Der Londoner Energiebranchen-Spezialist ist beim deutschen Versorger investiert, wie The Market in Erfahrung gebracht hat. Co-Gründer Zach Mecelis unterstützt das Management, hat aber «Meinungsverschiedenheiten in taktischen Fragen»: Die Investitionen seien zu hoch, Aktienrückkäufe wären sinnvoll, sagt er.
In den vergangenen fünf Handelstagen bis Donnerstag war die Aktie des Versorgers RWE der drittstärkste Titel im Dax mit einem Plus von mehr als 6%. Am Mittwoch hatte der Branchendienst «PeakLoad» berichtet, RWE habe dem Vernehmen nach das Interesse eines aktivistischen Investors auf sich gezogen. Am Donnerstag griffen die Analysten der Grossbank UBS um Wanda Serwinowska den Bericht in einer Studie mit dem Titel «Thoughts on activist headlines» auf. Der Name des Investors war bislang nicht bekannt.
Nach Informationen von The Market handelt es sich um Covalis Capital. Der Londoner Hedgefonds hat sich in jüngster Zeit intensiv mit RWE befasst. Dies sagen drei Branchenkenner unabhängig voneinander. Covalis Capital ist auf die Energiebranche fokussiert.
«Wir sehen Value und mögen die Assets»
The Market hat daraufhin Zach Mecelis kontaktiert, den Co-Gründer von Covalis Capital. «Wir investieren seit Jahren bei RWE, die Grösse unserer Position hat sich dabei gewandelt», sagt Mecelis. Die derzeitige Grösse der Position wollte er nicht nennen. Das Engagement von Covalis Capital war bislang nicht öffentlich bekannt. Eine Sprecherin von RWE wollte die Information am Donnerstagabend nicht bestätigen.
«RWE wird von Investoren zutiefst missverstanden und ist unbeliebt», sagt Mecelis. «Wir sehen Value und mögen die Assets.»
Mecelis verwahrt sich gegen das in dem oben genannten Bericht ohne Nennung von Covalis verwendete Etikett. «Wir sind kein aktivistischer Investor», sagt er. Covalis habe nie einen Brief mit Forderungen an RWE geschickt, wie dies aktivistische Investoren häufig täten.
«Ein paar Meinungsverschiedenheiten in taktischen Fragen»
«Wir haben das Management mehrmals getroffen über die Jahre, so wie andere institutionelle Investoren auch», sagt Mecelis. Das Management um CEO Markus Krebber habe die richtigen Fähigkeiten. Covalis stimme bei den meisten Punkten mit dem Management überein.
«Wir haben ein paar Meinungsverschiedenheiten in taktischen Fragen, die wir mit ihnen diskutieren», sagt Mecelis. «Diese Probleme sind komplex, und Investoren müssen dem Management Zeit geben.»
Änderungen befürwortet Covalis bei der Kapitalallokation, unter anderem zählt dazu eine Senkung der Investitionen. «Der CapEx ist zu gross», sagt Mecelis. Stattdessen wünscht der Hedgefonds Aktienrückkäufe. «Viele Investoren würden gern Aktienrückkäufe von RWE sehen, wir eingeschlossen», so Mecelis. Die Aktie von RWE sei «extrem billig».
Bei den Aktienrückkäufen halten Branchenkenner baldige Zugeständnisse von RWE an die Investoren für möglich. Möglicherweise werde der Versorger demnächst ein Aktienrückkaufprogramm ankündigen, sagen zwei Personen im Gespräch mit The Market, die sich mit dem Unternehmen gut auskennen.
Keine rasche Abtrennung des Kohlegeschäfts
Covalis Capital erwartet nicht, dass sich RWE bald vom Kohlegeschäft trennt. Es verursacht hohe CO2-Emissionen und verschlechtert das Nachhaltigkeitsrating des Unternehmens, weshalb viele an ESG-Kriterien gebundene Grossanleger nicht in RWE investieren. Dies gilt als ein Grund für die niedrige Bewertung der Aktie.
«Es ist nicht die Sache der Investoren, über den Umgang mit den Kohle-Assets zu entscheiden, sondern die Sache des Managements», sagt Mecelis. «Die Situation ist komplex, da sind auch die Gewerkschaften und die Politik involviert. Das wird dauern.»
Covalis Capital wird von Mecelis und Co-Gründer Peter Murphy geführt. Der Hedgefonds ist als Investor beim teils staatlich kontrollierten italienischen Versorger Enel bekannt. Zusammen mit dem norwegischen Staatsfonds hatte sich der Hedgefonds 2023 bei Enel für einen Gegenkandidaten als CEO starkgemacht, wogen Italiens Regierungschefin Giorgia Meloni den 76-jährigen Paolo Scaroni als Konzernchef vorschlagen hatte. In Deutschland ist Covalis über die Tochtergesellschaft Nature Infrastructure Capital auch beim Traunsteiner Fotovoltaik-Entwickler Maxsolar investiert.