Bei arktischen Temperaturen strömten Donald Trumps Anhänger im konservativen Iowa zur Vorwahl: Er gewinnt mit grossem Vorsprung. Derweil belegt Ron DeSantis knapp vor Nikki Haley den zweiten Platz. Auch dies hilft Trump.
Donald Trump zeigt seinen Mitbewerbern im Rennen um das Weisse Haus gleich zu Beginn ihre Grenzen auf. Er gewann am Montag die erste Vorwahl im konservativen Gliedstaat Iowa mit 51 Prozent der Stimmen. Seine Verfolger erlitten klare Niederlagen. Floridas Gouverneur Ron DeSantis übertraf mit 21 Prozent die Erwartungen aufgrund der Umfragen. South Carolinas ehemalige Gouverneurin Nikki Haley lag mit 19 Prozent leicht unter den Prognosen. Der Unternehmer Vivek Ramaswamy bekam derweil knapp 8 Prozent der Stimmen.
Iowa selbst ist nur ein kleiner Gliedstaat im Mittleren Westen. Hier sind für die Präsidentschaftsbewerber lediglich 40 Delegiertenstimmen zu gewinnen, die im Verhältnis zum Wahlergebnis auf die Kandidaten verteilt werden. Für die Nomination benötigt ein Kandidat 1215 Stimmen. Trotzdem ist Iowa ein erster Gradmesser und ein möglicher Trendsetter für die Vorwahlen in den weiteren Gliedstaaten.
Ramaswamy stellt sich hinter Trump
In seiner Siegesrede am Montagabend forderte Trump seine Mitbewerber deshalb bereits dazu auf, sich von den Vorwahlen zu verabschieden. Er bedankte sich bei «Ron und Nikki» für eine gute Zeit. Aber jetzt müsse das ganze Land zusammenfinden, meinte der ehemalige Präsident. Der einzige Konkurrent, der seine Worte erhörte, war Ramaswamy. Der kontroverse Unternehmer mit indischen Wurzeln beendete am Montag kurz vor Mitternacht seine Kampagne und erklärte seine Unterstützung für Trump. Da Ramaswamy sich bisher als leidenschaftlicher Bewunderer des ehemaligen Präsidenten präsentierte, dürften seine Anhänger nun ebenfalls überwiegend Trump ihre Stimme geben.
Beobachter gingen davon aus, dass die arktischen Temperaturen in Iowa mit bis zu minus 20 Grad am Montag die Wahl beeinflussen könnten. Tatsächlich war die Beteiligung mit rund 115 000 Stimmbürgern die tiefste seit über zwanzig Jahren. Aber auch dies schadete Trump nicht. Eine Umfrage in Iowa zeigte, dass knapp 90 Prozent seiner Wähler hoch motiviert waren. Bei DeSantis waren dies 60 Prozent und bei Haley lediglich 40 Prozent. Das könnte erklären, warum Haley unter den Erwartungen blieb. Einige ihrer möglichen Wähler blieben womöglich aufgrund der Kälte zu Hause.
Die Mobilisierung am Wahltag ist in Iowa der Schlüssel zum Erfolg. Die Stimmbürger in dem konservativen Gliedstaat wählen ihren bevorzugten Präsidentschaftskandidaten am Abend in Parteiversammlungen – sogenannten Caucuses. Wer also am Montag mitbestimmen wollte, musste persönlich erscheinen.
DeSantis macht weiter – trotz schlechten Aussichten
Weil er die Erwartungen mit Platz zwei übertraf, will DeSantis vorerst im Rennen bleiben. Er feierte seinen abgeschlagenen zweiten Platz am Montagabend fast wie einen Sieg. «Sie haben uns mit fast allem beschmissen ausser dem Spülbecken», so zog Floridas Gouverneur über seine Kritiker her. Alle seien gegen ihn gewesen, aber nun habe seine Kampagne das Ticket für die Weiterfahrt von Iowa gelöst.
Allerdings sind seine Perspektiven nicht rosig. Floridas Gouverneur hat sehr viel in Iowa investiert und wollte hier eigentlich gewinnen. DeSantis vertritt in gesellschaftspolitischen Fragen wie etwa beim Recht auf Abtreibung eine restriktive Position. Damit hoffte er, die vielen evangelikalen Christen in dem ländlichen Gliedstaat im Mittleren Westen für sich zu gewinnen. Um die Basis von sich zu überzeugen, besuchte er alle 99 Wahlbezirke in Iowa und verdiente sich auch die Unterstützung der amtierenden Gouverneurin Kim Reynolds. Trotzdem lag er am Ende nur knapp vor Haley, die gerade in der Abtreibungsfrage moderater auftritt.
DeSantis spricht mit seinem Programm praktisch dieselbe Wählergruppe an wie Trump. Eine Vorwahl-Befragung des Fernsehsenders CNN zeigte jedoch, wie sehr die Caucus-Besucher am Montag zum ehemaligen Präsidenten halten. Zwei Drittel von ihnen waren überzeugt, dass Joe Biden die Wahl 2020 nicht rechtmässig gewonnen hat. Von dieser Wählergruppe stimmten 69 Prozent für Trump. Für die grosse Mehrheit der Wähler waren zudem die Zuwanderung und die Wirtschaft die drängendsten Themen. Und wer sich darüber Sorgen machte, wählte überwiegend Trump.
Für Haley ist der dritte Platz in Iowa eine Enttäuschung. Aber dies liess sie sich am Montagabend nicht anmerken. Mit Blick auf ihre guten Umfrageresultate für die Vorwahl am 23. Januar in New Hampshire erklärte sie das Rennen um die republikanische Nomination am Montagabend trotzdem bereits zu einem Zweikampf zwischen ihr und Trump. Die grosse Mehrheit der Amerikaner wolle keine Neuauflage des Duells zwischen Donald Trump und Joe Biden, meinte die 51-Jährige in ihrer Rede. Die beiden Männer hätten mehr gemeinsam, als ihnen lieb sei. «Beide sind ungefähr achtzig Jahre alt und von der Vergangenheit aufgezehrt.» Sie aber sei die letzte, beste Hoffnung für die Wähler, um einen «Trump-Biden-Albtraum» zu verhindern.
In New Hampshire, einem gemässigten Gliedstaat an der Ostküste, liegt Haley in den Umfragen nur noch 7 Prozentpunkte hinter Trump. Schafft sie dort eine Überraschung, könnte sich vielleicht eine neue Dynamik im Rennen um das Weisse Haus entwickeln. Weil DeSantis nun allerdings im Rennen bleibt, erhält Haleys bisheriges Momentum einen Dämpfer.
Vorderhand deutet deshalb fast alles darauf hin, dass die Republikaner erneut Trump zu ihrem Präsidentschaftskandidaten machen werden.