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Nicolas Stemann wird Intendant in Bochum
ubs. Wie der Verwaltungsrat des Schauspielhauses Bochum in einer Pressemitteilung mitteilt, wird Nicolas Stemann zum neuen Intendanten des Bochumer Schauspielhauses berufen. Stemann war zuletzt in Zürich tätig, von der Saison 2019/20 bis 2023/24 als Co-Intendant am Zürcher Schauspielhaus. 2027/28 wird er seine Arbeit in Bochum aufnehmen. Bis dahin wird der jetzige Intendant Johan Simons das Theater leiten.
Nicolas Stemann studierte Regie unter anderem am Max-Reinhardt-Seminar in Wien und ist seit 1995 als Regisseur tätig. Er hat an allen bedeutenden deutschsprachigen Theatern inszeniert, zum Beispiel am Thalia-Theater, am Deutschen Theater Berlin und bei den Salzburger Festspielen. Darüber hinaus war er von 2004 bis 2007 Hausregisseur am Burgtheater Wien und von 2015 bis 2019 an den Münchner Kammerspielen.
Nicolas Stemann hat sich erfreut über die neue Herausforderung geäussert. Das Schauspielhaus Bochum stehe für eine Tradition grosser künstlerischer Experimente. Er sei gespannt darauf, «die Setzungen, die wir in Zürich gemacht haben, an einem Ort weiterentwickeln zu können, der sich derart mit seinem Theater identifiziert». Es gehe um ein Theater, das strahlen und pulsieren solle. «Hierfür scheinen mir Bochum und sein Schauspielhaus der ideale Rahmen.»
Eine Serie um eine jüdische Familie war der grosse Gewinner beim Deutschen Fernsehpreis
(dpa) Beim Deutschen Fernsehpreis in Köln setzte sich vor allem die ARD-Produktion «Die Zweiflers» in mehreren wichtigen Kategorien durch. Darsteller Aaron Altaras wurde als bester Schauspieler geehrt, Darstellerin Sunnyi Melles als beste Schauspielerin. Die ganze Produktion wurde zur besten Drama-Serie gekürt. Die Macher verrieten noch auf der Bühne, dass sie bereits an einer Fortsetzung schreiben.
Die tragisch-humoristische Miniserie dreht sich um eine jüdische Familie mit Feinkostladen und -restaurant in Frankfurt. Neben Deutsch wird dabei beispielsweise auch Jiddisch und Englisch gesprochen. Im April gewann die Produktion beim Internationalen Serien-Festival in Cannes bereits den Preis als «Beste Serie» des Jahres.
Die Moderatoren Klaas Heufer-Umlauf und Joko Winterscheidt wurden für das Format «24 Stunden mit Joko & Klaas» ausgezeichnet. Dabei hatte das Duo einen ganzen Tag lang das Programm von ProSieben übernommen. Unter anderem zeigten sie eine neue Primetime-Show, aber auch eine Herde von Antilopen an einem Wasserloch in der Wüste Namibias.
Bestes Reality-Format in der Unterhaltung wurde «Die Verräter – Vertraue Niemandem!» (RTL), beste Comedy-Show «Bosetti Late Night» (3sat/ZDF). Als beste Unterhaltungsshow setzte sich die ZDF-Produktion «Lass dich überwachen!» mit Moderator Jan Böhmermann durch.
Als beste Dokumentation wurde «Hamas-Angriff aufs Festival – Die Überlebenden des Wüsten-Raves» (Arte/ZDF) ausgezeichnet, als beste Informationssendung der Talk «Maischberger» (ARD/WDR). Für die beste Einzelleistung bei der Moderation von Informationssendungen würdigten die Juroren Steffen Schwarzkopf (WELT TV). Beste Doku-Serie wurde «Einzeltäter» (ZDF). Der Förderpreis ging in diesem Jahr an Sophie von der Tann für ihre Berichterstattung über den Israel-Gaza-Krieg (ARD). Einen Preis für MagentaTV holte die Sportberichterstatter der «FIBA Basketball-WM 2023». Den Preis für das Lebenswerk erhielt die Schauspielerin Mario Adorf.
Der Fernsehpreis wird getragen von ARD, RTL, Sat.1, ZDF und der Deutschen Telekom und seit 1999 verliehen. Die Streaming-Anbieter Disney+, Netflix und Prime Video wirken als Partner mit. In diesem Jahr hat der WDR stellvertretend für die ARD die Federführung übernommen.
Oscar-Verleihung 2025: «Reinas» geht für die Schweiz ins Rennen
(sda) Der Film «Reinas» von der Regisseurin Klaudia Reynicke zieht für die Schweiz ins Rennen um den Oscar in der internationalen Kategorie. Das Bundesamt für Kultur (BAK) hat am Mittwoch (25. 9.) mitgeteilt, das Coming-of-Drama werde die Schweiz in der Kategorie «bester internationale Film» vertreten.
Der Film der schweizerisch-peruanischen Filmemacherin Reynicke ist eine autobiografisch inspirierte Geschichte um eine Mutter, die mit ihren beiden Töchtern von Lima in die USA ziehen will. Grund dafür sind die Wirtschaftskrise, massive politische Unruhen und mangelnde Aussichten auf ein besseres Leben im Peru der 1990er Jahre. «Reinas» sei «eine zarte und subtil erzählte Geschichte einer Schweizer Regisseurin, die bereits bewiesen hat, dass sie die Herzen eines weltweiten Publikums berühren kann», schrieb das BAK zur Begründung.
«Reinas» hat sich in der Vorwahl gegen «Le procès du chien» von Laetitia Dosch durchgesetzt. Am 17. Dezember wird in Hollywood bekannt, ob das Werk in die Shortlist der für einen Oscar nominierbaren Filme aufgenommen wird.
Sean Combs und Sam Bankman-Fried sitzen offenbar im gleichen Gefängnis
lia. Der US-Rapper Sean Combs alias Puff Daddy oder P. Diddy und FTX-Gründer Sam Bankman-Fried sitzen laut Informationen der «New York Times» in der gleichen Abteilung in einem amerikanischen Gefängnis in Brooklyn. Die beiden seien sogar im gleichen Schlafsaal untergebracht, sagte eine mit den Wohnverhältnissen vertraute Quelle zur Zeitung am Dienstag (24. 9.).
Sean Combs ist seit einer Woche im Metropolitan Detention Center in Brooklyn, nachdem er wegen mutmasslicher Erpressung und Menschenhandels für Sex angeklagt worden war. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm vor, über Jahrzehnte Frauen missbraucht, bedroht und genötigt zu haben, seine sexuellen Wünsche zu erfüllen. Combs streitet dies ab. Seine Anwälte scheiterten mit ihrem Antrag, Combs gegen Zahlung einer Millionen-Kaution aus dem Gefängnis zu holen. Es liegen zudem verschiedene Zivilklagen gegen Combs wegen Vergewaltigung und Missbrauchs vor.
FTX-Gründer Sam Bankman-Fried wurde hingegen bereits vergangenes Jahr in Brooklyn untergebracht, nachdem seine Kaution aufgrund von Regelverstössen widerrufen worden war. Er muss eine 25-jährige Haftstrafe wegen Betrugs absitzen, hat gegen das Urteil jedoch Berufung eingelegt.
Der Veganer Bankman-Fried hat sich öffentlich über die Qualität des Essens in der Haftanstalt beschwert und angegeben, sich nur von Brot, Wasser und Erdnussbutter zu ernähren. Bankman-Fried lehnte jedoch eine Verlegung in seinen Heimatstaat Kalifornien ab. Laut Angaben der «New York Times» sind oder waren in der Abteilung auch andere öffentlich bekannte Häftlinge untergebracht, etwa der ehemalige Präsident von Honduras und Mexikos ehemaliger Minister für öffentliche Sicherheit.
Schriftsteller David Grossman erhält Marion-Dönhoff-Preis
(dpa) Der israelische Schriftsteller David Grossman erhält in diesem Jahr den Marion-Dönhoff-Preis für internationale Verständigung und Versöhnung. Grossman werde für seinen unermüdlichen Einsatz im Nahostkonflikt für die Versöhnung zwischen Israelis und Palästinensern mit dem Hauptpreis ausgezeichnet.
«Inmitten von Krieg, Terrorismus und völliger Zerstörung ist David Grossman eine Stimme der Vernunft. Obwohl Fundamentalismus und Radikalismus auf beiden Seiten, in Israel und unter den Palästinensern, zunehmen, hat er das Streben nach Dialog nicht aufgegeben», urteilte die Jury. Die Auszeichnung ist mit 20 000 Euro dotiert.
David Grossman wurde 1954 in Jerusalem geboren und gehört zu den bedeutendsten Schriftstellern der israelischen Gegenwartsliteratur. Im Hanser Verlag sind unter anderem «Diesen Krieg kann keiner gewinnen» (2003), «Eine Frau flieht vor einer Nachricht» (Roman, 2009) und «Kommt ein Pferd in die Bar» (Roman, 2016) erschienen.
Der Marion-Dönhoff-Preis wird seit 2003 alljährlich von der Wochenzeitung «Die Zeit», der Zeit-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius und der Marion Dönhoff Stiftung vergeben. Die Preise werden am 8. Dezember im Deutschen Schauspielhaus verliehen.
Der Komponist und Saxofonist Benny Golson ist tot
cov. Der Komponist und Saxofonist Benny Golson ist am vergangenen Samstag gestorben. Das berichtet die «Washington Post» am Montag (23. 9.) unter Berufung auf dessen Tochter Brielle. Golson galt als herausragender Tenorsaxophonist und Komponist. Er schrieb Jazzstandards wie «I Remember Clifford», «Along Came Betty» oder «Whisper Not». Er starb 95-jährig in seinem Haus in Manhattan.
Golsons Karriere war von seinem Jugendfreund John Coltrane geprägt und dauerte während sieben Jahrzehnten. Er bestach durch Anmut, Wärme und technischer Virtuosität.
Zusammen mit dem Trompeter Art Farmer gründete er 1959 das Jazztet, eine der bedeutendsten Hard-Bop-Jazzgruppen. Ein Jahr davor war er auf einem berühmten Foto von Art Kane zu sehen. Die Aufnahme «A Great Day in Harlem» vereinigte 57 Musiker. Über das Bild wurde ein Dokumentarfilm gedreht, der 1994 für den Oscar nominiert wurde.
Studenten-Oscar: Deutscher Regisseur gewinnt begehrten Preis
(dpa) Der deutsche Regisseur Jens Kevin Georg (30) ist einer der Gewinner bei den diesjährigen Studenten-Oscars. Der Absolvent der Filmuniversität Babelsberg Konrad Wolf in Potsdam, der in der Nähe von Gummersbach (Nordrhein-Westfalen) lebt, holte den begehrten Preis mit seinem Kurzfilm «Kruste».
Die Oscar-Akademie in Los Angeles gab die Preisträger der 51. Auflage des Studenten-Wettbewerbs am Dienstag bekannt. Ausgezeichnet wurden zwölf Filme von Nachwuchsregisseuren. In diesem Jahr waren 2683 Beiträge von über 700 Studieneinrichtungen aus aller Welt eingegangen. Die Trophäen für die Gewinner-Kurzfilme in insgesamt vier Kategorien werden am 14. Oktober in London verliehen. «Das ist absolut wahnsinnig», sagte Georg im dpa-Interview über den Preis. Er wolle mit seinem «supertollen» Produktionsteam, den Schauspielern und auch seinen Eltern zu der Verleihung reisen.
Der Regisseur und Drehbuchautor erzählt in dem knapp halbstündigen Kurzfilm eine Geschichte ums Erwachsenwerden, um Identität und Zugehörigkeit. Ein zwölfjähriger Junge namens Fabi steht vor der Herausforderung, als vollwertiges Familienmitglied akzeptiert zu werden. Dazu muss er eine erste, grosse Wunde präsentieren, die zu einer Narbe verkrustet.
Ein persönliches Erlebnis, als er sich mit 13 Jahren beim Schlittschuhlaufen mit Freunden eine Verletzung am Schienbein zuzog und – «ohne zu Weinen» – eine Narbe davontrug, sei ein Anstoss gewesen, sich mit gesellschaftlichen Normen auseinanderzusetzen, erzählte Georg. Makaber und humorig setzte er das in «Kruste» um, wenn der sensible, verträumte Fabi (Philip Kapell) und die mutige, jüngere Schwester Bea (Luise Landau) auf dem Hof des Opas (Heinz Wanitschek) von ihrem vernarbten Vater (Sven Hönig) zu Verletzungen angefeuert werden – «denn Narben machen stark».
Innerhalb von 13 Tagen wurde der Film gedreht, auch auf einer alten Achterbahn in Polen, die das Team als Schauplatz ausfindig gemacht hatte. «Kruste», inspiriert von Franz Kafkas berühmter Erzählung «Die Verwandlung», ist für Georg eine «Aussenseiter-Geschichte». Als Kind mit Migrationshintergrund (seine deutschstämmigen Eltern wanderten aus Rumänien ein) habe er dazu einen besonderen Bezug gehabt.
«Harry Potter und der Gefangene von Askaban» habe seine Liebe zum Film geweckt, erzählt Georg mit einem Augenzwinkern. Er sei als Teenager in die Hauptdarstellerin Emma Watson verliebt gewesen und habe über das Making-of des Films auf DVD viel gelernt.
«Kruste» hatte es Mitte August unter die sieben Finalisten in der Kurzfilm-Sparte «Narrative» (Erzählung) geschafft – nun gibt es neben dem deutschen Preisträger in dieser Kategorie noch zwei weitere Gewinnerfilme: «The Compatriot» von zwei Regisseuren aus Tschechien und «Neither Donkey nor Horse» von einem Filmabsolventen der US-Universität Southern California.
Mit den Trophäen ehrt die Akademie seit 1972 Auslands-Regisseure und junge Talente von Filmhochschulen in den USA. Der Studenten-Oscar hat sich als potenzielles Sprungbrett für eine Hollywood-Karriere erwiesen. Zu den früheren Preisträgern zählen spätere Starregisseure wie John Lasseter («Toy Story»), Spike Lee («Malcolm X»), Robert Zemeckis («Zurück in die Zukunft») und Cary Fukunaga («Keine Zeit zu sterben»).