Eine Verkostung vor zwanzig Jahren hat die chilenischen Weine ins Scheinwerferlicht katapultiert. Der Cabernet Sauvignon 2000 von Viñedo Chadwick hat die Bordeaux-Grössen geschlagen. Seither ist der Wein Kult, und er ist massiv teurer geworden. Jetzt hat der 2021er das Maximum von 100 Punkten erhalten.
Vor zwanzig Jahren bekam ich wie andere Weinjournalisten eine Einladung nach Berlin. Absender war Eduardo Chadwick, chilenischer Winzer und Besitzer des Guts Errazuriz. Er wollte wissen, wie gut seine Premiumweine, vornehmlich aus Cabernet Sauvignon gekeltert, gegenüber französischen und italienischen Ikonen wie Château Lafite-Rothschild aus dem Bordeaux oder Solaia von Antinori aus der Toskana in einer Blind-Degustation abschneiden würden.
Nun, das Resultat war eine Überraschung und ein Meilenstein für chilenische Weine: Der Cabernet Sauvignon 2000 von Viñedo Chadwick siegte in der Probe. Diese ging als «Berlin Tasting» in die Weingeschichte ein.
Ein Haus mit Premiumweinen
Am 1. Oktober 2024 kam Chadwick nach Zürich, um den zwanzigsten Geburtstag mit einer Vertikal-Verkostung seiner Topgewächse gebührend zu feiern. Darunter mit vier Jahrgängen des besagten Cabernet Sauvignon aus dem Maipo Valley. Der 2000er zeigte sich immer noch in sehr guter Form, gereift, mittelschwer, elegant, komplex, relativ lang. Ich bin aber nicht sicher, ob er die gleiche Degustation wie vor zwanzig Jahren wieder gewinnen würde.
Der im Barrique und im Holzfuder ausgebaute Wein hat jedoch mit dem grandiosen Jahrgang 2021, der von feinen, reifen Tanninen, toller Säure, Kraft, Tiefgründigkeit und Länge geprägt ist, einen würdigen Nachfolger gefunden. Zahlreiche Kritiker bewerten ihn mit dem Maximum von 100 Punkten. Die vielen Lobeshymnen haben dazu geführt, dass sich der Preis in den letzten zwanzig Jahren beinahe verdreifacht hat.
Zudem wurden der 2014er (noch jugendlich, schönes Bouquet von dunklen Früchten, Gewürzen und Schokolade, kraftvoll im Gaumen, tiefgründig und lang) sowie der neueste Jahrgang 2022 (vielschichtig in der Nase, vollmundig, präsente, reife Tannine, elegante Struktur, gute Länge) gezeigt.
Neben dem Cabernet Sauvignon von Viñedo Chadwick gibt es mit dem Seña einen zweiten Premiumwein aus dem gleichen Hause. Es handelt sich dabei um ein Joint Venture, das Chadwick 1995 mit dem kalifornischen Weinpionier Robert Mondavi eingegangen war. Seña besteht ebenfalls vorwiegend aus Cabernet Sauvignon, ergänzt mit Carménère und je nach Jahrgang mit kleinen Teilen von Malbec, Merlot, Petit Verdot und Cabernet Franc. Der 2001er belegte am besagten Berlin Tasting den zweiten Platz. In Zürich wurde etwa der 1998er präsentiert. Der Wein zeigte zwar fortgeschrittene Reifetöne, ist aber weiterhin in einer guten Verfassung. Und beweist, dass auch chilenische Weine über ein exzellentes Alterungspotenzial verfügen.
Noch jugendlich ist der sehr gut gelungene Seña 2021: rote Beeren in der Nase, würzig-florale Anklänge, druckvoll im Gaumen, präsente, reife Tannine, gute Säure, strukturiert, tiefgründig, gute Balance.