Stränden der griechischen Hafenstadt Volos liegen Millionen verendeter Süsswasserfische. Das Massensterben ist wohl die Spätfolge einer Überschwemmung vom Vorjahr.
Die griechische Hafenstadt Volos ist dieser Tage Schauplatz eines grossen Massensterbens. Tote Fische, so weit das Auge reicht. Sie erstreckten sich tagelang über Kilometer entlang der Küste, des Pagasitischen Golfs, der von Hotels und Ferienhäusern gesäumt ist. Der Gestank sei unerträglich, sagte Bürgermeister Achilleas Beos.
Die Süsswasserfische sind durch den Fluss Xeria in den Hafen von Volos gespült worden. Es handelt sich laut Experten um Nachwirkungen der massiven Überschwemmungen vom Vorjahr, die der Sturm «Daniel» ausgelöst hatte. Die thessalische Tiefebene wurde in einen riesigen See verwandelt.
Die Überflutung füllte auch den nördlich von Volos gelegenen Karla-See wieder auf, der Anfang der sechziger Jahre zur Bekämpfung der Malaria abgelassen worden war. Laut Medienberichten schwoll der See zunächst auf das Dreifache seiner normalen Grösse an, er lief über. Nachdem das Wasser wieder zurückgegangen war, wurden die Süsswasserfische in den Hafen von Volos getrieben, der in das Ägäische Meer und den Pagasitischen Golf mündet. Dort können sie nicht überleben. Laut einem Professor für aquatische Umwelt sind die Fische hauptsächlich an Sauerstoffmangel gestorben.
Andere weisen darauf hin, dass nach den Überschwemmungen vom Vorjahr ein giftiger Cocktail aus Pestiziden und Chemikalien entstanden sei, der in Verbindung mit den hohen Temperaturen in diesem Jahr bereits zu einem Fischsterben führte.
Fieberhaft wird versucht, die betroffenen Gebiete zu säubern. Bis Donnerstag wurden 95 Tonnen verendeter Fische im Hafen von Volos und an den Stränden eingesammelt. Die lokalen Behörden haben Fischtrawler und Bagger gechartert. Sie beklagten im Fernsehen, dass deutlich mehr Maschinen und Boote benötigt werden. Denn für das Wochenende wird ein Sturm erwartet, der zu Überschwemmungsproblemen führen könnte.
Nicht nur Spezialgeräte kommen zum Einsatz, auch einzelne Helfer versuchen, die toten Fische zu bergen. Während die einen Fische verbrannt werden, werden Fische, die an Land gesammelt werden, auf einer Deponie entsorgt. Noch ist unklar, was die Auswirkungen auf die lokale Umwelt sein werden.
Am Freitagmorgen wurde kurz vor der Einmündung des Xeria-Flusses in den Pagasitischen Golf ein zweites Netz ausgelegt, um die Fischflut einzudämmen. Es soll das erste Netz verstärken, das bereits unter grossem Druck stehe, hiess es im Sender «ERT».
Mittlerweile hat die Suche nach Verantwortlichen begonnen. Experten sagen, dass an der Mündung des Flusses viel früher ein Netz hätte angebracht werden müssen. «Sie haben das Offensichtliche nicht getan, nämlich ein Schutznetz anzubringen», sagte Bürgermeister Beos an staatliche Stellen gerichtet. Zu seiner eigenen Rolle äusserte er sich nicht.
Die Staatsanwaltschaft des Obersten Gerichtshofs hat eine dringende Untersuchung des Vorfalls angeordnet. Es müsse geklärt werden, wer die strafrechtliche Verantwortung für die Situation trage. Dabei gehe es nicht nur um die letzten Tage, sondern auch um mutmassliche Versäumnisse der letzten Monate. Auch der Handelsverband von Volos reichte Klage ein.
Besonders für Restaurantbesitzer und Hoteliers ist die Situation schwierig. Betreiber der normalerweise gutbesuchten Fischrestaurants schilderten in den Medien, dass die Gäste ausbleiben. Laut der Handelskammer von Volos sind die Handelsaktivitäten entlang der Strandpromenade von Volos in den letzten Tagen um 80 Prozent eingebrochen. In einer Mitteilung der Kammer heisst es: «Ein starker Gestank entlang der Strandpromenade ist sowohl für die Bewohner als auch für die Besucher abstossend . . . ein schwerer Schlag für den Tourismus in Volos.»