Ein Schokoladenexport aus Dubai trifft in den sozialen Netzwerken einen Nerv.
Wer sich durch die Videos bei Tiktok kämpft, kommt nicht an der Dubai-Schokolade vorbei. Reihenweise brechen Influencerinnen und Influencer eine dicke Schokoladentafel auseinander, und eine grüne, cremige Füllung kommt zum Vorschein. Geräusch- und genussvoll wird die Schokolade dann verspeist.
Die Dubai-Schokolade begeistert Menschen rund um den Globus. Und anders als andere Food-Trends aus den sozialen Netzwerken schafft sie es auch in die Regale von Supermärkten.
Die Schokolade ist, so die gängige Erzählung, eine Kreation von Sarah Hamouda. Die heute 38-jährige Frau hat ägyptische und britische Wurzeln und lebt in Dubai. Daher hat die Schokolade auch ihren Namen. Auf die Idee dafür kam Hamouda 2021, als sie während ihrer Schwangerschaft Lust auf Süsses hatte. Herkömmliche Schokolade war ihr zu gewöhnlich, also vermischte sie Vollmilchschokolade, Pistaziencrème, Sesammus und Kadayif. Kadayif sind süsse, dünne Teigfäden, die auch für Baklava verwendet werden. Im Deutschen kennt man sie auch als Engelshaar.
Virales Video verhilft Dubai-Schokolade zum Erfolg
Hamouda machte sich selbständig und gründete eine Schokoladenmanufaktur. Der Durchbruch kam zwei Jahre später. Im Dezember 2023 probierte die Influencerin Maria Vehera die Dubai-Schokolade in einem Video. 90 Millionen Mal wurde ihr seit der Veröffentlichung dabei zugeschaut.
Warum gerade diese Schokolade auf Tiktok – und darüber hinaus – so beliebt ist, liegt an mehreren Faktoren.
Zunächst sind da die Geräusche. Maria Vehera ist eine ASMR-Influencerin. ASMR ist die Abkürzung für «Autonomous Sensory Meridian Response» und steht für ein kribbelndes, wohliges Gefühl im Körper. Ausgelöst wird es unter anderem durch akustische und visuelle Reize. Viele Menschen nutzen ASMR als Entspannungs- oder Einschlafhilfe.
Eine wundervolle Sauerei
Die Influencerin Vehera setzt in ihren Videos darauf. Mit einem sehr empfindlichen Mikrofon nimmt sie die Geräusche auf, die sie beim Essen macht. Das beginnt damit, dass sie mit ihren Fingernägeln über die knisternde Verpackung streicht, bevor sie diese schwungvoll öffnet. Das Brechen der Schokolade erhält ebenfalls viel Raum. Höhepunkt ist das Knirschen und Schmatzen, das beim Kauen der Schokolade im Mund entsteht.
Ebenso wichtig sind die visuellen Reize. Hier punktet die Dubai-Schokolade mit dem grünen Inneren, das Fäden zieht. Die cremige Masse tropft links und rechts aus Veheras Mund, begleitet von einzelnen Schokoladestückchen. Alles fügt sich zu einer wundervollen, sündigen Sauerei zusammen.
Ein anderer Grund für den Erfolg der Dubai-Schokolade dürfte die namensgebende Stadt selbst sein. Dubai gilt seit geraumer Zeit als Mekka für Influencerinnen und Influencer sowie die Schönen und Reichen. Die Stadt in den autoritär regierten Vereinigten Arabischen Emiraten lockt mit tiefen Steuern, stabilen Verhältnissen, schicken Restaurants und spektakulärer Architektur. Dubai erfreut sich auch als luxuriöse Feriendestination steigender Beliebtheit.
Ein Stück dieses Wüstenzaubers erhält, wer in eine Dubai-Schokolade beisst. Das haben auch die Vereinigten Arabischen Emirate bemerkt und machen damit Werbung. So wurde ein CNN-Bericht über die Schokolade vom Land gesponsert.
Zahlreiche Nachahmer
Die 500 Stück Dubai-Schokolade, die die Erfinderin Sarah Hamouda jeden Tag herstellt, sind laut ihren Angaben im Nu ausverkauft. Trotz dem stolzen Preis von fast 20 Dollar pro Tafel.
Auch Nachahmer springen auf den Trend auf. Wer auf Tiktok nach Dubai-Schokolade sucht, findet zahlreiche Videos von Leuten, die selbst eine Tafel verzehren. Und da das Original nur in Dubai verkauft wird, füllen andere Anbieter die Lücke. Wer in der Schweiz nach der Schokolade sucht, findet verschiedene Nachahmungen. Die Preise reichen von 10 bis 30 Franken. Auch in Deutschland gibt es zahlreiche Angebote in einer ähnlichen Preisklasse.
Der Detailhandel hat ebenfalls gemerkt, dass es für die Dubai-Schokolade Nachfrage gibt. In Deutschland gibt es sie zum Beispiel in einigen Rewe-Filialen im Sortiment. In der Schweiz ist die Dubai-Schokolade in der neuen Globus-Filiale am Bellevue erhältlich, die am 15. November aufgeht. Und wer sich selbst als Chocolatier betätigen möchte, für den gibt es im Internet zahlreiche Rezepte.