Werden die Kreativchefposten bei Chanel, Margiela, Dior und Jil Sander demnächst neu besetzt? Laut der Modeplattform «1 Granary» gelten Männer wie Simon Porte Jacquemus, Jonathan Anderson, Glenn Martens und Daniel Lee als heisse Anwärter.
Im Olymp der internationalen Modeszene brodelt es derzeit heftigst. Gerade ist die Fashion Week im Gange, die am 23. September startete und noch bis morgen Dienstag, 1. Oktober, läuft. Mit Balenciaga am Montagabend und Chanel, Miu Miu und Louis Vuitton am Dienstag stehen noch einige Highlights bevor. Aber auch abseits der grossen Schauplätze bleibt es spannend: So manches Gerücht macht derzeit die Runde durch die Strassen von Paris. Schliesslich trifft sich an den täglichen Modeschauen und Präsentationen das Modevolk, bestehend aus Insidern wie Angestellten und Freunden der Modehäuser, Einkäufern, Journalistinnen, Stylisten, Beraterinnen und Influencern. Dass man dabei nicht nur über die präsentierte Mode spricht, sondern sich auch über Klatsch und Tratsch austauscht, liegt in der Natur der Branche.
Wer geht neu wohin?
Ein Instagram-Post fasst die derzeit heissesten Gerüchte in einem illustrierten Diagramm mit dem Titel «Paris Gossip» zusammen. Darauf zu sehen sind Teetassen, Symbol für die englische, umgangssprachliche Redewendung «Spill the tea», was so viel heisst wie «Erzähl den Klatsch». Der Post stammt von «1 Granary», einem 2011 von Olya Kuryshchuk gegründeten Blog mit Printausgabe. Ihre Ursprünge hat die Plattform am Londoner Central Saint Martins, und mittlerweile hat sie sich zu einer international anerkannten, gut vernetzten Quelle für junge Modetalente und Branchen-News etabliert.
Was also wird derzeit diskutiert? Laut Gossip-Übersicht von «1 Granary» soll der jetzige Burberry-Kreativchef Daniel Lee (ehemals Bottega Veneta) für Jil Sander im Gespräch sein für den gegenwärtigen Posten der Co-Kreativleiter Lucie und Luke Meier. Es wird zudem gemunkelt, dass Jonathan Anderson, Kreativchef der Eigenmarke JW Anderson und der LVMH-Marke Loewe, demnächst zu Dior gehen könnte – sowohl der Posten des Männerkreativchefs Kim Jones, 51, der auch die Fendi-Frauenkollektionen verantwortet, wie auch jener von Maria Grazia Chiuri, 60, langjähriger Kreativchefin der Frauenkollektionen, stünden damit auf dem Spiel.
In der Modebranche ein offenes Geheimnis ist, dass John Galliano nicht mehr lange als Kreativchef bei Maison Margiela bleiben wird. Glenn Martens, der nicht nur die Diesel-Kollektionen entwirft, verkündete kürzlich, dass er die Marke Y/Project nach elf Jahren verlässt. Als Kreativkopf hat er das Label in den vergangenen Jahren massgeblich geprägt. Wird er Gallianos Nachfolger?
Währenddessen wird der Jacquemus-Modeschöpfer Simon Porte Jacquemus, 34, angeblich als Kandidat für den Chefdesignerposten bei Chanel gehandelt. Virginie Viard, 62, hat den Posten im vergangenen Juni abgegeben. Lange galt zwar Hedi Slimane als Kronprinz – er ist ebenfalls Franzose, war einst eng mit Karl Lagerfeld verbandelt und hat eine grosse Anhängerschaft und einen unverkennbaren Stil. Aber könnte er mit 56 Jahren vielleicht gar zu alt sein? Laut der Grafik von «1 Granary» jedenfalls lässt sich die Tendenz ablesen, dass Männer unter 45 momentan gefragter sind.
Dieser Theorie kann man die Tatsache entgegensetzen, dass mit der Ernennung von Sarah Burton als neue Kreativdirektorin bei Givenchy und dem frischgebackenen Valentino-Chefdesigner Alessandro Michele, 51, zwei gestandene Modekaliber Anfang fünfzig weiterhin hoch im Kurs sind. Man sieht also, es wird in Paris gerade fleissig geredet. Beschlossen aber ist noch nichts, zumindest noch nicht offiziell.