In seinem Podcast erzählt der ZDF-Fernsehmoderator eine brisante Geschichte über einen AfD-Politiker. Dieser will nun nun rechtliche Schritte einleiten.
Ist Jan Böhmermann zu weit gegangen? In seinem Spotify-Podcast «Fest und Flauschig» las der ZDF-Moderator Anfang Oktober eine Leserzuschrift vor. Darin schilderte ein Zuhörer eine «heisse Geschichte vom Oktoberfest» im sogenannten Käferzelt des Feinkosthändlers Michael Käfer, wie Böhmermann verriet.
Böhmermann ordnete die Zuschrift als «antifaschistischen Widerstand» ein. Es ginge dabei um den «Oberfaschisten der AfD», namentlich den Europaabgeordneten Maximilian Krah.
Dem AfD-Politiker wird vorgeworfen, am 28. September beim Münchner Oktoberfest «200 Flaschen Champagner» bestellt zu haben, um «das ganze Zelt» einzuladen. Ein «Bekannter» des Zuhörers soll sich der Zuschrift zufolge an den Organisator Michael Käfer gewandt haben. Dieser habe dann «sehr schnell» reagiert, die Bestellung storniert und als Reaktion «Love und -Peace-Musik» abgespielt.
Hat Böhmermann über Krah gelogen?
Es habe dann «laute Buh-Rufe» und «massenweise Stinkefinger gegen Maximilian Krah» und seinen Tisch beim Oktoberfest mit «Typen aus der Unterwelt» gegeben. Der «Krah-Tisch» wiederum begann, so liest Böhmermann vor, den Bekannten und seinen Tisch «zu filmen und einzuschüchtern».
«Das Gefühl des Moments ist so erhebend, dass es sich lohnt, auf Handyvideos des Spackens zu verzichten», zitiert Böhmermann aus der Zuschrift und klingt euphorisiert. Zweifel sind ihm bei dieser Formulierung offenbar nicht gekommen. «Seid wachsam, fuck AfD», liest der Fernsehunterhalter vor. «Was für eine tolle Geschichte vom Oktoberfest», hält Böhmermann fest.
Seit 2016 tritt Böhmermann gemeinsam mit dem Musiker Olli Schulz als Gastgeber des Podcasts «Fest und Flauschig» auf. Wöchentlich diskutieren der ZDF-Moderator und der Künstler dort politische und gesellschaftliche Themen. Es ist keine Seltenheit, dass Böhmermann oder Schulz Zuschriften vorlesen und dann diskutieren.
Krah fordert Gegendarstellung von Böhmermann
Der 47-jährige Krah, den die «Bild»-Zeitung wegen seiner Schaumwein-Vorliebe einst «Schampus-Max» taufte, sah sich nach verschiedenen Skandalen befohlen, vom Europawahlkampf der AfD zurücktreten. Der Darstellung von Böhmermann widerspricht er jedoch vehement.
Denn laut dem betroffenen AfD-Politiker hat das Ganze so nie stattgefunden. Er geht nun juristisch gegen den ZDF-Mitarbeiter vor. In einem der NZZ vorliegenden Schreiben stellt Krah fest, dass er überhaupt noch nie 200 Flaschen Champagner bestellt habe. Er fordert von Böhmermann eine Gegendarstellung der im Podcast getätigten Behauptung.
In einem Video sagte Krah:« Lustige Story, leider komplett falsch». Der Europaabgeordnete sei zwar tatsächlich im Käferzelt gewesen, der Besuch sei jedoch «unspektakulär» verlaufen. Der Politiker verwies ausserdem auf seine Privatsphäre, die durch die Geschichte missachtet worden sei.
Böhmermann hält zwar an der Darstellung fest, allerdings wurde die Podcast-Folge bereits mehrfach aktualisiert. Schon vor der Abmahnung bekräftigte Böhmermann: «Der rechtsextreme Politiker Maximilian K. war am fraglichen Wochenende auf dem Oktoberfest.» Laut Böhmermann habe er dort mit dem «rechtsextremen Politiker», dem früheren österreichischen Vizekanzler Heinz-Christian Strache, gefeiert.
Böhmermann-Geschichte «erstunken und erlogen»
Der anonyme Verfasser habe sich, so Böhmermann, nach der Ausstrahlung erneut bei der «Faktencheck-Redaktion» gemeldet und halte weiterhin an seiner Version der Geschichte fest.
Die anonyme Quelle habe laut Böhmermann nochmals betont, dass «eine sehr grosse Champagner-Bestellung» aus der Box von Krah aufgegeben worden sei und andere Gäste auf das Getränk eingeladen werden sollten. Inzwischen sei der Tippgeber allerdings nicht mehr sicher, um wie viele Flaschen es sich genau gehandelt habe.
Ein Sprecher Krahs sagte der NZZ, dass Böhmermann eine «Räuberpistole», also eine haarsträubende Geschichte, ungeprüft übernommen und damit seine journalistische Sorgfaltspflicht verletzt habe. Die Geschichte sei von vorne bis hinten «erstunken und erlogen», so das Büro von Krah.
Auch Käfer hat die Darstellung Böhmermanns dementiert: «Wir hatten an dem Abend einen Gast, der mehrere Flaschen Champagner bestellt hat.» Der habe aber nichts mit Krah zu tun gehabt, sagte eine Sprecherin des Gastronoms Käfer dem «Stern»-Magazin. Böhmermann kündigte in seinem Podcast an, er werde seine Zuhörer über aktuelle Entwicklungen informieren.